RAVEN – metal city

Wow, was ein neuer Drummer so alles bewirken kann… “Metal City“ ist das mittlerweile vierzehnte Studioalbum der Institution aus Newcastle. Nach einigen in jüngster Vergangenheit guten, aber nicht überragenden Alben erscheint jetzt eine Platte, die sowohl den hektisch/chaotischen und unbedarften Charme der Frühwerke versprüht, als auch die Energie eines Liveauftrittes gut einfängt. War der Vorgänger „ExtermiNation“ (2015) ein wenig zu lang und nicht immer auf den Punkt kommend, enthält „Metal City“ zehn kompakte Kompositionen und bringt es auf eine Spielzeit von nicht einmal vierzig Minuten. Im Vorfeld wurden über dreißig Titel für das neue Album geschrieben. Darüber hinaus wurden fünf bereits aufgenommene Songs nicht genommen und sollen eventuell später einmal veröffentlicht werden. Gute Rahmenbedingungen also für ein gelungenes Werk ohne potenzielle Skiptasten Kandidaten.

Das Energielevel ist, abgesehen vom schleppenden, sechsminütigen Rausschmeißer „When Worlds Collide“, durchgehend hoch. Verschnaufspausen gibt es nur wenige. Meistens in der Mitte eines Songs, wo bei anderen Bands ausufernde Gitarrensoli anstehen. Die gibt es bei Raven natürlich auch, wie etwa bei „Human Race“ oder „Cybertron“ nachzuhören. Ich habe hier eher den Eindruck, dass sich gleich alle drei Musiker Duelle liefern, wenn auch mit unterschiedlichen Instrumenten. Dies ist zum Beispiel gleich beim Opener „The Power“ und dem anschließenden „Top Of The Mountain“ gut raus zuhören. Generell gefällt mir bei Raven, dass Bass, Gitarre und Drums gleichberechtigt sind, und jeder seine eigenen Melodien spielt. Liegt aber vielleicht auch einfach nur an der Trioformation. Schlüsselfigur für die Rückkehr zur alten Stärke ist sicherlich Drummer Mark Heller, der zunächst als (live)-Ersatz für den erkrankten Joe Hasselvander eingesprungen ist. Mark kommt eigentlich aus einer musikalisch völlig anderen Ecke (Death/Black Metal) und ist aktuell auch noch fester Drummer bei Fear Factory. Trotz der durchaus beeindruckenden Vita des New Yorkers gibt es für die Traditionalisten unter uns keine stilistischen Umbrüche zu befürchten. Hier und da werden einige Blastbeats (gekonnt) eingestreut, die den Songs noch mehr Druck und ein gewisses Upgrade verleihen. Bisher kannte ich dies, vom Black/Death Metal Bereich mal abgesehen, nur bei Testament und Steel Prophet („Dark Hallucinations“ 1999). Heller sorgt nicht nur für den nötigen Punch, sondern auch für sehr abwechslungsreiches Drumming. Es macht einfach Spaß, gerade bei den eingangs erwähnten Instrumentalpassagen die anspruchsvollen Drumfills auszumachen und zu lauschen. Hier gibt es so viel mehr zu entdecken, als nur profanes Doublebass Geballer.

Über die Fähigkeiten der einzig wahren Gallagher Brüder an dieser Stelle zu schwadronieren,  hieße Eulen nach Athen zu tragen. Die sind natürlich über jeden Zweifel erhaben. Das Songmaterial lässt sich grob mit dem Titel einer Kiss Kompilation aus den Achtzigern einordnen: Smashes („The Power“/“Human Race“/Motorheadin“), Thrashes („Cybertron“/“Break“) & Hits („Top Of The Mountain“/“Metal City“/“Battlescarred“/“It‘s Not So Easy“/ „When Worlds Collide“). Obwohl ‘Hits’ sind eigentlich ALLE Songs! Bei so starken Songs respektive kurzer Spielzeit drückt man unweigerlich die Repeat-Taste.

Wertung: 9/10
Autor: Michael Staude