REGICIDE, CONTRADICTION, MORTAL REMAINS

Wuppertal, Haus der Jugend, 14.10.2017


mortal remains

Von allen Bands auf diesem Planeten, die sich den Namen Mortal Remains gaben, redet man in ihrer bergischen Heimat natürlich von diesen Jungs hier, die vor gut zehn Jahren ihren letzten Longplayer “Next Level” raustaten. Sie waren so fleißig und haben extra neue T-Shirts aufgelegt, mit einer neuen Platte ist aber in nächster Zukunft nicht zu rechnen, denn man gibt an, das Schiff heute zu Grabe tragen zu wollen. Mortal Remains können das gut gefüllte Haus der Jugend begeistern. Ob mit hellblauer Glitzergitarre oder unter einer Kapuze, ihre Songs “Liar”, “Warhead” “Follow Me” und “Choice” werden überzeugend gebracht und es reicht auf dem Laufsteg noch für ein Solo auf Knien. Dann kommt ex-Shouter Jens dazu und übernimmt das Mikro für das ganz frühe Stück “In The Line Of Fire”. Im Anschluss von “Hatred” gratulieren sie Paul von Regicide zum Geburtstag und sind nach dreißig Minuten wieder von der Bühne. Etwas wenig für einen Abschiedsgig, aber nun denn.


contradiction

Ganz sicher gehören auch Contradiction zu den heimischen Bands in Wuppertal, und das schon seit Gründung 1989; ihren Bassmann Ili trifft man Kontakte pflegend schon früh in der Audienz. In letzter Zeit sehr oft auf einer Bühne gesehen, einmal sogar in Hamburg auf dem Spirits Of Metal, darf man ihre munteren Liveaktivitäten mit den Daumen nach oben bewerten. Sie treten amtlich Arsch und geben den Thrash auf die Zwölf was die heimische Audienz hier besonders deutlich hörbar honoriert. Shouter Oliver begrüßt Belgier und Gäste aus Island, doch der Verfasser dieser Zeilen weiß sogar noch von Norddeutschen aus der Oberalsterniederung, die verkehrstechnisch keine leichte Anreise hatten. Bei den beiden Gitarrenolivers hilft heute ex-Drummer Christoph für den leider verhinderten Patrick aus, der mit dem Material der Band sehr gut vertraut ist. Für Contradiction läuft alles wie am Schnürchen. Ili leert nicht nur die Pulle beim Spiel und wirft seine Backings in jedes Mikro, sondern ist auch für jedes Posing zu haben. Trotz Rufen nach Zugabe musste nach vierzig Minuten schon Schluss sein.


regicide

Im vergangenem Jahr haben sich Regicide mal wieder für einen Auftritt zusammengetan und gut auf die Pauke gehauen. Das machen sie jetzt noch einmal. Offensichtlich hat sich der letztjährige Gig rumgesprochen und so erscheint heute eine stattliche Anzahl Banger im Haus der Jugend am Geschwister-Scholl-Platz. Viele ihrer Shirts sind im Publikum zu sehen und Rufe nach Regicide sollen die Band um 22:00 Uhr auf die Bühne holen, doch es erscheint erst ein Ansager auf den Brettern, bevor es dann mit Karacho losgeht. Der Fünfer, allen voran die Originalmitglieder Paul am Mikro und Rob am Bass, hat die Menge sofort im Griff und kann es sich leisten, schon im zweiten Song einen Mitgrölpart unterzubringen. Passend zum Namen der Location, in der im Anschluss die Aftershowparty steigt, wird von Paul “Underground” angesagt, der am liebsten von einem der Podeste am Bühnenrand performt. Rob bringt in seinem Bass-Solo “Princess Of The Dawn” von Accept mit unter, doch noch ein größeres Highlight ist der Gastauftritt von Shouter und Rickenbacker-Bassist Lemmy, denn der Violent Force Frontmann performt mit den Wuppertalern ein zackiges “Dead City”. Gemeint ist damit seine Heimat Velbert, analog des Titels ihres damaligen Demos. Später singt als weiterer Gast noch einmal der Jens. Nach dem Anthem “Regicide” ist erstmal Schluss mit dem regulären Programm. Doch man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass man sich nicht lange bitten lassen wird. Und so werden noch “Welcome In The Family” gefolgt von der Abschlusshymne “Never Surrender” gebracht, welche der Band zu ihrem Dreißigjährigen nach fast einhundert Minuten noch einmal mächtig Applaus einbringen. Letztgenannter entpuppt sich als Ohrwurm, der noch lange nach dem Konzert in den Ohren bleibt. Drei Lokalmatadore sorgten im nahezu ausverkauften Haus der Jugend für einen historischen Abend, an den sich die Bangerschaft noch lange erinnern wird.

Autor & Pics: Joxe Schaefer