Rock Hard Festival Warm Up Show

Lünen, Lükaz, 13.05.2023


Wie die Zeit vergeht … im altehrwürdigen Lükaz zu Lünen findet heute wieder die Warm-up Show zum Rock Hard Festival statt, offensichtlich ist schon wieder ein Jahr um. Zur Einstimmung treten heute vier Bands aus vier verschiedenen Stilschubladen auf, die erste kommt aus der metallischen Grooveecke. Mal sehen, ob Wolfskull heute tatsächlich auf die Bühne kommen, denn letzte Woche in Duisburg ließen sie sich vertreten. Ihr Frontmann mit der Brian Johnson Mütze ist wohl wieder genesen, so agil wie er laufend, hockend und gestikulierend über jeden Zentimeter der Bühne turnt. Wir haben die Mannen in jüngerer Vergangenheit bereits mehrfach live gesehen, auch als Support von Skid Row. Und wir wissen, ihr Sänger kann definitiv mehr als vielleicht songdienliche Ohoho-Chöre, die jedoch heute nicht zur Stimmung beitragen. Drummer Markus von denn aufgelösten Tombstone spielt einen ähnlichen Groove wie bei seiner Vorband, nur langsamer. Ob es am Tempo liegt, dass es nur wenig Reaktionen gibt, kann man schwer sagen, aber das Publikum wartet noch auf einen Schwung, der leider ausbleibt. Alles nicht schlecht, aber Wolfskull passten leider nur schwer ins Billing, obwohl ihr aktuelles Album „Ave Goddess“ gar nicht so unattraktiv klingt. Und so warten wir auf das momentan im Untergrund ziemlich angesagte blackmetallische Geschütz von Imha Tarikat. (Joxe Schaefer).


Als zweites spielen heute Imha Tarikat, die mich bereits auf dem Hell Over Hammaburg mit ihrem brachialen und emotionalen Auftritt überzeugt haben. Heute ist es ähnlich und vor Beginn des Auftritts breitet sich eine gewisse Anspannung aus, die sich mit den ersten Tönen des Gigs in explosionsartige Energie umwandelt. Die Setlist besteht aus Songs der bisher drei veröffentlichten Alben, sowie der Single „Son Of Ultradevotion“. Während des Konzertes stehe ich vor Ricardo (Sänger bei The Night Eternal, Anm. d. Red.), der für Imha Tarikat extra vor ca. vier Monaten begonnen hat, Bass zu spielen. Der Sound ist sehr gut abgemischt und bei mir sehr basslastig. Es ist unglaublich, was Ricardo sich in der kurzen Zeit für ein Bassspiel drauf geschafft hat. Ich habe das in 17 Jahren am Bass nicht geschafft… Der Gig ist trotz der knallharten Musik unglaublich gefühlsbestimmt, was sich in der Interaktion zwischen den Musikern auf der Bühne verdeutlicht und nach dem Konzert in einer Umarmung der vier Musiker gipfelt. (Matze Fittkau).


Weiter geht es mit Sulphur Aeon, die das Aushängeschild für angeschwärzten Death Metal sind. Die Musiker haben ein perfektes Händchen für eine einzigartige Kombination von brutalster Raserei, fettem Death Metal Groove und ästhetische Melodiebögen. Diese Attribute, gepaart mit dem breit gefächertem Gesang von M., lassen eine unaussprechlich bedrohliche Aura entstehen, die das Gefühl vermittelt, dass die großen Alten gleich vor der Tür stehen und alles ins Chaos stürzen. Der Großteil des Publikums ist gespannt auf das neue Album der Band, welches fertig aufgenommen ist und in absehbarer Zeit erscheinen soll. Auch heute präsentieren sich Sulphur Aeon als eine unschlagbare Liveband und hinterlassen ein glückliches Publikum. (Matze Fittkau).


Da hab ich nach Sulphur Aeon doch glatt einen Ohrstöpsel verloren … aber zum Glück konnte mir das freundliche Team im Lükaz mit einem einzelnen Ersatzexemplar aushelfen. Außerdem ist es wirklich sehr erfreulich, heute wieder Satan live sehen zu können. Die Besetzung von 1983 turnt in den vergangenen zehn Jahren unverändert so munter wie erfolgreich durch die Metalwelt und gehört zu den besten Livebands des Genres. Allein schon deswegen dürfen wir auch heute Abend sehr gespannt sein, denn die Briten liefern immer. Selbstredend ist der tausendfach erprobte Oberklassiker „Trial By Fire“ ein Statement von Opener. Sehr früh im Set zeigt „Twenty Five“, Mister Brian Ross ist noch immer bestens bei Stimme. Der Mann trägt wieder sein Stacheldraht-Shirt und lässt natürlich nicht die Gelegenheit aus, sich als Fan von Doctor Who zu outen. Russ Tippins, heute ganz in Schwarz, trägt mal kein Shirt einer Siebzigerband. Dafür kommt Gitarrist Steve Ramsey mit seinem Gitarrenkorpus runter bis fast auf den Bühnenboden, natürlich dabei wie Sau bangend. Das, und Songs wie „Devil’s Infantry“, ergeben mächtig Bewegung vor der Bühne, wo hauptsächlich bekannte Gesichter zugegen sind. Man kennt sich schon länger und trifft sich bei dieser NWoBHM Legende immer wieder vor der Bühne. Auf den Brettern geht die Party weiter mit „Into The Mouth Of Eternity“ und „From Second Sight“, einem der coolsten Tracks von aktuellen Album „Earth Infernal“. Brian kündigt nach dem Kracher „Testimony“ die letzten beiden Songs an, Bier fliegt und alle drehen durch. Schade nur, dass keiner vom namensgebenden Magazin vor Ort war, dafür gab es aber eine fette Verlosung von Rock Hard Devotionalien. Wieder einmal eine sehr kurzweilige Angelegenheit und weit und breit konnte der Metaller seine 34 Euro für den Eintritt nicht besser anlegen. (Joxe Schaefer).

Autoren: Matze Fittkau, Joxe Schaefer
Pics: Joxe Schaefer