Pyrenean Warriors Open Air

Torreilles (FRA), 09.09.2023


Das Pyrenean Warriors Open Air habe ich seit einigen Jahren auf dem Radar, besticht das Festival doch stets durch ein tolles Line-up. So auch dieses Jahr! Da mit Glacier und Sin Starlett auch zwei Bands auf dem Billing stehen, mit denen ich gut befreundet bin, waren dieses Jahr genügend Argumente vorhanden, an die südfranzösische Mittelmeerküste zu pilgern. Da ich der französischen Bahn ähnlich viel Vertrauen entgegen bringe wie der deutschen, und ich keinen Bock auf eine lange Autofahrt hatte, entschloss ich mich dazu nach Barcelona zu fliegen und von dort aus mit dem Mietauto die gut 200 km über die Pyrenäen nach Torreilles zu fahren. Da ich eh noch genügend Ferientage hatte, ließ sich dies gut mit einem Kurzurlaub verbinden. Das Festivalgelände liegt direkt neben einer antiken, romanischen Kapelle (Chapelle de Juhègues, erste geschichtliche Erwähnung 1089), dessen Areal jedoch am Festivaltag leider geschlossen war, so dass ich auf eine Besichtigung verzichten musste. Die Location liegt außerhalb von Torreilles, so dass sich niemand über allfällige Lärmbelästigungen beschweren konnte. Für die Größe des Festivals waren ausreichen sanitäre Anlagen, sowie auch einige Foodtrucks mit diversen leckeren Speisen vor Ort. Als zusätzliche Spezialität brauen die Pyrenean Warriors auch ein eigenes Festivalbier, welches deutlich herber daher kommt als das reguläre Pils, welches am Getränkestand erhältlich ist. Für einen zusätzlichen Euro bekommt man seinen eigenen Festivalbecher auf dem auch die Running Order aufgedruckt ist. Eine sehr coole und praktische Idee. Grundsätzlich kann man den Pyrenean Warriors zur guten Organisation (Muro dürften dies etwas anders sehen, dazu später mehr) gratulieren. Ein tolles, kleines Festival, welches den Charm der frühen Headbangers Open Air Ausgaben (als das HOA noch in Thomas’ Garten statt fand) aufweist, und ca. 500 Fans primär aus Frankreich und dem nahen Spanien anzieht.


Relativ pünktlich um 13:00 Uhr legen Sacral Night aus Grenoble los, und eröffnen das 7. Pyrenean Warriors Open Air. Die Band existiert seit 2017 und hat neben der EP “Darkness Process” (2019) mittlerweile zwei Alben (“Ancient Remains” (2019) und “Le Diadème d’Argent” (2022)) veröffentlicht. Der Fokus des heutigen Sets liegt auf dem aktuellen Album, und die Songs werden sicher und sauber zum Besten gegeben. Trotz des klaren musikalischen Einflusses von Mercyful Fate versucht Sänger Antoine schon gar nicht, nach dem King zu klingen, sondern verleiht dem Gesang seinen eigene Note. Die teils Black Metal-mäßigen Gitarrenelemente werden mit sehr hohen Vocals und eher traditionellen Metalelementen vermischt, so dass dabei ein interessanter und sehr hörenswerter Mix entsteht, der mir sehr gut gefällt. Ich kannte die Band vor ihrem Auftritt nicht, finde das Material aber sehr spannend und habe mir im Nachgang beide Alben zugelegt. Eine tolle und interessante Band, die man auf dem Radar behalten sollte. Den Pyrenean Warriors Open Air Set beschließt die Band mit einer coolen Coverversion von Priest’s “Reckless” vom „Turbo“ Album. Nach den ganzen französischen Texten der eigenen Songs, wirkte der englische Priest-Klassiker fast etwas deplatziert. Sacral Night setzen ein dickes Ausrufezeichen auf die Festivalbühne und dürfen als richtig guter Start ins Festival bezeichnet werden. Eine tolle neue Entdeckung für mich! Das macht Laune auf mehr.

Setlist: Par-delà les lueurs sépulcrales; L’archangeaux yeux de feu; Les miroirs de la lune; La seconde élégie d’un ange; Le diadème d’argent; Par le sang et L’acier; Ancient remains; Prêtresse de l’atlantide; Conquérant des lumières; Reckless.


Von The Night Eternal kannte ich vor dem Festival primär das 2021 Album “Moonlit Cross”, welches zu meiner Autodauerrotation gehört. Die Band gibt es seit 2018 und hat neben der Debüt-EP aus dem Jahre 2019, zwei Longplayer – “Moonlit Cross” (2021) und “Fatale” (2023) – veröffentlicht. Ich kann es zwar nicht genau erklären weshalb, aber der Sound des Quintetts aus Essen ist nicht ganz meine Baustelle, obwohl die Band eigentlich alles richtig macht. Der Funke will bei mir unerklärlicherweise nicht so richtig zünden. Die einzelnen Songs sind sicherlich gut, aber auf die Dauer eines 45minütigen Sets, ist mir das Material etwas zu eintönig. Das Pyrenean Publikum sieht das deutlich anders und feiert die Band gut ab. Die Songs der Setlist sind äquivalent auf beide Alben verteilt, so dass das Publikum einen guten Querschnitt des bisherigen Schaffens der Band bekommt. Die Songs werden sauber gespielt, und die Band ist permanent in Bewegung. Mit “Shadow’s Servants” spielt die Band dann auch meinen Lieblingssong vom “Moonlit Cross” Album. Das anschließende “Prince Of Darkness” widmet man dem Madman himself, Ozzy Osbourne. Man merkt der Band an, dass sie mittlerweile einiges an Bühnenerfahrung hat, auch auf größeren Festivalbühnen, spielte man diesen Sommer u.a. auch in Wacken. Eine musikalische starke Darbietung endet mit dem Titeltrack des Debütalbums. Ich werde die Band am Black Forest Festival in Villingen-Schweningen in einer Woche nochmals sehen. Mal schauen, wie die Performance in einer Halle und im Dunkeln wirken wird. Die pralle, helle Sonne am heutigen Tag passt nicht so richtig zum düsteren Sound.

Setlist: Between The Worlds; In Tartarus; Deadly As A Scythe; Shadow’s Servants; Prince Of Darkness; Elysion (Take Me Over); Stars Guide My Way; Moonlit Cross.


Sin Starlett kenne und liebe ich seit ihren Demo Tagen. Über die Jahre hinweg hat sich eine enge Freundschaft entwickelt und daher dürften die Luzerner jene Band sein, die ich in meiner jahrzehntelangen Konzertkarriere am häufigsten live gesehen habe. An die 30 Gigs, u.a. das legendäre gemeinsame Reisli ans „Up The Hammers“ im 2013, dürften es mittlerweile sicher sein. Gigs des Quintetts außerhalb des deutschsprachigen Raumes sind eher selten, und trotz der geographischen Nähe der Schweiz zu Frankreich, ist der heutige Gig der erste Auftritt im Lande der Tricolore. Daher bin ich gespannt, wie sich die Herren aus der Affäre ziehen würden. Um es vorweg zu nehmen: sie kamen, sahen und siegten glorreich! Bei hochstehender Sonne nachmittags um 15:00 Uhr und wie so oft leicht verkatert starten die Starletten in ihren 45minütigen Set, welcher einen tollen Querschnitt durch die Diskographie der Band beinhaltet und Songs von allen Alben berücksichtigt. Dabei stimmt einerseits der Sound und andererseits die Performance sowie das Stageacting der Band. Spätestens nach dem Titeltrack des aktuellen Albums “Solid Source Of Steel” hat die Band die Meute hinter sich. In sympathischer und tighter Manier spielen sich die Innerschweizer durch ihren Set. Als einzige Band des ganzen Festivals ist man in der Person von Sänger Eli “Spandex Gaucho” Felber in der Lage, sowohl die französischen, wie auch die spanischen Fans fließend in deren Muttersprache zu bespaßen. Da wir Schweizer zur Beherrschung der französischen Sprache über die gesamte Schulzeit hinweg genötigt werden und Eli mit seinen argentinischen Wurzeln auch der spanischen Sprache fließend mächtig ist, stellt dies quasi ein Kinderspiel dar. Musikalisch lassen die fünf Schweizer keine Wünsche offen und legen ein amtliches Brett auf die Festivalbühne. Einmal mehr zeigt sich dabei, welche musikalische Bereicherung Gitarrist Jacques für die Band darstellt. Einerseits ist er auch zu später Stunde noch in der Lage, verständliche Sätze von sich zu geben, was man von seinen Bandkollegen nicht immer behaupten kann. Andererseits haut er eine geile Gitarrensalve nach der anderen ins Publikum, und bildet mit Reno zusammen ein fulminantes Gitarrenduo, welches sich perfekt ergänzt. Die Band ist mit Jacques musikalisch nochmals richtig gewachsen. Zum Abschluss des fulminanten Sets zeigt man dem Underground Publikum mit “Winds Of Fury” (von der 2008er Eigenpressung “Call To The Punisher”) nochmals richtig, wo der Hammer hängt. Der Song ist mit seinem Songaufbau, der an die frühen Manowar erinnert, und seinem Mitgrölrefrain etwas vom Besten was der Underground der jüngeren Vergangenheit zu bieten hat. Unter lauten Zugabebekundungen verlassen die fünf Recken die südfranzösische Bühne in der Gewissheit, amtlich abgeliefert zu haben. Toll gemacht, Jungs! In dieser Verfassung müsst ihr euch hinter keiner Band des Festivals verstecken.

Setlist: Beholders Of The Claw; Relentless Assault; Solid Source Of Steel; Force And Thunder; Black Magic Sky; Entierro De Metal; Winds Of Fury.


Tower aus New York City habe ich auch schon länger auf dem Schirm. Als mich unser Cheffe Joxe am Night Demon Gig in Essen fragte, ob ich Tower schon mal live gesehen hätte, antwortet ich mit “nein, aber bald”. Die Band um Sängerin Sarabeth Linden ist seit 2015 aktiv und hat bisher zwei Alben (“Tower” (2016) und “Shock To The System” (2021)) und eine EP (“Tomorrow & Yesterday” (2018)) veröffentlicht. Heute ist die Band spielfreudig und tight, wenn auch spielfehleranfällig. Ähnlich wie bei The Night Eternal finde ich den Sound etwas eintönig und dann auf die Dauer gar etwas langweilig. Grundsätzlich gute einzelne Songs, und tolle Musiker, und eine Band, die mit Sarabeth auch den entsprechenden Blickfang hat, mich aber nicht wirklich packen kann. Passend zur Location des Festivals startet das Quartett mit “Under The Chapel” in ihren Set, bei dem alle Veröffentlichungen der Band berücksichtigt werden. Das Publikum ist in der mittlerweile etwas tiefer stehenden Sonne gut angeheizt und vor der Bühne geht amtlich die Post ab. Das elegant eingeschobene Kicks Cover “Raceway Rock” finde ich stark. Das sehr eingängige “Prince Of Darkness” kommt ebenfalls sehr gut an und gefällt auch mir ausgezeichnet. Hier hätte die Band das Publikum zum Mitsingen besser einbinden können. Bei “In Dreams” vom aktuellen Album “Shock To The System” sind die Gitarren jedoch derart verstimmt, dass es einem in den Ohren schmerzt. Die Seitenfraktion leistet sich generell während des ganzen Gigs zahlreiche Spielfehler, ein Manko, welches Sarabeth mit einer ausgezeichneten Gesangsleistung wieder einigermaßen gut machen kann. Trotzdem bleibt für mich ein durchwachsener Eindruck dieses Auftritt zurück.

Setlist: Under The Chapel; Running Out Of Time; Run For My Life; Raceway Rock; Prince Of Darkness; Metatron; Dead Or Alive; In Dreams; Lay Down The Law; Blood Moon; Elegy.


Als der Set von Glacier ansteht, beginnen die Soundprobleme. Speziell Basser Alex hat kurzzeitig keinen funktionierenden Bass Monitorsound. Die ganzen Soundkapriolen kosten schlussendlich derart viel Zeit, dass Glacier ihren Set deutlich kürzen müssen. Mit einiges an Verzögerung starten Glacier mit dem Klassiker “Ready For Battle” in ihren ersten Gig auf europäischem Boden seit dem Trveheim Set im August 2019. Musikalisch ist die Band sehr kompakt und Sänger Michael Podrybeau bestens bei Stimme, auch wenn seine Vocals teils deutlich zu schwach in den Sound gemixt werden. Zumindest zentral vor der Bühne kann ich ihn teils kaum hören (z.B. bei “Eldest And Truest“). Zudem merkt man der Band schon an, dass sie seit einiger Zeit nicht mehr gemeinsam auf einer Bühne stand, ist das Stageacting doch etwas stoisch, auch wenn sich Vincents Matte permanent in Rotation befindet, und Alex den Hochsprung im wahrsten Sinne bühnenreif zelebriert. Die Songs werden dabei musikalisch sauber gespielt und das Publikum geht gut mit. Dabei ergänzen die Songs des aktuellen Albums “The Passing Of Time” (2020) bestens die Klassiker des Sets. Es gibt wenige legendäre Bands, die mit neuer Musik nahezu nahtlos an die Qualität der Klassiker anknüpfen können. Glacier gehören glücklicherweise zu den wenigen Ausnahmen diesbezüglich. Songs wie “Ride Out” oder “Live For The Whip” hätten auch auf der 85er EP stehen können. Es ist klar, dass man als Band auch immer aktuelles oder neues Material spielen will, aber vielleicht hätte man sich für den Festivalauftritt dieser kleinen Tour den neuen Song “As The Giants Play” besser geschenkt und einen weiteren Klassiker in den Set eingebaut. Auch wenn der Song beileibe nicht schlecht ist! Generell hätte man die Pausen zwischen den Songs kürzer halten sollen, so dass man alle vorgesehenen Songs im Set hätte unterbringen können. Die erwähnten Soundprobleme waren dabei auch nicht hilfreich. Aufgrund des Zeitmanagements musste die Band trotz toller Performance ihren Set nach “Live For The Whip” abrupt beenden. Dabei blieben die unsterblichen Klassiker “Speak No Evil” und “Vandetta”, die in JEDE Glacier Setlist gehören, leider auf der Strecke. Das war der einzige Wehrmutstropfen eines musikalisch starken Auftritts einer nach wie vor tollen Band.

Setlist: Ready For Battle; Into The Night; Ride Out; Eldest And Truest; As The Giants Play; The Word And The Will; Devil In Disguise; Live For The Whip.


Die bei Glacier aufgekommenen Soundprobleme erreichen bei Muro leider ihren negativen Höhepunkt. Was die Spanier erdulden müssen, verdient keine Band! Muro sind eine der legendären Bands der iberischen Halbinsel. 1981 gegründet, und mit sechs, teils ausgezeichneten und kultigen Alben in der Hinterhand, gehören die vier Spanier zu den kultigen Bands. Die Band spielte auf dem Headbangers Open Air 2013 noch mit dem langjährigen Sänger Silverio (aka Silver). Seit 2014 singt allerdings Rocksa (Rosa), die ihre kraftvolle Stimme super einbringt und auch das Publikum stets fest im Griff hat. Beim Gesang beginnen leider die Soundprobleme (nicht Rosas Schuld), welche später auch beim Gitarrensound keinen Halt machen wollen. Die Situation artet derart aus, dass die Soundleute und der Gitarrist von Muro wutentbrannt beim Soundboard auftauchen, um die Verantwortlichen in die Mangel zu nehmen. Puh, keine einfache Situation für die Organisatoren. Nach einer gefühlten Ewigkeit bekommt man die Soundprobleme einigermaßen unter Kontrolle, und die Spanier können ihren grundsätzlich tollen Set doch noch unter guten Bedingungen zu Ende bringen. Leider waren es nur eine Handvoll Songs, welche die Band problemfrei zum Besten geben konnte. In den Teilen des Sets, in denen die Soundbedingungen gut sind, liefern Muro einen fulminanten Gig ab und zeigen, weshalb sie zu den lebenden Heavy Metal Legenden zählen. Ich hoffe, die Band bei anderer Gelegenheit und unter besseren Bedingungen bald wieder live erleben zu können. Vielleicht wird die Band nächstes Jahr zur Wiedergutmachung und Aussöhnung nochmals eingeladen. Verdient hätten es die vier Spanier allemal!


Als High Spirits aus Chicago die Bühne betreten und energiegeladen in ihren Set starten, merkt man den Schnitt zwischen den “Amateur Bands” und denjenigen, die von ihrer Musik leben, deutlich. Auch wenn die Qualität der Musik und teils auch die Performance der Nachmittags und frühen Abend Bands ordentlich bis gut war, zeigen die drei professionellen Bands einen deutlichen Qualitätsunterschied auf. Die sprichwörtliche Trennung zwischen Spreu und Weizen wird klar ersichtlich, ohne dabei die Leistungen der früheren Bands im Billing abwerten zu wollen. Es ist wie im Fußball, wenn eine unterklassige Mannschaft gegen eine Mannschaft der höchsten Liga antritt. Und seien wir ehrlich – es wäre nicht gut, wenn man diesen Unterschied nicht merken würde. High Spirits sind vom Sound her nicht ganz meine Baustelle, aber das Quintett aus Windy City legt einen musikalisch hochstehenden, sauber gespielten und sympathischen Set aufs Parkett. Die Band ist kompakt und sehr spielfreudig. Die mehrheitlich kurzhaarigen Amis in ihren weißen Hosen wirken optisch fast etwas deplatziert, machen dieses “Defizit” aber mit viel Begeisterung und Spielfreude locker wett. Die Band versprüht eine positive Energie, die regelrecht ansteckend ist. Auch wenn ich kein großer Fan der Alben der Band bin, muss ich zugeben, dass High Spirits eine tolle Liveband sind, die amtlich Rabatz macht und auch mich in ihren Bann ziehen kann. Dabei werden die Songs wirklich ausgezeichnet intoniert und die Band ist permanent in Bewegung. Ein toller Auftritt, der mir in guter Erinnerung bleiben wird.

Setlist: Flying High; This Is The Night; In The Moonlight; Restless; Full Power; I Need To Know; Another Night In The City; Midnight Sun; Never Going Back; Down The Endless Road; Now I Know; When The Lights Go Down; High Spirits; Thank You.


Mit Raven verbindet mich eine langjährige, musikalische Liebesbeziehung. Einerseits waren Raven ein prägender Teil eines meiner ersten Heavy Metal Konzerte („Blazon Stone“ Tour mit Running Wild im Mai 1991), andererseits sind Raven eine jener Bands die ich mehr als zehn mal live gesehen habe und mit denen ich viele, teils legendäre Momente verbinde (u.a. wiederum das „Up The Hammers“ im 2013). Zudem liefern Raven immer energiegeladene, musikalisch hochstendende, aber auch bodenständige und sympathische Shows ab. Und das obwohl die Gallagher Brüder mitterweile auch die 60 deutlich überschritten haben. Aufgrund der Pandemie ist es leider eine Weile her, dass ich Raven das letzte Mal live gesehen habe (Frost & Fire III, 2017). Es war also allerhöchste Zeit für ein paar NwoBHM Klassiker! Alle oben erwähnten Attribute kommen auch heute wieder zum Tragen. Die Setlist ist echt toll und umfasst viele Klassiker wie “Take Control”, “Hell Patrol”, “Mind Over Metal”, “On And On” oder “Break The Chain”, welche mit den Songs des neuen Albums “All Hell Breaks Lose” und dessen Vorgänger “Metal City” kombiniert werden, so dass ein cooler Mix aus Klassikern und neuen Songs entsteht. Als notorischer Nörgler hätte ich natürlich gerne noch “All For One” oder “Don’t Need Your Money” gehört, aber alles in allem darf man sich nicht beschweren. Die Raben liefern auch in Südfrankreich einen tollen, musikalisch hochstehenden Gig ab, der durch ein Medley von Metal Klassikern (“It’s A Long Way”, “Rock Bottom”, Symptom Of The Universe”) in der Mitte von “Break The Chain” noch versüßt wurde. Wie immer, klasse Auftritt!

Setlist: Take Control; Hell Patrol; The Power; Top Of The Mountain; Surf The Tsunami; Rock Until You Drop; Fire Power; Seek And Destroy; Mind Over Metal; On And On; Break The Chain; Chain Saw.


Riot V wären nicht Riot V, wenn sie dem Treiben der drei Raben nicht noch einen oben drauf setzen könnten. Auch wenn die Stimmung am heutigen Abend bei weitem nicht an den legendären Auftritt am diesjährigen „Up The Hammers“ heran kommen kann (die großartigen griechischen Fans kann man einfach nicht toppen), liefert das Quintett aus New York einen tollen Headliner Set ab. Instrumentell sind und bleiben Riot V eine Macht. Das absolute Sahnestück der Band stellt jedoch Sänger Todd Michael Hall dar. Ich habe den Kerl als Sänger von Jack Starr am Keep It True 2013 live gesehen und meinem Mund wollte sich vor Begeisterung nicht mehr schließen. Bei Riot V passt seine Stimme wie die berüchtigte Faust aufs Auge. Seine Performance und sein Gesang, vor allem bei den unzähligen Klassikern von Riot V, sind alleine jedes Eintrittsgeld wert. Seine bescheidene und sympathische Art sucht ebenfalls seinesgleichen. Heute Abend ist Todd wie immer bestens bei Stimme und schon beim eröffnenden “Fight Or Fall” läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken. Auch wenn Riot V über mehr als vier Jahrzehnte hinweg viele klasse Alben veröffentlicht haben, stellt der 1988er Erguss “Thundersteel” für mich das absolute Überalbum dar. Eine Scheibe, die von A bis Z nur geile Songs enthält, welche live jeden Metalhead einfach mitreißen müssen. Wer bei “Johnny’s Back”, “Bloodstreets”, “Flight Of The Warrior” oder “Thundersteel” still stehen bleiben kann, hat von Musik definitiv keine Ahnung. Das sind Hymnen für die Ewigkeit! “Thundersteel” hat für mich die höchste Hitdichte aller Riot Alben, und feiert dieses Jahr das 35jährige Jubiläum, was natürlich mit einer entsprechenden Setlist gefeiert werden muss. Neben den Thundersteel Klassikern, kommen aber auch legendäre Songs von “Narita” (1979), “Fire Down Under” (1981), “Restless Breed” (1982) oder “The Privilege Of Power” (1990) zum Zuge. Es bleibt sogar noch etwas Platz für einige wenige aktuelle Songs, welche zwar zu einem deutlichen Stimmungsabfall im Publikum führen, sich musikalisch aber bestens in den Set eingliedern können. Das zeigt, dass die Band auch heute noch tolle Songs schreiben kann. Nach einem bombastischen “Thundersteel” war der offizielle Set dann beendet. Wer Riot V kennt, weiß aber, dass das Quintett sehr gerne Überstunden macht. Dabei schiebt man mit “Sign Of The Crimson Storm” und “Outlaw” nochmals zwei Granatenklassiker nach, bevor dann die siebte Ausgabe des Festivals endgültig zu Ende geht. Als echter Metalhead kann man sich der Magie der New Yorker einfach nicht entziehen. Die Band liefert immer hochklassige Gigs ab und ist in der aktuellen Verfassung live kaum schlagbar. Man kann sich als Fan nur glücklich schätzen, dass die Band nach dem Tod ihres Masterminds Mark Reale (RIP, 2012), den Geist und die Musik der Band weiter leben lässt. In der aktuellen Verfassung von Riot V will man als Band nicht nachher auf die Bühne müssen. Denn toppen kann man eine solche Darbietung kaum. Zu “Sign Of The Crimson Storm” bittet die Band die Pyrenean Warriors zum Mitrocken auf die Bühne. Welch tolle Geste, die den Respekt der Band vor den Organisatoren zeigt. Riot V beweisen mit dem heutigen Auftritt wieder einmal eindrücklich, dass die Band noch lange nicht zum alten Eisen gehört, sondern die Konkurrenz auch heute noch locker in den Sack stecken kann. Ein definitiv würdiger und qualitativ hochstehender Abschluss des diesjährigen Festivals.

Setlist: Fight Or Fall; On Your Knees; Victory; Fire Down Under; Flight Of The Warrior; Bring The Hammer Down; Johnny’s Back; Bloodstreets; Take Me Back; Angel’s Thunder, Devil’s Reign; Restless Breed; Black Leather And Glittering Steel; Road Racin’; Swords And Tequilla; Warrior; Thundersteel; Sign Of The Crimson Storm; Outlaw.

Das Pyrenean Warriors Open Air beweist am heutigen Tag, dass es ein tolles Underground Festival ist, welches ich definitiv wieder besuchen werde. Ein idealer Mix aus toller Location, coolen Leuten und einem guten Line-up sind definitiv gute Argumente wieder zu kommen. Mit 51 € Eintritt für neun mehrheitlich internationale Bands gehört das Pyrenean zu den preisgünstigeren Festivals in der Eventlandschaft. Wer Bock auf einen familiären Festivaltag ohne Stress und Pöbeleien hat, sollte nach Torreilles zur nächsten Festivalausgabe pilgern. Es lohnt sich auf jeden Fall!

Autor & Pics: Steph Bachmann