ROSE TATTOO, V8 WANKERS
Bochum, Zeche, 31.08.2018
Die Tatts in der Zeche Bochum. Beides Klassiker. Was haben wir Fans aus und rund um’s Ruhrgebiet in dieser Location schon für geile Konzerte und namhafte Bands erlebt. Diesmal Rose Tattoo. Und ich war sicher nicht der einzige, der sich verwundert die Augen rieb, als die Tickets für den Auftritt im Rahmen der “Blood Brothers Tour” im Juni schneller als man gucken konnte vergriffen waren. Große Freude, als es dann zu diesem Zusatztermin im August kam. Da habe ich dann natürlich sofort nach Bekanntwerden zugeschlagen. Und als ich die Zusage für den Fotopass von X-Crash bekam, hat mir der erste Kumpel von den Metalveteranen Velbert mein Ticket sofort aus der Hand gerissen. Wieder ausverkauft.
Und so muss man natürlich erstmal jede Menge Bekannte im Außen- und Raucherbereich der Zeche begrüßen und bekommt erst gar nicht mit, dass die V8 Wankers früher als geplant loslegen. Nachdem ich das dann realisiert habe, muss ich mich erstmal durch den Besucherandrang kämpfen, um zu meinen Fotos zu kommen. Währenddessen schießen die Wankers bereits ein Feuerwerk nach dem anderen ab. Die Band aus Offenbach, die ihren Stil selbst als Kick Ass Speedrock bezeichnet, würde ich selbst zum Genre des Punk ‘n’ Roll zählen, was auch bestätigt, dass ich sie unter anderem schon auf einem Punkrock-Festival im Düsseldorfer Tor 3 gesehen habe. Wie dem auch sei, optisch und musikalisch passen die V8 Wankers wie die Faust auf’s Auge zu den Aussie-Rockern Rose Tattoo, rund um die Legende Angry Anderson. Sänger Lutz Vegas und seine Jungs, selbst ein fully illustrated Man mit seinen Ganzkörper-Tattoos, geben mächtig Gas und bieten eine überzeugende Show, die leider viel zu schnell vorbei ist und mit der seinerzeit mit Angry Anderson als Gast eingesungenen Mitgrölnummer “Fist Of Rock ‘n’ Roll” seinen krönenden Abschluss findet. Liebhabern des Genres, denen die Wankers tatsächlich noch kein Begriff sein sollten, seien die Highspeed Rock ‘n’ Roller nur wärmstens ans Herz gelegt.
Dann ist es soweit: Gary “Angry” Anderson und seine Jungs betreten die Bühne. Selbst Leuten, die wenig mit der Musik von Rose Tattoo am Hut haben, ist der charismatische Glatzkopf aufgrund seiner Rolle in “Mad Max 3-Jenseits der Donnerkuppel” (zur Erinnerung: das war der Teil mit Tina Turner) bekannt. Und in Australien ist er ein richtiger Medienstar, der aufgrund seines sozialen Engagements für Kinder und Jugendliche sogar einen Orden von der Queen bekommen hat. Aber bleiben wir bei Rose Tattoo: Angry, mittlerweile 71 Jahre auf dem Buckel, hat nichts von seiner Ausstrahlung verloren. Die Jahre sieht und merkt man ihm nicht an. Die paar Kilo mehr, die er mittlerweile auf den Rippen hat, behindern ihn ebenso wenig. Das ist Angry Anderson, wie wir ihn kennen und lieben. Die Stimme, die Gesten, die Leidenschaft, die er in seine Songs legt, nichts davon ist auf der Strecke geblieben. Die bluesigeren, langsameren Klassiker wie “The Butcher And Fast Eddie” oder auch jüngere Stücke wie “Once In A Lifetime” geben ihm zwischendurch immer wieder mal ein wenig Luft zum durchatmen, um dann mit “Astra Wally”, “Magnum Maid” oder “All The Lessons” wieder voll durchzustarten.
Nee, wie ein Rentner kommt der Mann beileibe nicht herüber. Rose Tattoo mussten in ihrer Karriere den schmerzlichen Verlust von fünf ehemaligen Mitgliedern, größtenteils Gründungsmitgliedern, durch Krebserkrankung verkraften, von denen tragischerweise allein vier zwischen 2006 und 2009 verstarben. Die Band pausierte immer wieder und stand oft genug auf der Kippe. Aber mit Dai Pritchard an der Slidegitarre, Mark Evans (ex-AC-DC) am Bass, Bob Spencer (ex-The Angels), Gitarre, und dem erst kürzlich in die Band gekommenen Jackie Barnes an der Schießbude hat unser kleiner, großer Mann des Rock ‘n’ Roll Hochkaräter um sich versammelt, die es schaffen, den authentischen Rose Tattoo-Sound auf die Bühne zu bringen. Natürlich liegt der Fokus neben den Klassikern ein wenig auf dem 2007er Album, das mit einigen Livestücken 2018 neu veröffentlicht wurde, aber es ist ja schließlich die “Blood Brothers Tour”. Ich klage auf sehr hohem Niveau, wenn ich mir persönlich noch das ein oder andere zusätzliche Stück vom hervorragenden 2002er Album “Pain” gewünscht hätte, das zu meinen Lieblingsalben gehört. Aber man kann nicht alles haben, gibt Schlimmeres. Und so geht mit den unvermeidlichen “Nice Boys”, die ich gefühlt mittlerweile von jeder dritten Band gecovert kenne, ein Abend zu Ende, der einfach nur Spaß gemacht hat, Erinnerungen geweckt hat und wohl jeden im Publikum mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht nach Hause gehen ließ.
Autor & Pics: Wolfgang Haupt