NIGHTFYRE – shattered lands (EP)

Zur Zeit sind ja Retro-Bands, die den klassischen Metal aus der New Wave Of British Heavy Metal nachahmen, schwer angesagt. Doch Nightfyre aus Münster, 2013 gegründet und bereits mit einem viel beachteten Longplayer im Gepäck, heben sich aus der Masse ab. Sie versuchen nämlich nicht wie andere, den heute teilweise etwas antiquiert klingenden Sound der 80er zu imitieren, sondern präsentieren uns auf ihrer aktuellen EP „Shattered Lands“ eine herrlich fette Produktion, die durchaus mein Herz erwärmen konnte. Ja, das ist eindeutig von der NWoBHM inspiriert, aber das klingt erstaunlich frisch und zeitgemäß.

Ganz stark vor allem die Gitarrenarbeit, die von den Riffs der alten Maiden, Accept, Priest und Saxon beeinflusst ist, aber herrlich nach den jüngeren Produktionen der genannten Größen klingt. Eigentlich war „Shattered Lands“ so gar nicht geplant. Die EP ist wohl, wie so vieles zur Zeit, der Corona-Live-Pause geschuldet. Was macht eine Band, die Musik machen möchte, aber nicht  auftreten kann? Genau, sie geht ins Studio. So war das auch bei Nightfyre. Und weil man für den einzigen bereits live vorgestellten Track „Lady In Black“ seine Fans für die Backing-Vocals ins Studio einladen wollte, hat man diese einfach per WhatsApp-Messenger einsingen und einsenden lassen. Das Ergebnis klingt durchaus anständig. Apropos Vocals: Sänger David Cruz wird als der junge, portugiesische James Hetfield angepriesen. Ja, er erinnert durchaus an den Metallica-Frontmann, aber wieso der „junge“ Hetfield? Ich persönlich empfinde seinen Gesang eher als mit dem älteren Hetfield vergleichbar und insgesamt die Fußspuren schon verdammt groß für diesen jungen Mann. Da will er wohl erstmal hin und das Potential besitzt er sicher auch, aber an manchen Stellen hätte ich mir mehr von der typischen und vielleicht auch gewollten Aggressivität des Vorbildes gewünscht. Auch wenn er insgesamt seine Sache sehr ordentlich macht.

Bestechend finde ich bei Nightfyre vor allem, und das habe ich oben schon erwähnt, die Gitarren. Klasse, schöne fette Riffs und saubere, geile Leads. Das ist ganz nach meinem Veteranengeschmack. Auch songtechnisch ist man auf einem sehr guten Weg, auch wenn es hier und dort noch Nuancen gibt, an denen man feilen könnte, um mit den Melodien noch mehr Ohrwurmcharakter zu erreichen. Aber insgesamt ist „Shattered Lands“ eine sehr runde und anständig klingende Sache geworden, bei der ich auch Lust verspüre, sie nochmal aufzulegen. Das mit seinem catchigen Refrain eher im Mid-Tempo gehaltene „Far From Home“ und vor allem der sich tempomäßig rasch steigernde Titeltrack haben durchaus Wiedererkennungswert. Und beim abschließenden „Haunted By Fyre“, das auch nochmal richtig gut durchstartet, fühlte ich mich eingangs fast ein wenig an Saxon’s „Princess Of The Night“ erinnert.

Fazit: Sehr ordentliches Ergebnis, das in einer modernen Produktion gerade für Fans des Powermetals und der NWoBHM interessant sein könnte. Im Prinzip eigentlich das, was man unter „Heavy Metal“ versteht. Durchaus empfehlenswert.

Tracklist:
01   Intro II
02   Far From Home
03   Lady In Black
04   Shattered Lands
05   Haunted By Fire

Wertung: -/10
Autor: Wolfgang Haupt