ROSY VISTA
Gronau, Turbine, 22.03.2025
Im Rock und Pop Museum in Gronau waren wir schon häufiger zu Gast, aber den kleinen Laden unten drin kannten wir noch nicht. Das chice Teil nennt sich Turbine und soll gleich der wohl ersten Mädelsband im deutschen Hardrock ein Podium bieten. Denn jetzt kommen die Damen mal ins Münsterland und bringen auch gleich ihr neues Album „F.o.r.t.y.“ mit, von dem sie auch gleich mit dem Opener „I Can’t Live Without My Radio“ loslegen. Gefolgt vom Klassiker „Tables Are Turned“ von ihrer unfassbar geilen EP „You Better Believe It“, mit der sie 1985 zum ersten Mal bei uns einschlugen. Die Band kannte bei uns damals niemand, auch ein schwarzweißes „Bandfoto“ im Metal Hammer, auf dem vier Omas und ein Kontrabass zu sehen waren, gab keinen genaueren Aufschluss. Da musste man sie erst auf Tour besuchen, die sie 1986 mit Citron absolvierten.
Inzwischen floss einiges an Wasser durch die Leine und es folgte im Jahre 2019 das Unglaubliche, nämlich ein erstes Album „Unbelievable“. Davon findet „Master Of Control“ den Weg auf die Setlist, natürlich nicht ohne die sympathischen Ansagen von Sängerin Andrea, die auch die passenden Worte zu „Sadistic Lover“ findet. Sie sei etwas erkältet, verkündet sie uns mehrfach, was wir ihrem Gesang auch anhören können, wird dabei aber kräftig von Telecaster-Gitarristin Anca unterstützt. Und Andrea wird bis zum Schluss durchhalten, das sei schon mal vorweggenommen. Nur irgendwie ist Bassistin Angela Mann nicht mehr mit dabei, dafür zupft die dicken Strings jetzt Heike Müller, die einen abgetrennten Zopf an ihrem Arbeitsgerät hängen hat. An dieser Stelle wollen wir auch gleich das mit Edding geschriebene Schild „Bitte Nicht Füttern“ erwähnen, das Schlagzeugerin Marina an ihrem Plexiglaskäfig kleben hat, der für bessere Möglichkeiten zur Tonabnahme der Mikrofone aufgestellt wurde.
Für diesen Samstagabend haben wir recht wenig Publikum vor Ort, das aber applaudiert wie ein großes. Die Hannoveranerinnen werden schon gefeiert, das kann man nicht anders sagen. Nach Anca sei „Master Of Control“ der Song, den sie für Graf Dracula geschrieben habe, sie käme ja schließlich aus Rumänien. Für „Sadistic Lover“ weiß Andrea anzumerken, wenn man wie sie alkfrei trinkt, sei das sadistisch. Und zu „Crazy“, gestartet mit einem hymnischen Intro vom Band, geht es gleich noch einmal um sadistische Liebe, als ob „Til I‘m Satisfied“ dazu den Schlusspunkt setzte. Mit einem Ausflug von Heike und Anca ins Publikum bekommen wir mit „Hopatina“ noch einen rumänischen Song, den ein Mädchen im Publikum tatsächlich im Original kennt.
Gitarristin Anca mag die Seventies und spielt in ihrem Solo von „I Want You Back“ etwas alte Genesis im Solo. Nach dem Langsameren „Too Much Feeling For One Life“ kommt Bassfrau Heike zum Zug und sagt „Addicted To Freedom“ an. Im Anschluss von „Changing My Mind“ knallt unser Favorit „Rocking Through The Night“ erwartungsgemäß mal richtig, so kann man ein Konzert beenden. Aber es ist noch nicht Ende, ohne noch eine Interpretation von Steppenwolfs „Born To Be Wild“ zum Besten gegeben zu haben. Ganz zum Schluss wird noch ein feines „Keep On Rocking In The Freeworld“ von Neil Young gezockt, das gar nicht auf der Setlist steht. Dazu unternehmen die Saiten noch einmal einen Ausflug ins Publikum, spielend mit ihren Fans zu feiern. Coole Party, die doch tatsächlich 97 Minuten andauerte, aber tatsächlich noch vor 22:00 Uhr beendet ist. Am Merchandise geht es dann noch für Meet and Greet weiter, Selfies und Shakehands. Es macht Sinn, weiter zu beobachten, wo die Mädels in der Republik noch auftreten, denn sie sind derzeit munter unterwegs.
Autor: Joxe Schaefer
Pics: Stefan Knöppker, Joxe Schaefer