Prog ‘n’ Death
Duisburg, Parkhaus, 13.04.2019
Doch, das war echt schönes Wetter heute, nur ist es dazu wieder etwas kälter geworden. Für die Gäste heute Abend im Parkhaus Meiderich weniger, wo vier Nachwuchskapellen der härteren Gangart um die Gunst des Publikums buhlen. Trotz einiger relevanter Parallelveranstaltungen im Umfeld, in Emsdetten ballern Jungle Rot und Ultra-Violence und in Oberhausen gehen Monolithe und Abyssic auf die Bühne, kann man am heutigen Abend für schlappe fünf Euro kaum eine bessere Metalveranstaltung besuchen, vor allem, wenn man in der Tat auf Prog und Death steht.
Bei Enemy Within kommen die Members aus Duisburg und auch Krefeld. Der Fünfer kümmert sich um Thrash Metal, doch damit ist die Beschreibung ihres Stils noch nicht abgeschlossen, denn eine Ausrichtung zum melodischeren Death wird darin greifbar. Der komplett in Schwarz gekleidete Fünfer spielt seinen ersten Gig seit zwei Jahren und stellt neues Material vor, darunter wird vom Shouter „Faceless Curiation“ (phon.) angesagt, der uncleane Shouts bellt und den einzigen Aktivposten stellt, denn die Brettzupfer neben ihm bleiben doch recht statisch. Denn gemessen am ruppigen Sound, der deutlich ins Bein und in den Nacken geht, sollte für seine optische Umsetzung wesentlich mehr Action drin sein. Vielleicht sind sie noch etwas eingerostet, aber ihr Spiel kommt ziemlich okay. Schade auch ihr plötzliches Ende, das sich zunächst abrupt wie eine Unterbrechung anfühlt. Letztendlich hätte es schon etwas mehr sein können, denn das Zeug hatte nämlich was.
Noch immer als aktuell darf das Debütalbum „Deranged Serenades“ von Caratucay aus Mülheim an der Ruhr bezeichnet werden. Die Band mit dem geilsten Bandlogo auf dem Flyer heutiger Veranstaltung muss schon als zweites ran, das hätte auch gerne später sein dürfen. Denn das Quintett führt nach bedrohlichem Intro vor, wie man unbändige und klare Härte mit einiges an Tiefen von unten aufgrummeln lässt. Shouter und Schreier Phil schraubt sich schon zu den ersten Takten die Rübe ab und die Finger von Basser Lutz sind flink unterwegs auf dem Sechssaiter, doch seichtere und definitiv hörenswerte Parts flechten sich ebenfalls mit ein. So heißt ein Song passend wie unausweichlich “Inevitable”. Da muss „Waste“ schon letzter Song eines ziemlich coolen Auftritts sein, der wesentlich mehr Publikumszuspruch hätte vertragen können, weil die Jungs das überdeutlich verdient gehabt hätten. Unfassbar, dass nach den fast vierzig Spielminuten niemand nach Zugabe ruft …
Tatsächlich finden wir im Billing eine Band vor, die auf die Dienste von Keyboards zurückgreift. Die Ruhrpottler Hole In The Garden setzen über vierzig Minuten ganz sicher auf Melodien, aber auch auf aggressive Angriffe und sogar schwingende Tanzmelodien. Ein sicheres Merkmal zum Wiedererkennen, mit dem sie sich von der Masse absetzen. Der Wechsel macht’s und progressive Betätigungsfelder unterstützen jede noch so unvorhergesehene Idee. Eine kleine, „Spalt Of Death“ genannte Wall Of Death wird gefordert und siehe da, die Audienz liefert zwar nicht, wacht aber auf. Metallische Aggroparts kommen fett und können mitreißen, man hört dem Sechser nämlich die hohe Sounddichte auch an. „Disillusion” unterstreicht zum Schluss noch einmal die ganze Raffinesse der Band, dass die Begeisterung in der Menge jetzt auch Rufe nach Zugabe abgibt. Runde Sache, Daumen hoch!
Auch bei Blessed By Rhenus gibt man die Herkunft mit Duisburg an, ebenfalls dazu Düsseldorf. Wieder Duisburg bringt Heimspielatmosphäre mit offensichtlich einem Großteil eigener Fans, die ganz vorne abgehen. Zwar ist das Parkhaus schon leerer geworden, aber dafür vor der Bühne richtig voll. Wieder eine Band mit Keyboards, die allerdings auch hier nicht überhand nehmen, aber diesmal in Jens Johansson Position aufgestellt wurden, mit einer für die Audienz sichtbar nach vorn gedrehter Tastatur. Während ihres Auftritts, wie schon auf ihrem 2017er Debütalbum „The End Of Silence“, grast man weite Felder seines Ideenreichtums ab, ohne in einer Stilschublade stecken zu bleiben. Core und etwas Black lassen sich begründen, aber noch deutlicher wird der Einschlag von melodischem Death in ihrer Darbietung. Natürlich. Hier und da hört man System Of A Down raus. Es wird auf hohem Aggressionslevel gebolzt und die gebrüllten Vocals von Basser Carsten, der melodischste Gesang heute, können dennoch Krieg, obwohl er sich in den Ansagen gern kaputtlacht. Der Fünfer reißt hochmotiviert mit Spaß in den Backen voll mit und darf ohne Wenn und Aber als würdiger Headliner dieses Abends über die Ziellinie gehen. Welch einfacher Name für dieses Festival übrigens noch, und bei diesen vier Bands so treffend …
Autor & Pics: Joxe Schaefer