PROTECTOR, DEATHFIST, SPHINX
Wermelskirchen, AJZ Bahndamm, 09.09.2022
Nach einem entspannten und absolut problemlosen Einlass finden wir uns seit sehr langer Zeit einmal wieder im alt ehrwürdigen AJZ Bahndamm ein. Verändert hat sich hier glücklicherweise nicht viel und so starten um halb neun die drei Gelsenkirchener Sphinx, die sich bereits nach Aussage einiger Onlineposter nicht nur auf der Bühne einen Namen gemacht haben. Wer auf ungestümen Speed der schwärzeren Art und straighten Rohbolzungen steht, geht hier ab wie die vielzitierte Katze von Schmidts, wie man an den Kuttenträgern in den vorderen Reihen auch unschwer erkennen kann. Denn dort herrscht schon zum Titelstück „Deathstroke“ Gebange, Geschiebe und Gerempel. Beide Frontbretter bellen ihre Ausstöße ins Volk, wechseln häufig die Bühnenseiten und das eine Standmikrofon ist ihnen so gut wie das andere. Während mein Schreiberkollege irgendwas wie „schlechter als Sodom in den Anfangstagen“ murmelt und erstmal eine Runde flippern geht, findet der gut gefüllte Randalestall offensichtlich Gefallen, dass niemand so wirklich still stehen kann. „Pounding Death“ und „Intruders“ zünden knöchern mit schrägen Bassfeuerintros und zu ein paar deutschsprachigen Titeln wird alles noch etwas punkiger. Nach achtundvierzig Minuten ist Sense und wir sehen hauptsächlich zufriedene Gesichter.
Nach dem Ballerstall freuen wir uns auf die fünfundvierzig Thrashminuten von Deathfist, einer der Hauptgründe für unsere heutige Anreise. Das Quartett zockt noch eingespielter als bei den Gigs zuvor, es knallt eine amtliche Kante und ein solides Brett. Shouterin Corinna zeigt nicht nur im Anthem „Deathfist“ die Faust, sondern hat auch sonst alles im Griff. Zwischen „Slay Her“ und „Killing Time“ brüllen sich ein Fan in der ersten Reihe mit Basser Martin Manowars „Dark Avenger“ ins Gesicht, offensichtlich haben alle Anwesenden mächtig Spaß. Der Vierer promotet seit über zehn Jahren dasselbe Album und es ist immer wieder total geil. Bis auf „Apotheosis“ ist davon auch alles im Programm, dafür lasen sie sich noch zum Exumer Cover „Fallen Saint“ hinreißen. „Booze Brigade“ macht den Abschluss und trotz Rufen nach Zugabe ist nun Ende. Was ein geiler Scheiß, noch intensiver als in Lünen letztes Mal. Wir dürfen es mal vorweg nehmen, Deathfist war für uns und viele andere die Band des Abends, mal wieder!
Kurz vor dem Auftritt der letzten Band des Abends fällt ein Kuttenträger im Publikum auf. Der Mann mit den Zwölfer Baunägeln im Armband ist Shouter Martin Missy, der durch das Publikum die Bühne betritt. Der Headliner des heutigen Konzertabends hat mit „Excessive Outburst Of Depravity“ ein neues Album im Gepäck, doch zunächst einmal fällt etwas anderes ins Auge. Endlich mal ein fettes Backdrop heute! Auf diesem prangt das Protector-Logo und das Teil macht mächtig was her. Der inzwischen eingeschwedete Martin Missy und seine drei Landsleute legen selbstbewusst los und feuern vom neuen Album „Open Skies And Endless Seas“ und „Pandemic Misery“ in die Menge. Das eingängige „Morse Mania“ bleibt unberücksichtigt. Seine Ansagen bringt er natürlich noch auf Deutsch und sagt die Songs mit Jahreszahl an. So ist „Apocalyptic Revelations“ aus 1988 und „Misanthropy aus 1987. Mit dem Sound scheinen die Fans sehr zufrieden zu sein, so oft wie mir das mitgeteilt wird. Shouter Martin lässt keine Gelegenheit aus, auf sein Alter anzuspielen: „Der alte Mann muss zurück ins Altersheim, draußen stünde schon sein Rollstuhl!“ Dann sagt er „Protector Of Death“ an und nach Zugaberufen wird jedoch nicht die Bühne verlassen, ohne noch einmal Vollgas gegeben und „Spacecake“ und „Holocaust“ gezockt zu haben. Zum Schluss geht noch ein Lob an den oberzuverlässigen Mercher raus, der mal wieder nicht nur den Stand regiert, sondern auch gleich bei jedem Käufer den passenden Spruch auf Lager nat. Prost Mister Markus!
Autor & Pics: Joxe Schaefer