QUEENSRYCHE, NIGHT DEMON

CH-Zürich, Komplex 457, 18.02.2025


Das Komplex in Zürich ist nicht gerade für beste Soundverhältnisse bekannt, daher habe den Tourtross zuerst in Karlsruhe am 08. Februar begutachtet. Dort haben mich Queensryche jedoch derart umgehauen, dass ich beschloss, an diesem Dienstag doch noch nach Zürich zu fahren. Und ich werde auch heute nicht enttäuscht. Einerseits ist der Sound bei beiden Bands überraschend gut, andererseits liefern beide Bands wiederum musikalische Topqualität ab. Zudem treffe ich unerwarteterweise meinen amerikanischen Freund Kit Ekman, der für ein paar Shows den Tourtross begleitet, was den Abend zusätzlich bereichert. Zum Einlass sind erst wenige Fans anwesend, und man lässt uns einige zusätzliche Minuten in der eisigen Kälte ausharren, bevor wir die Halle betreten dürfen. Das Komplex füllt sich aber in der nächsten Stunde sehr gut, so dass wohl ca. 70% der Kapazität erreicht werden. Nicht schlecht für einen Dienstag, an dem die ZSC Lions in nur wenigen 100 m Entfernung das Champions League Finale im Eishockey bestreiten (und schlussendlich auch gegen die schwedische Topmannschaft Färjestad BK gewinnen).

Meine Freunde von Night Demon starten um 19:25 Uhr mit den gewohnten „Night Of The Demon“ und „Prelude“ Intros, bevor das Trio energiegeladen wie immer mit „Outsider“ in ihren 45 minütigen Set einsteigt. Vor allem Gitarrist Armand hat heute eine spezielle Prise Energietee zu sich genommen, legt er seiner gewohnt energetischen Show noch eine Schippe oben drauf. Sind die Zuschauerreaktionen zu Beginn noch typisch schweizerisch zurückhaltend, kocht das Komplex spätestens bei „Dawn Rider“, einem meiner absoluten Lieblingssongs. Das Trio aus Ventura ist eine gut geölte Livemaschine, die für gewöhnlich wenig Anlaufzeit auf einer Rundreise braucht, um richtig auf Touren zu kommen. Bereits in Karlsruhe vor zehn Tagen war die Band bestens eingespielt, heute wirkt das aber noch souveräner und qualitativ hochstehender. Die Setlist enttäuscht nicht und man bekommt eine gute Auswahl der drei Studioalben um die Löffel geknallt. Geknallt ist in der Schweiz immer relativ, da die Lautstärke während einem Konzert ab Türöffnung 100 dB im Durchschnitt nicht überschreiten darf, ein Fakt den Jarvis auch in seiner kurzen Ansprache ans Publikum vor dem abschließenden „Night Demon“ aufgreift. Nachdem die Jungs an der Schweizer Grenze schon zwei Stunden aufgehalten wurden, ist Jarvis nicht wirklich gut auf mein Heimatland zu sprechen. Auf der Bühne lässt man sich davon natürlich nicht den Spaß verderben und haut die Songs mit unbändiger Energie ins Publikum. Die Klassiker Triplette „Welcome To The Night“, das mit dem Auftritt vom Bandmaskottchen Rocky begleitete „The Chalice“, und der Bandhymne und gewohntem Rausschmeißer „Night Demon“ endet eine wiederum tolle Show des Trios. Die Band nimmt den wohlverdienten Applaus wohlwollend zur Kenntnis. Nach dieser letzten Europarundreise zu „Outsider“ warten wir Fans gespannt auf ein neues Album. Enttäuscht werden wir sicherlich nicht werden. Dafür hat die Band zu viel Klasse.

Setlist: Night Of The Demon (Intro), Prelude (Intro), Outsider, Screams In The Night, Escape From Beyond, Dawn Rider, The Howling Man, Beyond The Grave, The Wrath, Welcome To The Night, The Chalice, Night Demon.


Was dann Queensryche abliefern, ist allererste Sahne! Ich liebe vor allem die Debüt EP und wenn eine Band ihren Liveset mit einem Übersong wie „Queen Of The Reich“ eröffnen kann, erübrigt sich jeglicher Zweifel an der Qualität dieser Band. Der Genialität der Musik wird eine ultimativ geniale Lightshow unterlegt. Die Band bewegt sich musikalisch auf allerhöchstem Niveau und Todd La Torre setzt mit seinem außerirdischen Gesang dem Ganzen das Sahnehäubchen auf. Egal, was der Kerl musikalisch anfasst, es wird zu Gold. Er schaffte es damals die Legende Midnight bei Crimson Glory adäquat zu ersetzen und er füllt auch die sehr großen Fußstapfen von Geoff Tate bei Queensryche ausgezeichnet aus. Wenn jemand Tate bei Queensryche ersetzen kann, dann Todd La Torre! Es ist sicherlich nichts Neues, dass La Torre ein ausgezeichneter Sänger ist, der perfekt zu Queensryche passt. Aber speziell diese Tour, bei der nur die Klassiker zum Zuge kommen, besticht diese Tatsache umso mehr. Die zu erwartende Setlist, umfasst die selbstbetitelte EP und „The Warning“ am Stück und in der chronologischen Abfolge der Tonträger. Um etwas Überraschung in die jeweiligen Gigs zu bringen, variiert die Band den Zugabeteil, nicht nur was gespielt wird, sondern auch die Anzahl der Songs, je nachdem wie gut die Rückmeldung der Fans ist. Heute sind diese Zusatzsongs „Walk In The Shadows“, „Jet City Woman“, „Empire“ und „Eyes Of A Stranger“. Kann man da unglücklich nach Hause gehen? Sicherlich nicht! Auch die wohlwollenden Worte von Todd gegenüber Night Demon werden vom Publikum wie auch der Night Demon Crew dankend entgegen genommen. Man merkt, dass sich beiden Bands bestens verstehen. Queensryche liefern den Fans auf jeden Fall das, was man von ihnen hören will – einen sympathischen, bodenständigen und musikalisch hochstehenden Set, der keine Zweifel an der Qualität der Musik und der Musiker offen lässt. Im Nachgang der Show zeigen sich die Musiker beider Bands als Fan-nah, umgänglich und sympathisch. So sollte es immer sein!

Setlist: Queen Of The Reich, Nightrider, Blinded, The Lady Wore Black, Warning, En Force, Deliverance, No Sanctuary, NM 156, Take Hold Of The Flame, Before The Storm, Child Of Fire, Roads To Madness, Walk In The Shadows, Jet City Woman, Empire, Eyes Of A Stranger.

Autor & Pics: Steph Bachmann