OVERKILL, EXHORDER, HEATHEN, KEOPS

Bochum, Zeche, 13.04.2023


Natürlich wohnen wir diesem großartigen Konzertevent in der altehrwürdigen Zeche Bochum bei. Bis auf den relativ jungen Opener kennen wir alle Haudegen bereits, denn die großen Namen haben es uns in der Vergangenheit schon häufiger derbe besorgt. Die Helden von Overkill waren noch im Dezember auf dem Ruhrpott Metal Meeting in Overhausen, haben sich aber diesmal für Bochum entschieden, ihre Tour zu starten. Es ist Donnerstagabend 18:30 Uhr. Das Licht geht aus und der Opener geht raus, das Publikum anzuheizen. Es fragen sich einige Gäste, warum gerade eine Band wie diese den Opener macht, zumal übermorgen in Osnabrück passenderweise Bonded diesen Job haben, oder warum überhaupt noch eine vierte Band den Hauptacts vorangestellt wurde, wo wir in der pünktlich Schluss machenden Zeche doch eh immer auf die Uhr gucken müssen. Beschwert wird sich jedoch nicht wirklich, schließlich folgen noch drei absolute Hochkaräter, die aber sehr wahrscheinlich sehr kurze Spielzeiten bekommen. Die Kroaten von Keops haben bereits drei Alben raus, sind aber für das heutige Billing weder wirklich Oldschool, noch thrashig. Mit viel zu vielen Keyboardklängen aus dem Back und recht statischer Performance werden im Publikum die offenen Reihen kaum geschossen und man kann jederzeit locker bis zur Bühne durchgehen. Zwar lassen sich die Gitarristen zu kurzen Banganfällen aus, wogegen der Shouter jedoch eher den Eindruck erweckt, auf die Bühne gekommen zu sein, um nur mal eben eine Durchsage zu machen. Der Auftritt ist schnell vorbei und endet auch mit Synthies aus dem Off. (Joxe Schaefer).


Die alten Recken von Heathen müssen sich noch immer an ihrem megagenialem Comebackalbum „The Evolution Of Chaos“ messen lassen, obwohl das jüngste, übrigens von Gitarrist Kragen Lum fabrizierte Heathen-Album „Empire Of The Blind“ gar nicht so verkehrt war. Ihr Auftritt ist schon mal eine ganz andere Nummer, als das bislang erlebte. Nach einem großen Hallo, als der Fünfer die Bühne betritt und bekannte Gesichter in den ersten Reihen begrüßt, hören wir zum Opener „The Blight“ Hey-Rufe und sehen gereckte Arme von vorne weg. Obwohl Gary Holt von Slayer zurück bei Exodus ist, und Kragen Lum von Exodus zurück bei Heathen, glänzt Mister Lee Altus leider noch durch Abwesenheit und lässt sich durch Kyle Edissi vertreten. Das vom Vince Neil „Exposed“ Album und natürlich von Saxons „Crusader“ bekannte „Set Me Free“ steht auch den Bay Area Thrashern heute Abend gut zu Gesicht, ist aber im Original von The Sweet und auf dem 1984er Heathen Debüt „Breaking The Silence“. Obwohl fast alle Register gezogen werden, verhalten sich die Fans noch viel zu ruhig. Erbärmlich ruhig bei einem solch lieferndem Hochkaräter. Hoffentlich sehen wir Heathen bald als Headliner wieder, dann aber bitte mit Herrn Altus und dem heute natürlich nicht gespieltem Epik-Kracher „No Stone Unturned“. Mal sehen, ob es jetzt die Recken von Exhorder schaffen, ihre berüchtigten Vernichtungsqualitäten auszuspielen. (Joxe Schaefer).


Als Co-Headliner stehen an diesem Abend Exhorder aus New Orleans auf dem Programm. Die Jungs um das letzte verbliebene Originalmitglied Kyle Thomas sind ein seltener, aber gern gesehener Gast auf deutschen Bühnen, was man daran merkt, dass die Reaktionen des Publikums zunächst etwas verhaltener sind. Aber was soll bei einem Set schief gehen, was direkt mit dem Klassiker „Slaughter In The Vatican“ von eben diesem Debüt anfängt? Na ja, die Fußmaschine von Sasha Horn kann direkt bei diesem ersten Song des ersten Tourtages den Geist aufgeben. Die Kollegen von Heathen haben glücklicherweise ihre Backline noch nicht wieder komplett verladen und helfen schnell mit einem Ersatzgerät aus. Heute verstärkt Waldemar Sorychta die Truppe an der zweiten Gitarre, die deutlich böser klingt als die zuvor erwähnten Kalifornier. Kyle Thomas widmet den Song „Death In Vain“ und den kompletten Gig Waldemars verstorbener Frau Ela, die zu ihren Lebzeiten in der Bochumer Zeche gearbeitet hat, worauf das Bochumer Publikum endlich ein bisschen aufwacht. Auch wenn Exhorder immer als die Erfinder des Groove-Thrashs, mit dem Pantera weltberühmt wurden, gehandelt werden, so drücken sie heute eher auf das Gaspedal. „My Time“ vom immer noch aktuellen Album „Mourn The Southern Skies“ hält das Tempo oben. „Legions Of Death“ und die Bandhymne „Exhorder“ werden der Punkszene gewidmet, bevor der starke Gig mit „Desecrator“, ebenfalls vom „Slaughter In The Vatican“ Album auch schon wieder vorbei ist. Die Jungs sollten öfter kommen. (Jens Wäling).


Overkill sind nach vier Jahren Zwangspause endlich wieder in Europa unterwegs. Der Tourauftakt findet in der Zeche in Bochum statt. Die Location könnte nicht besser gewählt sein, da die Band hier einen ihrer ersten Liveauftritte in Deutschland 1986 hatte. Pünktlich um 21:30 Uhr läuft das Intro zum neuen Stück „Scorched“ vom Band und Jason, Dave, Derek, D.D. und Bobby erstürmen unter tosendem Beifall die Bühne. Der neue Song kommt beim Publikum gut an, auch wenn es ein wenig dauert, bis es vor der Bühne zu Bewegung kommt. Mit „Bring Me The Night“ und „Electric Rattlesnake“ folgen zwei Stücke aus der jüngeren Vergangenheit. Das Publikum wird lockerer und bei „Hello From The Gutter“ und „Powersurge“ ist der Moshpit in vollem Gang. Als nächstes gibt es mit „Wicked Place“ einen weiteren Song von der neuen Platte, der bereits letztes Jahr auf dem Ruhrpott Metal Meeting gespielt wurde. Der Sound in der Zeche ist definitiv besser und klarer als letztes Jahr in Overhausen, was dem sowieso schon geilen Song noch die Krone aufsetzt. Auch das Schlagzeug klingt heute viel dynamischer und weniger getriggert. Mit dem Doppel „Coma“ und „Horrorscope“ geht’s zurück zum gleichnamigen Album von 1991. Die Stimmung auf der Bühne ist super, Derek an der Gitarre ist die ganze Zeit damit beschäftigt, das Publikum mit Plektren zu bewerfen und dennoch tight zu spielen. Bobby haut die ein oder andere Anekdote raus und bedankt sich aufrichtig in seiner immer sympathischen Art beim Publikum für den Support! Weiter geht es mit „Long Time Dyin’“ auf den mit „The Surgeon“ der dritte neue Song des Abends folgt. Nachdem der Chirurg die Fans erfolgreich operiert hat, kommt die „Mean Green Killing Machine“, um dem Publikum den Rest zu geben, damit wir hinterher together forever „Ironbound“ sind! Wer Overkill schon öfter gesehen hat, der weiß, dass mit „Elimination“ langsam das Konzertende eingeleitet wird. Mit „Overkill“ und „Rotten To The Core“ als Zugabe wird noch mal tief in der Diskographie gewühlt, um dann, wie es sich gehört, das Konzert mit „Fuck You!“ zu beenden.

Der Konzertabend war total geil und ein absolut würdiger Tourauftakt. Das besondere Highlight heute Abend waren die Skullkrushers Germany, die aus allen Ecken Deutschlands angereist sind, um Overkill zu supporten. Die Band weiß dies zu schätzen, denn Bobby und Derek tragen Skullkrushers Shirts auf der Bühne. Geile Brotherhood!!! Skullkrushers forever – für immer Skullkrushers! I.U.W.S

Autor: Jens Wäling, Matze Fittkau, Joxe Schaefer
Pics: Joxe Schaefer