PRETTY MAIDS, DAN REED

Pratteln (CH), Z7, 27.10.2024


Endlich mal wieder Z7. Viele großartige Bands haben wir hier gesehen, zum Beispiel Wolf und Sister Sin, welche die weite Anreise ebenso wert waren, wie die coole Location. Heute Abend sind die Pretty Maids hier zu Gast, für die diese  Konzertfabrik immer das Paradies war. Mehr dazu weiter unten. Doch fangen wir mal weiter vorne an, wo wir auf Grund günstiger Zugverbindungen früher am Ort des Geschehens eintreffen. Irgendwas tut sich da in der Halle auf der Bühne schon, aber eine Band scheint es nicht zu sein. Die Halle geentert, steht da ein Männeken wie Kyle Gass von Tenacious D auf der Bühne und zupft dagegen jedoch ruhige und melancholische Klänge in einer slapsticklosen Performance. Aber eine Stimme hat er, bekommt das Z7 zum Mitklatschen und spielen kann er auch, keine Frage. Bei dem Herrn handelt es sich nämlich um niemand geringeren als Dan Reed, der hier solo ohne seine ‚Network‘-Band akustisch agiert, und ebenfalls wie der Headliner unter dem Dach von Frontiers Records unter Vertrag steht. Etwas mehr Wumms hätten wir als Support schon gerne gehabt, und so steht die Zeit grad günstig für ein Imbiss vor der Halle, sowie für eine für günstige Gelegenheit, den gerade weniger konsultierten Merchstand zum Abgreifen von Shirts zu besuchen. Labelpolitik hin oder her, vor einem Headliner wie Pretty Maids ist eine leisere One-Man-Show schon sehr gewagt bis grenzinteressant. (Joxe Schaefer)


Die Pretty Maids und das Z7 waren Liebe auf den ersten Gig. Bei jeder Show herrscht Superstimmung und die Hütte ist immer voll, so auch heute mit wohl um die 1000-1200 zahlenden Gästen. Nicht verwunderlich, dass die Dänen einen ihrer wenigen Gigs dieses Jahr nach sechs Jahren Liveabstinenz im Z7 angesetzt haben, wurde hier im September 2011 das Livealbum „It Comes Alive (Made in Switzerland)“ aufgenommen. Nach dem gemächlich rockigen Auftritt von Dan Reed war es ein Leichtes für das erfahrene Quintett aus Jütland, die Halle von Beginn weg zum Wackeln zu bringen. Bereits als dritter Song dröhnt „O Fortuna“ aus den Boxen, gefolgt von einem meiner absoluten Lieblingssongs der Band – „Back To Back“. So früh im Set hat man kaum je die Klassiker gehört. Als Sahnehäubchen schiebt die Band gleich „Red, Hot and Heavy“ hinterher. Kurz darauf folgt mit „Yellow Rain“ ein weiterer meiner Lieblingssongs. Ronnie ist agil und bestens bei Stimme, auch wenn er gewisse Gesangspassagen elegant anpassen muss, um sie qualitativ sauber rüberbringen zu können. Wer seine Geschichte nicht kennt, würde nichts von seiner aktuell überstandenen Krebserkrankung merken. Eine Motivation für alle, die selber betroffen sind. Man kann es schaffen und zu alter Form zurückfinden. Und ehrlich gesagt, macht Ronnie einen frischeren und unverbrauchteren Eindruck als im Sommer 2017, als ich die Pretty Maids beim Barcelona Rock Fest das letzte Mal live gesehen habe. Leider wird in der sonst gut ausgewogenen Setlist das „Jump The Gun“ Album komplett übergangen. Ansonsten liegt der Schwerpunkt auf „Future World“, „Red, Hot And Heavy“ und „Pandemonium“. Für meinen Geschmack enthält die Setlist etwas zu viel „Gesülze“ wie „Drops Of Heaven“ oder das John Sykes Cover „Please Don’t Leave Me“. Da hätte ich lieber „Rock The House“ oder „Cold Killer“ gehört.

Aber seien wir froh, dass die Band die Bühne wieder entert und uns mit einem engagierten, musikalisch hochstehenden Auftritt beglückt. Ronnie kann nicht genug erwähnen wie toll das Z7 und seine Crew sind, was ich im Grunde nur bestätigen kann. Auch wenn heutzutage meines Faves meist woanders spielen (z.B. im KIFF oder in der Musigburg), war das Z7 in den 90ern mein zweites Zuhause. Neben einigen legendären Gigs (z.B. Annihilator, Skyclad, Iced Earth, Nevermore, Virgin Steele, Dio, Overkill, Running Wild oder Savatage) habe ich auch das erste Konzert überhaupt im Z7 (Slayer/Machine Head) im November 1994 genießen dürfen. Zum Abschluss des heutigen Abends greifen die Dänen nochmals tief in die Trickkiste und packen nach dem coolen „Rodeo“ zum Abschluss des regulären Sets mit „Queen Of Dreams“ einen Track von „Red, Hot And Heavy“ aus, den man äußerst selten live zu hören bekommt. Der Zugabeteil beinhaltet die zwei Klassiker „Future World“ und „Love Games“, mit denen ein 97-minütiger Set glorreich zu Ende geht. Ich hätte mir noch ein bis zwei Songs mehr gewünscht, aber in Anbetracht der Umstände soll man nicht meckern, sondern dankbar sein für diesen gelungenen Abend. (Steph Bachmann)

Setlist: Mother Of All Lies; Kingmaker; O Fortuna; Back To Back; Red, Hot And Heavy; If I See You In Heaven; Serpentine; Yellow Rain; Nightmare In The Neighborhood; Don’t Walk Away; Pandemonium; I.N.V.U.; Little Drops Of Heaven; Please Don’t Leave Me; Rodeo; Queen Of Dreams; Future World; Love Games.

Autoren: Steph Bachmann, Joxe Schaefer
Pics: Joxe Schaefer, Daniel Strub