PARADISE LOST – medusa

Als Paradise Lost-Fan der ersten Stunde hat man es nicht immer leicht gehabt. Nachdem die Engländer mit ihren Frühwerken alles richtig gemacht haben und ein paar absolut stilprägende, legendäre Alben rausgehauen haben, kam eine ziemlich lange Durststrecke. Zum Glück ist die Band irgendwann wieder – zumindest teilweise – zu alten Tugenden zurückgekehrt. Dass die Qualität von Göttergaben wie „Gothic“, „Shades Of God“ und „Icon“ natürlich nie wieder erreicht wurde, muss wohl nicht erwähnt werden.

Daran ändert auch das neue Album „Medusa“ nichts, allerdings findet die Rückbesinnung auf alte Qualitäten hier dennoch ihren bisherigen Höhepunkt! Bereits der Vorgänger „The Plague Within“ lies mehr als aufhorchen: Nick Holmes hat plötzlich wieder gegrowlt, und die Platte ging stilistisch tatsächlich in die Doom/Death orientierte Frühphase zurück. Allerdings wollten einige Sachen bei mir nicht richtig zünden, und das Album war im Grunde besser gewollt als gekonnt…

Das ist bei „Medusa“ zum Glück anders: das neue Werk ist deutlich tiefer und emotionaler, und ganz nebenbei auch fetter und düsterer ausgefallen. Pate stand hier überdeutlich das „Gothic“-Album von 1991.

Der Opener „Fearless Sky“ ist ein achteinhalb minütiger Doom-Death-Monolith, geprägt von tiefer Melancholie und Finsternis. Nick Holmes growlt deutlich fieser als noch auf dem Vorgänger und lockert das ganze nur kurz durch Icon-Style-Vocals (wenn man das so nennen kann) auf. Ganz starker Einstieg! Im weiteren Verlauf geht man diesen Weg weiter, wobei ab und zu auch mal ein wenig aufgelockert wird – allerdings ohne die Grundstimmung des Albums zu kippen. Und die ist so, wie man es von den  jungen Paradise Lost kennen und lieben gelernt hat: Emotional, melancholisch, düster und hochgradig Gänsehaut-verursachend!

Ich möchte nicht jeden Song einzeln analysieren, aber erwähnt werden sollte definitiv noch „From The Gallows“, mein Highlight des Albums. Ein fetter Stampfer, der tatsächlich so auf „Gothic“ hätte stehen können. Oberhammer!!!

Und auch die Single-Auskopplung „Blood & Chaos“, ein etwas schnellerer Song, schlägt so ziemlich alles, was ich in den letzten Jahren im Bereich Gothic-Death Metal (hat man früher tatsächlich so genannt) gehört habe. Anfang der 90er hätte dieses Geschoss auf jeden Fall die Tanzflächen in den passenden Clubs gefüllt!

Mein Fazit: „Medusa“ ist tatsächlich ein Album geworden, das ich mir so nicht mehr unbedingt erhofft hätte. Wer die Briten seit damals aus den Augen (bzw. Ohren) verloren hat, sollte spätestens jetzt selbige wieder auf sie richten – es lohnt sich! Und auch allen anderen sei gesagt: Wenn ihr den passenden musikalischen Begleiter für den nahenden Herbst sucht, solltet ihr zugreifen! Für mich ein ganz klarer Kandidat für das Album des Jahres!!

Wertung: 9/10
Autor: Felix Schallenkamp

Label:NUCLEAR BLAST
VÖ-Datum:01.09.2017
Running Time:42:41
Format:CD

Erhältlich bei:
Amazon | Idiots Records