PENTAGRAM, DUN RINGILL

Dortmund, Junkyard, 08.08.2023


Komisch, irgendwie kommt es uns so vor, als wären wir grad erst hier gewesen. Bei genügend Hirndurchblutung, worauf es im Laufe des Abends aber nicht in erster Linie ankommt, fällt uns wieder ein, es war vor gut einer Woche bei Jag Panzer. Völlig anderes Publikum heute, aber musikalisch ist jetziger Abend nicht weniger interessant. Den Anfang machen Dun Ringill aus Göteborg, ein derbe groovender Doomsechser mit zwei Linkshand-SG, einer Flying V und einem Rickenbacker. Und es gelingt ihnen früh, den Raum vor der Bühne schnell zu füllen. Na gut, es sind sehr viele Besucher erschienen und es fühlt sich an wie ausverkauft, doch es gab noch Karten an der Abendkasse. Als es auf der Hallenbühne pünktlich losgeht und es gleich nach den ersten Songs ordentlich Applaus gibt, macht Basser Patrik die Ansagen, den man vielleicht noch von den inzwischen aufgelösten Doomheads von The Order Of Israfel kennt. Er sagt das neue „Blood Of The Lord“ vom gerade erschienenem Album „Where The Old Gods Play – Act 1“ an, welches zu unhektischen Bewegungen auf und vor der Bühne bei wenig Lichterwechsel schon zünftig abgefeiert wird. Die Lightshow fällt schon mal heller aus als hier letzte Woche. Einen kleinen Anteil Melodie findet man in ihrem massiven Sound wieder, sollte man bei drei Gitarren auch erwarten dürfen, dass es im Abschlussbeifall sogar vereinzelte Rufe nach Zugabe gibt, doch nach etwas über vierzig Minuten ist dennoch Schluss.


Die psychedelische Musik in der Umbaupause stammt übrigens von den ersten Ufo-Scheiben vor der Schenkerphase. Ebenfalls auf eine bewegte Vergangenheit schaut Mister Bobby Liebling zurück, man beziffert hier das Pentagram Tourplakat mit gezählten 53 Jahren. Das ist schon eine Hausnummer und die junggebliebene Ikone selbst macht auch keinen Hehl draus. Vor allem findet jeder der Besucher den Sound ziemlich in Ordnung, der bei ihnen in der Vergangenheit, besonders auf Festivals, nicht immer gut war. Auf jeden Fall haben wir ihren Gig vom Rock Hard Festival 2015 nicht in die Geschichtsbücher geschrieben. Zum Glück ist das alles heute im Junkyard ganz anders. Bobby ist recht fit und gut bei Stimme, und bringt das mächtige „All Your Sins“ schon als zweites. Ein weiteres Gros, was eine ganze Menge ausmacht, ist sein jahrelanger Sidekick an der bratenden Doomriffgitarre Victor Griffin. Als sehr gut eingespieltes Team, Riffmaschine und durch gemeinsame Faxen glänzt er noch mit einigen Monstersoli und verursacht extrafette Ausrufezeichen. Das Mädel vor mir meint, draußen würde grad der Himmel einbrechen, aber irgendwie interessiert mich das im Moment keinen Propeller. Irgendwie haben wir uns gerade erst schön eingegroovt, als der Vierer schon nach einer Stunde Bühne die Bühne verlässt. Der wird aber zurück geklatscht und gebrüllt, spielt offensichtlich sehr gerne noch einmal auf und während üppige fünfundzwanzig Minuten für monströse Zugaben beansprucht werden, steigern sich die Publikumsreaktionen noch einmal und bis zum Ausgang im hinteren Teil der Halle gehen immer wieder die Arme hoch. Die Show endet zünftig mit einer minutenlagen Rückkopplung. Völlig egal auch noch beim Verlassen der Halle, dass es inzwischen tatsächlich zu regnen begonnen hat.

Autor & Pics: Joxe Schaefer