PULVER – kings under the sand

Die Welt ist ja manchmal ein Dorf. So auch in diesem Falle: Vor einigen Monaten hatte ich auf bekannter Videoplattform eine ziemlich coole EP einer deutschen Band namens Pulver gefunden. Da dachte ich noch so bei mir: Cooler Scheiß, aber der Name geht ja mal irgendwie gar nicht. Tja und nun hat mir der Herr Chefredakteur das Debüt zum Besprechen geschickt, nämlich genau von dieser Band, die immer noch diesen Namen trägt. Da gucke ich dann einfach mal drüber weg…

Der Fünfer aus Aschaffenburg in Bayern hat sich vor noch nicht allzu langer Zeit zusammen gefunden, um klassischen Heavy Metal zu zelebrieren, den man mit einem 70er Retrosound unterbaut. Bis jetzt hat man eine EP auf den Markt geworfen und fast auf den Tag genau ein Jahr später ist es Zeit für bereits erwähntes Debüt mit dem Titel “Kings Under The Sand”. Beim Blick auf das Cover mit einem Pyramidenmotiv und dem Sonnengott Ra ist klar, dass die Jungs sich thematisch der Ägyptologie verschrieben haben.

Acht Songs mit einer Spielzeit von sechsunddreißig Minuten bekommt man hier als Gegenwert für sein Geld. Dabei rausgekommen ist eine tolle Scheibe mit retromäßigem Heavy Metal. Damit wird zwar der Metal nicht neu erfunden, aber trotzdem klingt es frisch und nicht angestaubt. Fronter Dave Fröhlich hat ein interessantes Organ und verleiht der ganzen Sache eine druckvolle Attitüde.

Mit “Phantom Hawk” rocken Pulver hier nach einem einminütigen Intro richtig los. Rotzig und trocken (wie Pulver halt) kommt der Track auf einen nieder und reißt alleine schon mit dem Refrain mit. Das Tempo hält sich eher im Rahmen und so kann man die tolle Gitarrenarbeit voll genießen, davon gibt es hier genügend. Das schleppende “Blacksmiths Lament” kommt schon fast doomig aus den Boxen gerollt, bis man hoch schaltet und das Tempo anzieht. Der Titeltrack “Kings Under The Sand” kommt zügig zum Punkt und überzeugt ebenfalls durch seinen Mitsingrefrain. Sein epischer, instrumentaler Mittelteil machen ihn abwechslungsreich. Mein Lieblingssong der Scheibe ist “Qarinah”, der mit seinen Tempowechseln voll auf die Fresse haut und mich echt abholt – starker Job, Jungs! Auch das schleppende sechseinhalb minütige “Curse Of The Pharaoh” beeindruckt mit viel Gefühl und Kraft, tolle Mischung und ein starkes Outro der Scheibe.

Um eine alte Weisheit zu bemühen: Beurteile nie ein Buch nach seinem Einband. Klingt abgedroschen, trifft hier aber mal wieder absolut ins Schwarze. Pulver haben zwar nicht unbedingt den innovativsten Namen, aber was die Fünf hier unter dem Strich abgeliefert haben, ist eine tolle Scheibe Metal. Mir gefallen besonders die Songaufbauten und der oldschool Sound, beides ist keine Neuerfindung, aber Pulver haben besonders hierbei eine tolle Symbiose erschaffen.

Wertung: 8/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen