OBITUARY – dying of everything

Wir schreiben das Jahr 2023, es herrschen unruhige Zeiten in unserer Welt. Pandemie, Krieg in Europa, Energiekrise… manch einer spricht von einer Zeitenwende. Nichts scheint mehr so zu sein wie noch vor ein paar Jahren. Doch halt: Es gibt auch Konstanten im Leben. Eine solche Konstante ist ohne Zweifel die Florida-Legende Obituary! Wie viele ihrer alten Weggefährten bleiben sie ihrem unverkennbaren Stil treu und machen auch nach rund 35 Jahren Bandgeschichte keine Experimente – und das ist gut so. Es gibt also vorwiegend groovigen Death Metal, der gelegentlich auch mal das Tempo anzieht, ohne allerdings in Blastbeats zu verfallen. Die Produktion ist schön fett, und John Tardys charakteristische Vocals geben dem Gesamtsound die typische Obituary-Würze. Beim schnellen Opener „Barely Alive“ bekommt der geneigte Hörer direkt und ohne Vorwarnung einen amtlichen Scheitel gezogen. Track Nr. 2, „The Wrong Time“, wurde bereits im Vorfeld über einen namhaften Streaming-Dienst veröffentlicht. Der Song pirscht sich über ein kurzes Percussion-Intro an und wird dann von einem dieser ebenso eingängigen wie genialen Groove-Riffs getragen, wie sie kaum eine andere Band besser beherrscht. Ein sehr starker Einstieg in das mittlerweile elfte Studioalbum der Band! Die weitere Marschroute des Albums ist klar. Es dominiert erwartungsgemäß das Midtempo, wobei es immer genug Abwechslung gibt, damit es nicht monoton wird. Das Material bietet zwar keine Überraschungen, ist aber durchgehend sehr stark, läuft gut rein und wird den Geschmack der Zielgruppe nicht verfehlen. Die fast schon abgebrühte Coolness, mit der die Gitarrenfraktion ein Killer-Riff nach dem anderen mühelos aus dem Ärmel schüttelt, war schon immer ein Markenzeichen. Obituary klingen trotz fortgeschrittenen Alters frisch und energiegeladen und bleiben uns in dieser Form hoffentlich noch lange erhalten. Daumen hoch für das erste geile Old School Death Metal Album des noch jungen Jahres, aus der Feder einer der größten lebenden Legenden des Genres!

Wertung: 8,5/10
Autor: Felix Schallenkamp