Oberbreakdown
Oberhausen, Helvete, 01.02.2019
Auf geht’s in ein musikalisches Malheur für Fresse dick. Fängt auch gleich an. Human Waste karren ihren aggressiven Death Grind aus Aachen an und laden im sich noch füllenden Helvetekeller ab. Der Fünfer mit zwei Gitarren gibt brutal auf die Baseballkappe, dass die ersten Publikumsreaktionen nicht lange auf sich warten lassen. Durch massig Aktionen von Shouter Jan wird der langhaarige Gitarrist rechts von ihm noch weiter an den Bühnenrand gedrängt. Seine Ansagen funktionieren abfahrplangemäß, denn der Moshpit folgt nach Ansage und Kreisläufer drehen schön gegen den Uhrzeigersinn ihre Runden. Ein starker Auftakt des heutigen Abends.
Das Bier fließt weiter und Diaroe betreten die Bühne. Das Quartett aus dem benachbarten Essen agiert mit dreizehn Saiten auf den Brettern und hat mit Christian einen Frontmann in seinen Reihen, der easy und flugs auf Pigsqueals und wieder zurück switcht. Er dirigiert die Menge wie er Bock hat und bringt die deutschsprachigen Lyrics wie die von “Alkoholwahnsinn” noch recht verständlich. Wer es verdient hat, bekommt sein Fett weg wie die Kirchgänger, die gleich noch ein kerniges Intro von Klaus Kinski vor den Latz bekommen. Überhaupt leiten die Jungs gerne mit Samples ein, bevor ohne Ende Gas gegeben wird und die Energie sich nicht nur bis in die ersten Reihen überträgt, sondern bis weit nach hinten. Auch Veranstalter Jan hat sich nach vorn durchgekämpft und wird auf die Bühne zitiert. Der Mann hat heute Geburtstag und bekommt zur Musik von Totos “Africa” ne Pulle Berliner Luft überreicht, singt dafür auch gleich in einem Song mit. Grandiose Stimmung bis zum Schluss…alle Daumen hoch!
Begging For Incest aus Köln sind seit 2006 am Start und jetzt als nächste dran, die Hütte zu zerlegen. Zwar wird etwas weniger Tempo gebracht, aber mehr Gewicht und Tiefe. Shouter Meik zermalmt und stampft die Bühne platt, während auf sein Verlangen eine Wall Of Death die letzten Stillsteher im vorderen Bereich der Location in Bewegung bringt, haha. Aber der von Exodus zitierte ‘Good Friendly Violent Fun’ greift auch hier, denn wer fällt, dem wird aufgeholfen. Das Trio mit Barfußgitarrist Jan, der sich mit technischer Hilfe auch um die tieferen Töne kümmert, hat keinen Basser. Die Frage, warum die Band zu dritt ist, beantwortet Meik damit, dass nicht mehr in sein Auto passen. Ja klar, das leuchtet ein. Der bedankt sich nicht nur nach “Constrained To Operate” sehr höflich, sondern einfach nach jedem Song und lässt auch schon mal ein freundliches “ihr geilen Drecksäue” ab.
Das war noch nicht alles, ein Slam-Abreißer ist noch angesagt. Weil die neue Veröffentlichung der zunächst angekündigten No One Gets Out Alive nicht rechtzeitig fertig wurde, spielt die Band nicht und dafür rutschten Korpse ins Billing nach, die auch gleich den heutigen Abend abschließen dürfen. Es wird eine sehr intensive Angelegenheit und so viel sei gleich vorweg genommen, in Sachen Brutalität heute der heftigste Vertreter auf den Brettern. In Adidas Trainingshosen liefern die Äxte den Punch, voluminöse Tiefstgrowls besorgen den Rest. Vom Pit über die Wall Of Death haben wir heute bislang schon alles gehabt. Bei den Holländern beginnt die Audienz jetzt mit Stagediven und Crowdsurfen. Langeweile geht definitiv anders. Shouter Sven lädt zum Finale für eine coole Abschlussfeier alle Besucher ein, auf die Bühne zu kommen. Die Fans lassen sich nicht lange bitten und es wird gefeiert wie Schwein, sogar noch während der anschließenden Rock- und Poserdisco.
Autor & Pics: Joxe Schaefer