R-evolution Of Steel

Hamburg, Bambi-Galore, 29.03.2019


Heute geht unsere Reise endlich mal wieder in die Hansestadt an der Elbe, genauer in das kultige Bambi Galore in Hamburgs Süd-Osten. Hier steht für den heutigen, sonnigen Freitag der Auftakt des bereits zum dritten Mal stattfindenden Spirit Of Steel Weekends, das sich aus zwei Veranstaltungen zusammen setzt, dem R-Evolution Of Steel rocks Hamburg und dem Spirit Of Metal des HMFC Metalheads e.V. Heute macht das R-Evolution Of Steel rocks Hamburg V (ROS) den Anfang mit einer tollen Mischung aus lokalen Größen Norddeutschlands. Das ROS hat sich inzwischen zu einer Konzert Tour ausgewachsen, die heute den vorletzten Tag der Tour darstellt und in einem vorläufigen Höhepunkt mündet. Das Bambi ist recht gut gefüllt, auch wenn der ein oder andere noch die letzten Sonnenstrahlen einfängt, bis er den Weg treppabwärts in den alten Wasserspeicher findet.


Die Powerprogger aus Kiel dürfen also den heutigen Abend eröffnen. Ivory Tower sollten spätestens seit ihrer Blütezeit zur Jahrtausendwende bekannt sein, als man mit dem zweiten Album “Beyond The Stars” für Aufsehen sorgte. Ein Keyboard auf der rechten Bühnenseite stellt ein doch eher ungewohntes Bild dar. Dennoch kann der Fünfer um den charismatischen Fronter Andre Fischer von Beginn an ihren progressiven Power Metal in die Menge feuern und schnell einige offene Münder entstehen lassen. Bereits zum zweiten Song steht die Polizei am Einlass. Aber nicht, wie zu vermuten ist, wegen der Lautstärke, nein, es habe sich ein ominöser Kunde vor der Tür daneben benommen. Der war jedoch kein Metaller und gehörte nicht zur Veranstaltung. Der nicht ganz textsichere Sänger bekommt von all dem auf der Bühne nichts mit und schafft es bei mir leider nicht so wirklich, den Funken überspringen zu lassen, im Gegensatz zum überwiegenden Teil der Menge. Die Spielzeit wird gut ausgenutzt mit einem Querschnitt aus den vier Veröffentlichungen der Band. Unter mehr als nur Höflichkeitsapplaus verlassen die sympathischen Nordlichter die Bühne und so mancher schreitet forschen Schrittes direkt zum Merchtisch.


Möglicherweise ist es wohl so, dass wir das Ein-Gitarre-Quartett Iron Horses aus Mecklenburg Vorpommern bislang noch nicht live gesehen haben. Der Titel ihres zweiten Albums “Titan ‘n’ Bones” aus 2007 flackert noch dunkel in der Erinnerung und wir sind mal gespannt auf ihre Performance. Das kann man auch sein, den die Jungs geben ordentlich Gas. Heavy Metal mit einer schönen Portion Rock ‘n’ Roll. Das Quartett ist ein gern gesehener Gast in der Hansestadt, das ebenfalls schon einmal einen Auftritt hier im Bambi hatte. Auch bei Iron Horses ist wohl der Hauptpol der Band ihr Sänger. Sebastian Wegner macht eine gute Figur, was besonders dem weiblichen Teil des Publikums auffällt, aber auch stimmlich hat der Kerl einiges auf dem Kasten. Die Saitenfraktion bildet eine tolle Symbiose, bei der man merkt, dass sie schon ein paar Jahre gemeinsam die Bühne teilen und gut aufeinander eingespielt sind. Die Zeit vergeht wie im Fluge, bis der letzte Song ein irgendwie abruptes Ende findet. Toller Auftritt der eisernen Pferde und mit lautstarker Unterstützung des Publikums verlassen die vier die Bühne, damit Veranstalter Poser 667 seine allseits beliebte Tombolaziehung fortführen kann. Für kleines Geld gibt es auf seinen Veranstaltungen Lose zu kaufen und als Gewinn winken tolle Hauptpreise wie Shirts oder auch Tickets für seine nächsten Veranstaltungen.


Eindeutig zu einer der beliebteren damaligen DDR-Metalbands gehören die Berliner mit dem prägnanten Namen Metall, die sich später mal Headless nannten. Die Truppe um Bassist Sven Rappoldt, auch Betreiber des legendären ‘Halford’ in der Bundeshauptstadt, wird Ende April ein neues Album abwerfen, das auf den Titel “Metal Fire” hören wird und damit Nachfolger des 2017er Erstlingswerks “Metal Heads” bildet. Ordentlich Dampf macht der Fünfer, tritt von Beginn an mächtig aufs Gaspedal und ordentlich Arsch. Der Viersaiter-Bediener Sven macht auch gerne mal ‘nen Ausflug ins Publikum, was dann auch bei selbigem gut ankommt. Ihr Set ist eine gesunde Mischung aus Songs vom alten und kommenden Album, was man am Merchtisch vorbestellen konnte. Fronter Joél agiert super mit dem Publikum und ist stimmlich voll auf der Höhe. Starke Leistung von Metall, die heute bereits ihren zweiten Auftritt im Bambi absolvieren. Nach gefühlt viel zu kurzer Spielzeit beschließen die Jungs ihren Set mit dem Titeltrack des Debüts “Metal Heads”.


Black Hawk aus Mölln sind alte Haudegen, deren Wurzeln bis ins Jahr 1981 zurück gehen. Wer im metallischen Underground wühlt, wird immer mal auf Lebenszeichen des Quintetts gestoßen sein, auch wenn sie zwischendurch mal inaktiv waren. Seit 2005 haben sie sechs Alben rausgetan und heute Abend im Bambi zehren sie aber auch von einem deutlichen Zuschauerzuspruch. Fäuste gehen hoch, kein Wunder, so locker wie ex-Paragon Klampfer Wolfgang Tewes die Soli aus dem Handgelenk schüttelt. “The End Of The World” ist der Titeltrack vom aktuellen Album und als dieser gespielt wird, hört man schnell, dass die Jungs wohl den Poser Metallern von Manowar nicht abgeneigt sind. “Destination Hell”, ebenfalls vom aktuellen Output, ist das bis dato schnellste Stück, was bei recht statischer Performance mal etwas Dampf unter die Haube bringt. Die Setlist ist bunt gemischt und die Jungs können auf ein beachtliches Repertoire aus inzwischen achtunddreißig Jahren Bandgeschichte zurück greifen. Dennoch liegt der Schwerpunkt des heutigen Abends auf bereits erwähntem, letzte Album. Eine mitreißende Heavy Metal Show, die das Quintett hier abliefert. Vor der umjubelten Zugabe “Living After Midnight” gibt’s noch die letzte Verlosung der allseits beliebten Tombola, bei der Sänger Udo Bethke als Losfee eine gute Figur macht. Als wirklich letzten Song des Abends covert man diesmal den Klassiker “Detroit Rock City”, der in den gelichteten Reihen ebenfalls gut ankommt und mächtig abgefeiert wird. Klasse Show und toll, dass Black Hawk es endlich einmal auf die Bühne des Bambis geschafft haben. Schade nur, dass der Laden bei zeitgleich stattfindenden Metalveranstaltungen in der Umgebung nicht voller war an diesem grandiosen Freitagabend, der mit viel Liebe zum Detail vom Veranstalter Poser 667 präsentiert wurde, welcher im Anschluss übrigens noch selber als DJ hinter dem Pult fungiert und die Tanzfläche mit bekannten Klassikern aus den letzten Jahrzehnten flutet. Es steht fest, dass der Underground in Hamburg wirklich lebendig und gierig nach Abenden wie diesem ist.

Autor: Tino Sternagel-Petersen, Joxe Schaefer
Pics: Joxe Schaefer