RUNESHARD – dreaming spire (EP)

Die Welt, und besonders die Metalwelt, ist so groß und irgendwie doch ziemlich klein. Diese Tatsache wurde mir bei dieser bereits 2018 erschienenen EP mal wieder bewusst. Vier Songs umfasst der digitale Release, den ich mal wieder bei Bandcamp gefunden habe. Das Cover mit dem Schloss und dem feuerspeienden Drachen daneben hat mich irgendwie angesprochen. Die Kategorisierung ‘symphonischer Black Metal’ hat mich gleich darauf wieder abgeschreckt. Ein Kommentar, der besagte, dass Runeshard nach Bal-Sagoth klingen, weckte dann doch wieder meine Neugier und so erwarb ich käuflich diese digitale EP. Ein Blick ins Metal Archiv zeigt mir, dass es sich hier um ein Ein-Mann Projekt von Bálint Kemény, der unter anderem bei den ungarischen Numenor seine Finger mit im Spiel hat, handelt. Ein weiterer Blick in meinen Reviewordner bringt genau diesen Namen zum Vorschein und schnell kommen mir doch eher mäßige Erinnerungen in den Kopf. Ob Bálint besagter Release selber auch nicht sonderlich gefiel, wird an dieser Stelle wohl nicht geklärt werden können. Tatsache ist, dass er im Jahr des Erscheinens 2017 Runeshard gegründet hat und die Band eben alleine betreibt.

Dreaming Spire beläuft sich mit seinen vier Tracks auf gute siebzehn Minuten und wird mit dem mittelalterlichen Instrumental “The Coronation” ins Feld geführt, dass auch ‘Herr der Ringe’ musikalisch gut zu Gesicht stehen würde. Episch und symphonisch geht es mit dem Titeltrack in die nächste Runde. Viel Keyboards und eine keifende Black Metal Stimme lassen wirklich schnell Parallelen zu eingangs erwähnten Bal-Sagoth aufflammen. Der Sound ist wirklich bombastisch und entführt einen in eine andere Zeit. Alleine dieser Track hat so unglaublich viel Abwechslung und Gefühl zu bieten, dass es die helle Freude ist und man total gefesselt wird. Auch das ein oder andere kurze Gitarrensolo wird hier präzise in dem Track platziert. Allrounder Bálint hat auch bei den restlichen beiden Songs ein unglaubliches Gespür für magische Momente gezeigt. Die Songs bilden eine absolut runde und fantastische musikalische Story. Macht man die Augen zu, sieht man förmlich Orks und Ritter auf einem Schlachtfeld unter einem blutroten Himmel kämpfen. Ein unglaublich dynamischer und fesselnder Spannungsbogen machen jeden Song zu etwas Besonderem, aber erst zusammen entsteht hier ein wirklich mystisches Highlight, das auch bei weiteren Durchläufen nie langweilig wird.

Bálint hat mit Runeshard eine absolute Hammerband an den Start gebracht, auf die er sich meiner Meinung nach voll und ganz konzentrieren sollte. Hoffen wir mal, dass Dreaming Spire nicht die einzige Veröffentlichung bleiben wird und wir uns auf weitere spannende Geschichten freuen können.

Wertung: 9/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen