SACRED STEEL, ATTIC, KNIFE, UNDER RUINS

Ludwigsburg, Scala 30.04.2025


Normalerweise braucht man gut drei Stunden von Basel nach Ludwigsburg, aber heute, vor dem morgigen Feiertag, wollen wohl alle noch irgendwohin, so dass ich annähernd 5,5 Stunden benötige. Aufgrund des Hotels in fünfminütiger Fußdistanz bin ich dann doch rechtzeitig zum Konzertbeginn vor Ort. Pünktlich kurz nach 19:00 Uhr starten Under Ruins in ihren Set. Das Quintett aus der Region legt einen amtlichen, sympathischen Gig hin, bei dem mir der traditionelle Metal, der dargeboten wird, recht gut gefällt. Sänger Nuno Miguel versucht das Publikum permanent zum Mitmachen zu animieren, was auf die Zeit etwas mühsam wird und aufgesetzt wirkt. Aber genau der Vokalakrobat ist die stärkste Waffe der Band. Seine Stimme lässt sich echt hören und wirkt sehr angenehm im Klangbild. Kein Schreihals,  sondern ein variabler, guter Sänger. Das Songmaterial per se lässt mich gut mitnicken, kann mich aber nicht zum Kaufen eines Tonträgers animieren. Da der Sohnemann von Sänger Nuno Miguel das Merch der Band im Vorraum vertickt, widmet Nuno seinem Junior den abschließenden Song, das Bathory Cover „Father To Son“ (vom Album „Hammerheart“), welches zwar sauber gespielt wird, mich als Bathory Jünger der epischen Phase der Band jedoch nicht wirklich überzeugen kann. Ein guter Start in den Abend, es wird trotzdem Zeit, sich dem Gerstensaft zu widmen.


Bei Knife geht dann ganz anders die Post ab vor der Bühne. Auch wenn die Band aufgrund von Stau erst kurz vor ihrem Gig im Scala aufschlägt, lässt sich das live erprobte Quartett aus Marburg keine Hektik anmerken. Gewohnt fulminant und energiegeladen steigt man in einen Siegeszug durch Ludwigsburg. Vom ersten Song weg haben die Jungs die knapp 100 Anwesenden hinter sich. Erfreulicherweise variiert man die Setlist zu vergangenen, von mir besuchten Auftritten leicht, so dass auch Songs wie „K.N.I.F.E.“ oder „Metalized Blood“ zum Zuge kommen. Songs welche, die Bandklassiker auflockern und sich bestens in den Set einbringen. Bei „Metalized Blood“ kommt Sacred Steel Frontsirene Gerrit auf die Bühne, um Bennie beim Gesang zu unterstützen. Klare Ansagen gegen rechte politische Strömungen und Songs wie „With Torches They March“ – nota bene einer meiner Lieblinge – sind in Zeiten aufkeimender rechter Parteien wichtig. Ich kann die Haltung der Band hier vollumfänglich unterstützen. Nazi Punks, fuck off! Das abschließende „White Witch/Black Death“ beweist eindrücklich, weshalb Knife zurecht zu den angesagtesten Newcomer der letzten Jahre gehören. Wie immer stark!

Setlist: Heaven Into Dust; Inside The Electric Church; Behold The Horse Of War; No Gods In The Dark; The Hallowed Chamber Of Storms; Demon Wind; I Am The Priest; K.N.I.F.E.; Metalized Blood; Realm Of Violence; With Torches They March; White Witch/Black Death.


Attic muss man als Gesamtprodukt bestehend aus Musik, Bühnenaufbau und visuellen Effekten genießen. Daher stehe ich zu Beginn des Auftritts beim Mischpult, um die ganz Bühne im Blickfeld zu haben. Die visuellen / rituellen Effekte kommen dabei super zum Zuge und werden von der Band perfekt umgesetzt. Man merkt schnell, dass Attic bestens eingespielt sind und mittlerweile gut über zehn Jahre Bühnenerfahrung aufweisen können. Seit meinem ersten Kontakt mit der Band auf dem Headbangers Open Air 2012 hat sich da einiges getan. Beim ‚Up The Hammers‘ im vergangenen März konnte mich das Quintett aus dem Ruhrpott nicht vollumfänglich überzeugen, was primär am schlechten Sound lag. Heute sieht das zum Glück ganz anders aus. Der Sound ist bestens und die Band strotzt nur so vor Spielfreude und will dem fulminanten Set von Knife noch einen obendrauf setzten. Das gelingt dann auch. Interessanterweise liegt der Fokus des heutigen Sets eher auf der Frühphase der Band, und nicht wie ich erwartet hätte, auf dem aktuellen Album „Return Of The Witchfinder“, welches nun gut ein Jahr alt ist. Bei Attic gibt es keine Grautöne, man mag die Band, so wie ich, oder man kann wenig damit anfangen. Der Typ vor mir läuft entnervt mit einem „mein Gott, sind die mühsam“ davon, währenddem ich mich zu besserem Soundgenuss direkt an den Bühnenrand begebe. Eine geniale Version von „The Headless Rider“, einem der ältesten und besten Songs der Band, beschließt diesen tollen Auftritt, der bei mir den etwas zwiespältigen Eindruck des diesjährigen ‚Up The Hammers‘ Auftritts wieder verfliegen lässt.

Setlist: The Covenant; Darkest Rites; Sinless; Join The Coven; A Quest For Blood; The Hound Of Heaven; Edlyn; Azrael; The Hidden Grave; Funeral In The Woods; There Is No God; The Headless Rider.


Sacred Steel kommen, sehen und siegen an diesem Abend und lassen niemanden unglücklich nach Hause gehen. Mit „Metal Is War“ startet das heimische Quintett mit einer deutlichen Kampfansage in den Set, bei dem logischerweise einige Songs vom neuen Album „Ritual Supremacy“ zum Zuge kommen, schließlich ist der heutige Gig die Plattentaufe. Und so kommt gleich das halbe Album zu Liveehren heute. Grundsätzlich spielt die Band aber eine repräsentative Auswahl ihrer stärksten Songs aller Phasen, wobei ich immer glücklich bin, wenn „Faces Of The Antichrist“ zum Zuge kommt. Ich liebe diesen Song. Band und Publikum haben mächtig Spaß. Auch wenn dieses Line-up erst seit relativ kurzer Zeit zusammen Lärm macht, ist die Band bestens aufeinander eingespielt. Angetrieben von Drummer Matze, der nicht nur durch sein Power Drumming brilliert, sondern auch durch sein Organisationstalent. „Ohne Matze ginge heute Abend gar nix“ lässt uns Gerrit wissen. Dementsprechend huldigt das Publikum den sympathischen Stockschwinger mit laustarken „Matze, Matze“ Rufen. Auch wenn es manchmal etwas weniger Gefasel auf der Bühne sein dürfte, lockeren die Witze den Set auch auf. Mit „Sacred Bloody Steel“ kommt ein weiterer meiner Lieblingssogs zu Ehren. Mit dem überraschenden Maiden Cover „Revelations“ feuert man dann eine echte Granate ins Publikum. Respekt, tolle Version! Beim abschließenden „Wargods Of Metal“ kocht die Halle. Mit „Entombed Within The Iron Walls Of Dis“ beginnt der Zugabeteil mit einer neuen Nummer, bevor die Klassiker „Battle Angel“ und „Heavy Metal To The End“ diesen Abend beschließen. Bei Letztgenanntem entern nicht nur zahlreiche Fans die Bühne, sondern auch Attic Sänger Meister Cagliostro unterstützt Gerrit beim Gesang. Ein sympathischer, musikalisch starker Auftritt, der Lust auf mehr macht.

Setlist: Intro; Metal Is War; Sign Of The Skull; Ritual Supremacy; Tonight The Witches Ride; Leather, Spikes And Chains; Maniacs Of Speed; Bedlam Eternal; No God/No Religion; The Watcher Infernal; Sacred Boody Steel; Demon Witch Possession; Carnage Victory; Faces Of The Antichrist; Revelations; Wargods Of Metal; Entombed Within The Iron Walls Of Dis; Battle Angel; Heavy Metal To The End.

Im Anschluss gab es eine Sacred Steel Signing Session am Merch Stand, wobei im Vorraum des Scalas auch alle anderen Bands für Unterschriften und Fotos zur Verfügung standen. Ein sehr gelungener Abend, der deutlich mehr Zuschuerzusprch verdient gehabt hätte.

Autor & Pics: Steph Bachmann