PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS  – the age of absurdity

Immer wieder kündigen alte Bands mal Abschiedstourneen an, brechen ihr Wort aber ständig und kehren stets zurück. Wenn das einzig verbliebene Urgestein einer Band stirbt und deine Lieblingsband urplötzlich für immer verschwindet, läuft der Hase jedoch anders. So geschehen vor ziemlich genau zwei Jahren, als Motörhead nach Lemmy Kilmisters Tod für immer aufgelöst wurden. Aber es ist schön zu sehen, dass aus den anderen Mitstreitern noch etwas geworden ist, während beiläufige Mitmusiker doch meistens für immer von der Bildfläche verschwinden. Schlagzeuger Mikkey Dee ist nach einem kurzen Gastspiel bei Thin Lizzy schließlich bei den Scorpions gelandet. Und Phil Campbell macht sein eigenes Ding und zieht, statt durch große Arenen, doch lieber wieder durch kleine, stinkende Clubs, wie zu seinen Anfangstagen. Seine Band nennt sich Phil Campbell And The Bastard Sons. Und der Name ist tatsächlich Programm. Dass „Bastards“ auch ein Motörhead-Album war, wird vermutlich Absicht sein, aber in dieser Combo spielen tatsächlich drei seiner Söhne (oder alle drei Söhne?) mit: Todd (Gitarre), Tyla (Bass) und Dane (Schlagzeug). Lediglich Sänger Neil Starrs entstammt nicht dem walisischen Campbell-Clan. Aber wo geht es musikalisch hin? Live hatte man zuvor schon Coversongs von Motörhead, ZZ Top oder Black Sabbath mit im Set. Die selbstbetitelte, 2016 erschienene EP klang eher wie die Soloalben von Slash mit Myles Kennedy. Würde das Album anders ausfallen? Im Prinzip nicht, der Opener „Ringleader“ überrascht jedoch zunächst mit einem für Motörhead typischen Riff. „Freak Show“ klingt dann eher relaxt, wie man es von den Bastard Söhnen kennt. „Skin And Bones“ drückt mit einem stampfenden Riff alles nieder. „Gypsy Kiss“ ist ein Uptempo-Rocker im Stil von Motörhead´s „Eat The Gun“. „Welcome To Hell“ wird leicht punkig runtergerotzt. „Dark Days“ klingt düster und bluesig inklusive Mundharmonika. „Dropping The Needle“, „Step Into The Fire“ und „Get On Your Knees“ sind eher relaxte Rocker, die gut zum Mitwippen animieren, aber nicht so richtig vom Hocker hauen, was vor allem am eher lässigen Gesang liegt. Das pumpende „High Rule“ macht dann aber wieder ordentlich Dampf. Das traurig anmutende „Into The Dark“ ist als Raushauer eher ungeeignet. Hatte man bei der ersten Hälfte des Albums noch den einen oder anderen Aha-Effekt, so plätschert in Hälfte Zwei doch alles eher dahin. Insgesamt hat das Album zwar keine nennenswerten Lückenfüller zu vermelden, Begeisterungsstürme bleiben aber aus. Immerhin hat man dieses Mal auf die belanglosen Southern Rock-Einflüsse der EP verzichtet. Ist ganz nett, aber kein adäquater Ersatz für alte Motörheadbangers…

Wertung: 7/10
Autor: Daniel Müller