NIGHT PROWLER – no escape (Re-Release)

Winter, Schnee und Sonnenschein. So sieht es momentan in unseren hiesigen Landen aus. Einzig die Sonne haben wir aktuell mit dem fernen Brasilien gemein. Naja fast, denn auch die Liebe zum Heavy Metal verbindet Deutschland und Brasilien. Das zeigen beispielsweise Night Prowler aus der Millionenmetropole Sao Paulo. Kopf des Quintetts ist Luke D. Couto, der eigentlich im Jahre 2017 ein Solo Projekt starten wollte und schnell merkte, dass er doch Musiker für seine Ideen brauchte. So wurde aus Night Prowler schließlich eine richtige Band und aus der geplanten EP wurde im Jahre 2018 ein reguläres Debütalbum mit satten zehn Songs. Manchmal kommt es halt anders als man denkt und in diesem Falle war es wohl das Beste, was Luke und uns passieren konnte. Denn dieser Release hat das Underground Kultlabel Dying Victims Productions so beeindruckt, dass sie es zwei Jahre nach der ersten Veröffentlichung runderneuert wiederveröffentlichen, inklusive schickem neuen Cover. Im Vergleich zum ersten doch recht schnörkellosen Werk eine einhundert prozentige optische Steigerung.

Musikalisch wildert der südamerikanische Fünfer in alten europäischen Hard Rock und Heavy Metal Gründen und kreiert daraus seinen ganz eigenen Style. Das Instrumental-Intro “Runner 97T” wird mit einem ruhigen Synthesizeranfang eingeläutet, in dem in Kürze ein Gitarrensolo einsetzt und den 80er Retrosound in etwas Metallisches verwandelt. Def Leppard hören die Jungs auf jeden Fall, soviel steht schon mal fest. Schon bei den ersten Gesangsparts wird klar, dass Luke mit Fronter Fernando Donasi ein goldenes Händchen bewiesen hat. Klar, druckvoll und auch in den Höhen absolut sicher screamt sich der Junge souverän durch seine Parts. Der Night Prowler Sound ist schwer 80er lastig und deckt eine breite Range von Hard Rock bis zum Heavy Metal ab. “Never Surrender” etwa weiß mit einem Headbangintro zu überzeugen, das einen einfach in Bewegung setzt, ob man will oder nicht. Das recht ruhige “Night Prowler” wirkt fast schon episch und auch hier arbeiten die Jungs mit Synthieuntermalung, was dem Ganzen einen vertrauten Klang gibt. Das Retrotasteninstrument findet im Verlaufe des Rundlings immer wieder seinen Weg in die Songs, aber immer sehr dezent und nie aufdringlich. Das fast fünfeinhalb minütige und balladeske Werk ist ein echter Knaller und zeigt die Spielfreude des Quintetts. Der Folgetrack “Out In The Streets” ist mit seinem gesteigerten Tempo eine willkommene Abwechslung und knallt schön rein. Geiler Refrain und auch die Gitarrenparts rocken auf ganzer Linie. Das Album verströmt eine kraftvolle Energie und macht richtig Laune. Ab und an wird man durch unvorhersehbare Songstrukturen überrascht, was die Scheibe auch beim wiederholten Male sehr interessant macht. Ein sehr geiler Titel ist auch “Love Hard Girls”, der einen mit seinem treibenden Drumming mit den zackigen Gitarren so mächtig nach vorne geht, dass man in den Sessel gedrückt wird. Ambush Fans werden hier ihre absolute Freude haben. Beim Titeltrack geht die Post jetzt richtig ab und es ist der schnellste Track der Scheibe, was Night Prowler gut zu Gesicht steht. Als Rausschmeißer fungiert das mit einer Akustikgitarre beginnende “Stranger”, das es auf über sechs Minuten bringt und wieder eine tolle Atmosphäre erzeugt.

Als Resümee bleibt mir nur, den Brasilianern zu einem wirklich starken Album zu gratulieren und Dying Victims zu einer vielversprechenden Band, von der man in Zukunft sicher noch weiter hören wird. Fans der ruhigeren Gangart und Retrofans sollten hier auf jeden Fall mal einen Stopp einlegen.

Wertung: 8/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen