PRIMITAI – violence of the skies

Heute machen wir uns mal wieder auf den Weg auf die Insel. Genauer gesagt, etwa 60 Kilometer westlich von London in die Grafschaft Berkshire, nach Sandhurst im Süden des Vereinigten Königreichs. Hier leben fünf Jungs, die sich im Jahre 2003 unter dem Namen Primitai zusammen gefunden haben, um Heavy Metal zu zocken. Die Jungs sind scheinbar echte Workaholics, nur so kann sich die bisherige Discographie erklären lassen. Bereits fünf Full-Lenghts gehen auf das Konto der Insulaner, zusammen mit sechs Singles, die über die Jahre unter dem Banner Primitai veröffentlicht wurden. Trotz allem sind die Jungs bis dato an mir vorbei gegangen, was ich nun an dieser Stelle ändern will.

“Violence Of The Skies” ist also das sechste Album des Quintetts und wartet mit einem kitschig bunten US Power Metal Cover auf. Ein Blick auf die Uhr des Players zeigt, dass man hierfür etwas Zeit einplanen sollte. Rund fünfundsechzig Minuten zeigt das Zählwerk und die verteilen sich auf zwölf Songs. Einsteigen tun wir mit “Stars Are My Guide”, der recht sphärisch beginnt. Nach rund eineinhalb Minuten legen die Jungs dann los und machen mit ihrem powervollen Heavy Metal eine gute Figur. Der Song bietet viele klasse Momente und eine echt spannende Songstruktur, die von Guy Miller’s klarem, kraftvollen Gesang schon einen epischen Touch erhält. Im Titeltrack fliegen einem Power Metal Akkorde und gar Keyboardklänge um die Ohren. Das haben die Jungs nicht nur recht modern, sondern auch noch ziemlich homogen hinbekommen. Die Songs sind echt toll und total abwechslungsreich. Majestätisch beginnt das siebenminütige “Valley Of Darkness”, das sich im Verlauf zu einem echten Kraftpaket entwickelt. Mit “Warriors Of Time” geht es dann etwas schwermetallischer zur Sache, was mir gut gefällt. Schwindelerregende Gitarrensoli und Keyboardstrecken bringen den Blutdruck in Wallung. In “Put To The Sword” haben die Jungs sich Verstärkung in Form von Saxon’s Paul Quinn an Land gezogen. Cooler Track, nicht nur wegen Paul. Primitai haben echt super Ideen, das muss man ihnen lassen. Etwa das Klavierintro zu “The Cold Surface Of The Moon”, entführt einen kurz in die Siebziger, um nach dem Einsetzen der Band in modernere Gefilde zu entschwinden – spannender Kontrast, der gut umgesetzt ist. Das epische The Storm Kings hat dann mit Gitarristen Tom Draper (Pounder, Carcass), der selber mal bei Primitai gespielt hat, einen weiteren Gastmusiker an Bord. Mit dem geheimnisvollen, spacigen siebeneinhalbminütigen “Instrumental Prophecies” neigt sich die Reise dem Ende entgegen und der Track avanciert schnell zu meinem Highlight der Scheibe.

Auch nach dem zweiten Durchlauf von “Violence Of The Skies” weiß ich nicht so wirklich, was ich davon halten soll. Primitai haben hier ein unglaublich breitgefächertes Album geschaffen, das von Ideen und Einfallsreichtum nur so strotzt. Mir persönlich ist das Album in dieser Vielfalt aber zu lang geraten. Dennoch ziehe ich meinen Hut vor den Insulanern für ihren sechsten Streich.

Wertung: 8/10
Autor: Joxe Schaefer