NIGHT SCREAMER – dead of night

Chartmusik am frühen Morgen vor der Haustür. Damit wünscht sich wohl keiner von uns geweckt zu werden. Entsprechend mies ist meine Stimmung an diesem Tag der Arbeit. Das ist halt der Nachteil, wenn man mitten in der Stadt wohnt, dann muss man leider Stadtfeste, verkaufsoffene Sonntage und Stadtläufe über sich ergehen lassen. Da kommt es natürlich ganz gelegen, wenn der Joxe mich regelmäßig mit neuem Promomaterial versorgt. Das erste was mir heute Morgen über den Weg läuft sind Night Screamer. Nein, das ist keine neue Super Metal Fusionsband aus Schweden, sondern eine verhältnismäßig junge Heavy Metal Band aus der Hauptstadt des Vereinigten Königreichs. Seit 2013 ist das Quintett aktiv und hat mit zwei EPs und einer Single bereits für einigen Aufruhr gesorgt in ihrer Heimat. Ihr erste EP „Hit ‚n’ Run“ hat mich auch vor geraumer Zeit echt gefesselt und lief rauf und runter. Nun ist es also an der Zeit, mit ihrem Erstlingswerk auch im Rest von Europa zu punkten.

Ein cooles 80er Cover lässt das Herz schon einmal höher schlagen. Danach zeigt ein kurzer Blick auf die Tracklist, dass auch mein Lieblingssong, nämlich das Titelstück von bereits erwähnter erster EP es bis auf das Debüt geschafft hat, sowie „Sacrifice“ von der zweiten EP und „March Of The Dead“ von der letzten Single. Im Vergleich zu den ersten Veröffentlichungen fällt sofort der glattgebügelte Sound ins Ohr. Dieser leicht rohe und rotzige Charme ist auf der Strecke geblieben und einem klaren Studiosound gewichen. Nicht weiter schlimm, denn das macht Night Screamer erwachsener und ich sage mal: Willkommen auf dem nächsten Level.

„Sacrifice“ muss dann auch gleich als Opener herhalten und beeindruckt mit ordentlich schmissigen Gitarrenriffs und rockigen Zügen. Das ganze rückt schon ordentlich die Falten gerade, auch wenn ich finde, dass der Track mit gut sechs Minuten für Position eins zu lang ist, das aber nur am Rande. Mit dem selbstbetiteltem „Night Screamer“ geht es energiegeladen weiter und auch hier macht sich dieses nostalgische 80er Jahre Gefühl beim Hören breit. „Party With The Devil“, dieser stampfende Gute Laune Track, ist der nächster Anspieltipp und für mich eine der besten Nummern des Albums. Das schleppende „Paradise Lost“ ist nett gemacht, auch da wohl Basserin Julia B. Cadau mal mitsingen darf. Schöne Atmosphäre und Spannungsbögen, die das Quintett hier erschaffen hat. „Out Of My Mind“ wurde ein sehr dynamischer Rausschmeißer, der noch ein letztes Mal zum Kopfschütteln einlädt, bevor nach einer knappen Dreiviertelstunde der Rundling durchgelaufen ist.

Night Screamer haben sich auf „Dead Of Night“ ordentlich ins Zeug gelegt. Herausgekommen ist ein starkes Debüt, bei dem bereits beim ersten Durchhören einiges hängen bleibt und so die Entscheidung für einen weitere Runde einfach macht. Ob die Band sich in Zukunft in der ständig wachsenden Masse an Bands behaupten kann, bleibt abzuwarten – wünschen würde ich es ihnen auf jeden Fall.

Wertung: 8/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen