PROFANITY – fragments of solace

So, da haben wir also heute mal wieder eine kleine Zeitreise vor uns. Profanity aus Augsburg gehört wie viele deutsche Death Metal Bands zu meiner frühen Jugend. Die Jungs habe ich in den Neunzigern das ein oder andere Mal live gesehen. Wann ich das Trio als letztes auf der Bühne gesehen habe, kann ich gar nicht mehr genau sagen, aber ich denke fast im letzten Jahrtausend. Begonnen haben Profanity in der Blütezeit des Death Metals in den frühen Neunzigern, genauer gesagt 1993. Das zweite Album “Slaughtering Thoughts” von 2000 hab ich damals total abgefeiert. Sie haben es mit ihrem Death Metal hinbekommen, technische Raffinesse und gleichzeitig einen megabrutalen Sound zu erschaffen. Wenige Jahre später wurde es sehr ruhig um die Drei und ich habe sie aus den Augen verloren. Im Jahre 2014 erschienen sie zurück auf der Bildfläche, was ich schon gar nicht mehr mitbekommen habe. Sogar ein Album brachten sie 2017 noch auf den Markt. Nach einer anschließenden Single und Split ist es im Coronajahr nun an der Zeit, die Welt mit ihrem mittlerweile vierten Longplayer zu beglücken.

“Fragments Of Solace” heißt das gute Stück und die ersten Akkorde lassen mich kurz stocken. Profanity spielen inzwischen technischen Death Metal. Gut, dass sie Technik können, haben sie in der Vergangenheit bereits ausgiebig bewiesen. Sofort fällt mir der glatte Sound ins Ohr, der bei solch einer Spielart von Nöten ist. Wow, das klingt für mich Profanity untypisch, aber schnell überwinde ich meine anfängliche Scheu und lasse mich auf die sieben Songs ein, die mich sofort in ihren Bann ziehen. Die Songs sind teilweise recht lang, so beispielsweise der Nackenbrecher “Reckless Souls”, der auf eine Spielzeit von knapp achteinhalb Minuten kommt. Der ist aber so vollgestopft mit technischem Riffing, dass er zu keiner Zeit langweilig wird und die Zeit läuft wie im Fluge. Gut, dass da der Folgetrack “Where Forever Starts” mit über neun Minuten noch einen drauf setzen kann. Auch hier dominiert technisches Gefrickel in Reinkultur, was dem Sound schon etwas spacig progressives verleiht, aber auch der ein oder andere groovende Part ist hier zur Auflockerung zu finden. Echt cool, wie die Jungs sich gemacht haben. Das ist definitiv kein Album zum Autofahren. Dafür muss man sich Zeit nehmen und sich drauf einlassen. Profanity sind mit ihrem vierten und längstem Album in der oberen Liga angekommen. Diese Scheibe ist sicher nicht jedermanns Sache, aber trotz der technischen Schlagseite ballert “Fragments Of Solace” ziemlich.

Wertung: 8/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen