RIOT CITY – electric elite

Der erste graue Herbstsonntagmorgen. Das Sofa ist bequem, der dritte Kaffee macht so etwas wie wach und dann erblicken meine Augen etwas, was mich schlagartig  Augen und Ohren aufreißen lässt und den Puls beschleunigt. Da hat der Chef mir doch die neue Riot City in die digitale Wolke gelegt. Na, dann mal schnell runterladen das Teil. In der Zwischenzeit überlege ich kurz, wann und wo ich das dynamische Quintett das letzte Mal live gesehen habe. Hmm, das muss kurz vor dem großen C gewesen sein, vermutlich die „Hell Over Hammaburg Warm-Up“ im Kronensaal, dem großen Bruder des legendären Bambi Galores. Das ist auch schon wieder einige Monde her, als die Kanadier uns mit ihrem straighten Heavy Metal die Ohren zertrümmert haben. Eine Single mit dem Titel „Ghost Of Reality“ war die erste Veröffentlichung nach ihrem unglaublichen Debüt „Burn The Night“. Oh, nun aber genug der Vergangenheit, der Download ist durch und entpackt sind die acht Stücke des zweiten Werkes „Electric Elite“ auch schon.

Los geht es in gewohnt treibendem Tempo mit „Eye Of The Jaguar“. Der Song ist mal ziemlich abwechslungsreich und irgendwie klingen Riot City anno 2022 strukturierter, ohne dabei an Energie verloren zu haben. Etwas gemäßigter geht es beim Folgewerk „Beyond The Stars“ weiter. Mitreißende Melodien und ein absolut treffsicherer Fronter Jordan Jacobs zeigen deutlich, dass die Kanadier die große Pause sinnvoll genutzt haben, um an sich zu arbeiten. Auch das ein oder andere frickelige Gitarrensolo lockert die Songs auf. Wer dann bei „Tyrant“, dem nächsten Stück, noch auf‘m Stuhl sitzen bleibt, ist hier definitiv verkehrt. Diesmal im Midtempo mit klassischem Chorusgesang bohrt sich dieser Nackenbrecher direkt ins Stammhirn. Was für ein Song, was für eine Power, den müsst ihr euch anhören. Für mich der beste Riot City Song ever! Danach kommt, eingangs erwähnte Single „Ghost Of Reality“ leider etwas kurz, auch wenn der Song mit seinen über sechs Minuten fast schon episch und so vielschichtig ist. Im weiteren Verlauf sticht für mich dann noch (ausgerechnet…) „Paris Night“ heraus, der mich anfangs etwas an Screamer erinnert – geiler Mitgröler. Den Abschluss des Rundlings bildet das fast zehnminütige „Severed Ties“. Klar, muss ein solch monumentaler Track langsam beginnen, um seine volle Blüte entfalten zu können. Nach gut dreieinhalb Minuten wird das Tempo angezogen und die sägenden Gitarren legen los. Mir persönlich etwas zu langatmig, aber dennoch ein Hinhörer.

Für mich ist „Electric Elite“ eine tolle Weiterentwicklung. Abwechslungsreich, fett produziert und ziemlich kurzweilig. Die Scheibe macht echt Laune und wird sicher noch einigen Mal bei mir laufen. Daumen hoch und ich hoffe, dass die Jungs sich bald mal wieder in Europa blicken lassen.

Wertung: 9/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen