RAGE / SERENITY / VANISH – Bochum, Zeche, 23.02.2020

RAGE / SERENITY / VANISH – Bochum, Zeche, 23.02.2020


Wer am heutigen Sonntag nicht auf der Couch versauern will, überlegt, sich mal zu Rage zu begeben, die in der Zeche Bochum ihren Tourabschluss markieren. Der Opener nennt sich Vanish, kommt aus Stuttgart und ist musikalisch im Power Metal heimisch. Die Jungs haben bereits drei Alben raus. Und weil das Jüngste noch aus 2017 stammt, haben sie mit “Altered Insanity” wenigstens eine aktuelle EP dabei. Ihr Eröffnungsstampfer und “Silence“ lassen schon gleich zu Beginn sehr früh die Arme der Audienz hochgehen, Respekt! Auf keinen Fall bringt Sänger Bastian zu wenig Ansagen; ein paar Versprecher werden ihm mit Humor verziehen und der Mann zieht seinen Schuh trotzdem weiter durch. Seine Vocals sind sehr präsent und stehen weit vorn mit einer kräftigen Stimme, die niemand überhören kann. Ohne sie auf der Bühne zu sehen, kommen die Tasten aus dem Back. Nach den zugestandenen vierzig Minuten bedanken sich die Süddeutschen beim natürlich besten Publikum der Tour und die Umbaupause fällt danach überraschend kurz aus.


Ein mächtig pompöses Intro ruft die nächste Power Metal Band auf die Bühne. Beim angekündigten Co-Headliner Serenity aus Wörgl, ihr siebtes Album „The Last Knight“ ist grad raus, spielen noch Symphonic und etwas Prog eine Rolle. An der Siebensaitigen zockt ex-Visions Of Atlantis Gitarrist Christian, der noch bei den Beyond The Black von Jennifer Haben in die Saiten haut, die wir 2016 im Vorprogramm der Scorpions gesehen haben. Wie bei der Band zuvor gelingt es auch den Tirolern, sehr früh die Arme der Audienz nach oben zu kriegen, wenn auch erst beim zweiten Stück. Auch die von Sänger Georg Neuhauser, seine Stimme hat wie die von Tobi Sammet etwas von Kermit, eingeforderten Ohoho-Chöre funktionieren bestens. Immerhin sind Serenity mit oben angeführtem Album durch ihre vielen verschnörkelten Melodien und mitsingbaren Refrains auf Platz 25 der deutschen Albumcharts. Zwar ist die Zeche nicht ausverkauft, aber die Anwesenden feiern. Auch bei den Österreichern werden die Tasteninstrumente sichtbar von keinem auf der Bühne gespielt und es herrschen saubere und druckvolle Soundverhältnisse. Mal übernommene Vocals von Basser Fabio, er singt kräftig und etwas rougher,  werden nicht nur von Sänger Georg gewertschätzt, sondern auch vom Publikum bejubelt. Seine Stimme soll viel besser sein, weiß die Dame im Shirt von Sister Sin neben mir, kurz bevor der 55-minütige Auftritt zum Ende kommt. Traurig dagegen aber die Tatsache, dass in der Zeche vier Tresen geöffnet sind, aber nirgends ein Heißgetränk wie Kaffee oder gar Tee für die Autofahrer unter den Gästen zu bekommen ist. Und das für eine Location, die damit wirbt, schon Erfahrung über 4000 Konzerte zu haben.


Und wieder einmal muss die Umbaupause, welche zwanzig Minuten dauerte, als kurz beschrieben werden. Gar nicht lang auch das Intro, nach dem Rage im Doppelschlag des neuen Albums von “True” und “Chasing The Twilight Zone” Riesenapplaus zur Begrüßung einfahren. Die Zeche war für die Band aus Herne immer ein Heimspiel, und weil grad Karneval ist, erscheint die Band im Outfit auf einer mit Grabsteinen dekorierten Bühne. Die ersten Reihen kennen auch die Texte der neueren Songs und singen mit wie beim Titelstück von „The Devil Strikes Again“ mit. Gitarrist Marcos legt seinen Kapuzenumhang schnell ab, animiert in “Deep In The Blackest Hole“ zum Hüpfen und macht nicht nur die Ansage zu “Until I Die”. Nur leider kommt seine Gitarre vor Drums, Bass und Vocals kaum hörbar leise. Obwohl der Sound nicht ganz so dolle ist, erfreut sich das Publikum bester Stimmung. Es folgen bekannte Titel wie “Set This World On Fire”, “Refuge” und “Shame On You”, und zu “Invisible Horizons” mogelt sich Mister Manni Schmidt an uns vorbei in die erste Reihe. Peavy sieht den früheren Rage-Gitarristen und begrüßt ihn, während Marcos Vocal-Unterstützung in den Höhen des Chorus liefert. Im letzten Stück des regulären Sets, „Don’t Fear The Winter”, baut Marcos mit der Zunge ein “Smoke On The Water” mit ein. Für die erste Zugabe muss der Soundtrack von “Der Schuh des Manitu” in Form von “Straight To Hell“ herhalten, bevor im unbedingten „Higher Than The Sky“ der ganze Laden mitsingt. Das Trio lässt es sich nicht nehmen, darin Princess Of The Night” von Saxon, “Heaven And Hell” von Black Sabbath, “Seventh Son Of A Seventh Son” und “Fear Of The Dark“ von Iron Maiden einzubauen. Erst nach anständigen und absolut headlinerwürdigen 103 Minuten ist Schluss. So muss das!

Autor & Pics: Joxe Schaefer