PRETTY MAIDS – undress your madness

An den Pretty Maids habe ich nach “Jump The Gun” (1990) konserventechnisch ziemlich das Interesse verloren. Live eine absolute Macht, und immer wieder sehenswert, sammelte sich auf den Tonträgern für meinen Geschmack zu viel Gesülze an. Auch auf dem aktuellen Album “Undress Your Madness” tummeln sich mit “Will You Still Kiss Me (If I See You in Heaven)” und “Strength Of A Rose” wiederum zwei “klebrige” (Halb-) Balladen, bei denen ich mich zwingen muss, nicht weiter zu klicken. Auch der melodische Rocker “Shadowlands” ist sehr “cheesy” ausgefallen. Von meinen geschmacklichen Vorlieben einmal abgesehen, kommt das Album aber qualitativ einheitlicher und besser daher als die Scheiben der (jüngeren) Vergangenheit. Auch wenn dieses Album wiederum meilenweit von den geliebten Klassikern der 1980er Jahre entfernt ist, sind die verbleibenden sieben Songs doch recht heavy ausgefallen. Die moderne, druckvolle Produktion steht den Songs dabei bestens zu Gesicht. Nach dem kurzen “Intro” donnert “Serpentine” mit amtlich Schmackes aus den Boxen. Dieses Albumhighlight verkörpert die Trademarks der Pretty Maids der 2000 Jahre in bester Manier. Cooler Track! Das anschließende “Firesoul Fly” ist ein bandtypischer Midtemporocker, bevor mit dem Titeltrack des Albums, der zusammen mit “Black Thunder” metallischste Track, über den Hörer herein bricht. Das sehr heavy und düstere “If You Want Peace (Prepare For War)” stellt ein weiteres Highlight dar, genauso wie der Riffstampfer “Slavedriver”. Generell sorgen die Metalsongs für die Lichtblicke. Eines muss man den Dänen aber bei aller Kritik (bzw. persönlichen Vorlieben) zu Gute halten: man erkennt die Band nach ein paar wenigen Takten aufgrund von bandtypischen Soundelementen (Sound der Rhythmusklampfe, Keyboardelemente, eingängige Gesangsmelodien) sofort wieder. Und die Trademarks von Pretty Maids sind sehr eigenständig. Oder kennt ihr eine andere Band, die nach Pretty Maids klingt? Ich jedenfalls nicht. Im Zeitalter des Einheitssounds ist Eigenständigkeit eine grundlegende Voraussetzung, um als Band langfristig überleben zu können. Und Pretty Maids überleben im Metal Genere seit den frühen 80ern, was sicherlich der musikalischen Qualität der Band zuzuschreiben ist. Eine der Stärken von Pretty Maids ist sicherlich die außergewöhnliche, starke und kraftvolle Stimme von Sänger Ronnie Atkins. Leider wurde vor Kurzem bei Ronnie Lungenkrebs diagnostiziert. Hoffen wir, dass er die Krebserkrankung erfolgreich überwinden kann und vollständig genesen wird, so dass uns diese einzigartige Stimme und dieser geniale Frontmann noch möglichst lange erhalten bleiben wird! Gute Besserung, Ronnie!

Wertung: 8/10
Autor: Steph Bachmann