PHANTOM SPELL – immortal’s requiem

Hmm, wieder mal eine Band, die mir so gar nix sagt. Nun, ein Blick in das digitale Datenblatt dieser Scheibe offenbart, dass es sich bei Phantom Spell um ein Soloprojekt handelt und zwar von keinem geringeren als Kyle McNeill, bekannt von seinem Einsatz bei den Londoner Heavy Metallern Seven Sisters. Erklärt auch, warum mir das nix sagt, finde ich Seven Sisters doch eher so semi. Nun, wie auch immer, Kyle gründete dieses Projekt als Hommage an seine alten Prog Rock Helden und Dank der Pandemie hat er sich nun diesen langersehnten Wunsch erfüllt und seine musikalischen Einflüsse vertont.

Mit „Immortal’s Requiem“ legt er also sein Debütalbum vor. Bereits im Vorwege sorgte die erste Singleauskopplung „Keep On Running“ für ordentlich Wirbel. Entstanden ist eine gut vierzig minütige Zeitreise in die Siebziger Jahre. Musikalisch liegt Phantom Spell irgendwo zwischen Uriah Heep, Kansas und Yes. Hmm, alles nicht wirklich meine Baustellen, dennoch lasse ich mich von Kyle auf seine Reise mitnehmen. Mit dem Titelsong machen wir den Anfang und das ruhige Intro wird von einigen gesungenen Zeilen und verspielten Gitarrentönen aufgepeppt und geht mit einem steigenden Spannungsbogen direkt in das sperrig wirkende, achteinhalbminütige „Dawn Of Mind“ über. Hier dominieren anfangs Tastentöne, aber auch Gitarre und Schlagzeug sind zu finden und bilden eine tolle Symbiose, die mit Kyles klarem und kraftvollen Gesang zu einem wahnsinnig vielschichtigen Hörerlebnis werden. Besonders gut gefällt mir, wie es geschafft wurde, den 70er Jahre Spirit einzufangen. „Dawn Of Mind“ ist trotz seiner Länge sehr kurzweilig und fesselnd. Etwas zügiger, zumindest über große Strecken, geht es bei „Seven Sided Mirror“ zu. Auch das folgende „Up The Tower“ weiß mich ab den ersten Akkorden in seinen Bann zu ziehen. So vergehen unbemerkt die Minuten und mit dem kosmischen Instrumental „Black Spire Curse“ nehmen wir Anlauf zum verträumten, siebeneinhalbminütigen „Blood Becomes Sand“, dass aber trotzdem vor Energie und Abwechslung strotzt und mit seinen schweren Basslinien ein echter Hinhörer ist. Mit dem treibenden Rory Gallagher Cover „Moonchild“ geht es in die vorletzte Runde dieser Scheibe. Den Abschluss bildet der zweite Bonustrack „Keep On Running“ in einer alternativen Version, bevor die anschließende Stille über einen hereinbricht.

Kyle hat mit „Immortal’s Requiem“ ein packendes 70er Prog Rock Album an den Start gebracht und überzeugt mich auf ganzer Linie. Es hat zwei  Durchläufe bei mir gebraucht, mich darauf einzulassen, aber dann schlägt Phantom Spell voll zu und entfaltet sich zu einem Sounduniversum, dem schwer zu entkommen ist. Diese Scheibe ist für mich ein echtes Highlight und wird sicher noch das ein oder andere Mal bei mir laufen.

Wertung: 9/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen