POSSESSED – revelations of oblivion
Totgesagte leben länger, oder kurz gesagt: Na endlich! Was soll ich groß als Einleitung schreiben? Hier kann ich mir wohl so ziemlich alles sparen, denn es gibt wohl kaum eine andere Band, die solch einen Kultstatus im Death Metal Bereich hat, wie Possessed. Nach ihrem 1984er Demo “Death Metal” wurde ein gesamtes Genre benannt, auch wenn es darüber bis heute Streitigkeiten gibt. Für mich ist und bleibt Possessed Namensgeber und mit ihren beiden Alben “Seven Churches” und “Beyond The Gates” hat man wohl unzählige Death Metal Bands beeinflusst. Nach diesen beiden Alben wurde es Ende der 80er ruhig um die Band, man versuchte in den frühen 90ern noch einmal, an alte Glanzzeiten anzuknüpfen, leider mit mäßigem Erfolg und vor allem ohne nennenswerten Veröffentlichungen. Singles, Splits, Compilations und Co. in den 2000ern brachten auch nur kurzes Ohrenspitzen in der Szene.
Jetzt nach 33 Jahren!!! ist es endlich soweit und das dritte Studioalbum des kalifornischen Quintetts erblickt das Licht der Welt. Viele hatten seit Jahren drauf gehofft, aber wohl kaum noch jemand damit gerechnet, auch wenn die Jungs seit Jahren schon wieder fleißig am Touren sind. So hatte ich einige Male schon die Freude, diese dynamische Liveband auf der Bühne bewundern zu können. Frontikone Jeff Becerra sitzt seit einem Unfall im Rollstuhl, ist aber dennoch ein absoluter Bewegungsfanatiker und macht Aktion wie kaum ein anderer Growler. Das ist wirklich der Wahnsinn, was der Kerl im Sitzen für eine Show abzieht.
Jetzt liegt das gute Stück also vor mir und irgendwie kann ich es immer noch nicht glauben. Zwölf Songs mit einer Laufzeit von vierundfünfzig Minuten habe ich vor mir. Das Cover erinnert mich auf den ersten Blick etwas an Ghost, trotzdem kommen sofort oldschool Gefühle auf. “Revelations Of Oblivion” beginnt mit einem knapp zweiminütigen Intro aus den Tiefen der Hölle. Danach geht es dann mit “No More Room In Hell” auf die Überholspur und mit Anlauf in die Fresse. Hammer, was für eine Energie, die Possessed da über die Jahre angesammelt haben! Jeff und Co. scheinen in der Form ihres Lebens zu sein. Genauso geht es auch weiter. Thrash / Death Metal der Extraklasse, ungezähmtes Geprügel mit super getimeten Breaks und Tempowechseln, abgerundet von einem absolut überzeugendem Jeff. “Demon” ist eines meiner Highlights, nicht nur wegen des geilen Bangparts in der Mitte. “Abandoned”, ebenfalls mit einem geilen rollenden Midtempopart und “Shadowcult” haben sie sogar schon live zum Besten gegeben. Was für eine Spielfreude. Hier hat sich wirklich über die letzten Jahre eine durchschlagskräftige Formation entwickelt. Bei Possessed haben sich in den vergangenen Jahrzehnten so viele Musiker die Klinke in die Hand gegeben, dass ich einfach hoffe, dass das aktuelle Line-up auch hält.
Weiteres Highlight, sofern man bei solch einem hochwertigen Album überhaupt von einzelnen Höhepunkten reden kann, ist der Track “Omen”, der eher ruhiger daherkommt, aber dennoch auf ganzer Linie punkten kann.
Das Jahr 2019 ist bislang an Veröffentlichungen eines der stärksten der letzten Jahre. Dazu gesellen sich nun auch Possessed mit ihrem Überraschungsrelease “Revelations Of Oblivion”. Dass es sich hierbei um einen Pflichtkauf handelt, muss ich wohl nicht noch extra erwähnen oder?
Wertung: 9/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen
Label: | NUCLEAR BLAST |
VÖ-Datum: | 10.05.2019 |
Running Time: | 54:12 |
Format: | CD, Mp3 |
Erhältlich bei:
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