SACRED STEEL – ritual supremacy
Neun Jahre nach der letzten Scheibe meldet sich die schwäbische Metal-Institution Sacred Steel mit ihrem mittlerweile zehnten Album zurück. Die Band um den enthusiastischen Sänger Gerrit Mutz hat schon immer polarisiert, weil nicht jeder mit seinen sirenenartigen Vocals klarkommt. Ich selbst gehöre jedoch zu denen, die gerade dieses charakteristische Merkmal lieben, und war entsprechend gespannt auf das neue Material, auch wenn man bei Truppen wie Sacred Steel nicht wirklich auf Überraschungen aus ist.
Zum Einstieg gibt´s direkt das, was man sich wünscht: Der Titelsong bietet schnellen, am US-Metal orientierten Stoff mit zunächst rauen Vocals und gelegentlichen Einsätzen besagter Sirene. Der Sound ist schön erdig und stellt einen angenehmen Gegenpol zu vielen zeitgenössischen, überproduzierten Veröffentlichungen dar. „Leather, Spikes And Chains“ ist ein cooler Stampfer und ein ganz tiefer Griff in die Klischee-Kiste, was ich keinesfalls negativ meine. Das Ding wird live sicher sehr gut funktionieren! „The Watcher Infernal“ ist dann episch und in langsamem Tempo vorgetragen. Gerrit zeigt, was er drauf hat, und besticht durch seinen vollen und sehr emotionalen Gesang. „A Shadow In The Bell Tower“ mischt gekonnt melodische Vocals mit thrashigem Riffing. Bis zu diesem Punkt ziehe ich das Zwischen-Fazit, dass Sacred Steel mit den ersten vier Songs des Albums einen repräsentativen Querschnitt durch ihr bisheriges Schaffen präsentieren, der keinen Fan enttäuschen wird. Richtig spannend wird es aber erst noch.
„Entombed Within The Iron Walls Of Dis“ ist mit rund acht Minuten der längste Song des Albums und beginnt mit geilen Gitarrenläufen, die eher an alte Hamburger Schule erinnern, als an Vorbilder aus Übersee. Im weiteren Verlauf offenbart das Stück eine Dynamik und einen Facettenreichtum, die mich wirklich überraschen. Das komplexe, epische Songwriting bietet sogar Platz für eine kurze Akustikeinlage mit Streichern (!!!), die gekonnt eingebaut wurde. Ein absolutes Highlight, welches das Album auf ein anderes Level hebt! „Bedlam Eternal“ eröffnet die zweite Hälfte der Scheibe und ruft in Erinnerung, dass Gerrit nicht nur im klassischen (Speed/Thrash) Metal, sondern auch im Doom zu Hause ist. Der Song könnte im Grunde fast 1:1 von Candlemass stammen. Gerade auf diesem Terrain funktioniert der, wenn man so will, weinerliche Gesang besonders gut! Bei „Demon Witch Possession“ können dann wieder die Fäuste gereckt werden. Das Ding geht einfach nach vorne und ist ein echter Headbanger. Danach wird es richtig überraschend. „Covenant Of Grace“ beginnt mit dissonantem Riffing, schlägt dann aber in eine durch Akustikgitarren getragene Melancholie um, die sich durch den gesamten Song zieht, aber auch immer mal durch eruptive, schnelle Passagen unterbrochen wird. Stilistisch erinnert mich dieser Song tatsächlich ein wenig an Nevermore. Großartig gemacht! Bei „Omen Rider“ geht es wieder traditioneller zu. Ein knackiges Running Wild-Riff steigert sich zu einem schweinegeilen Epic Metal Song der alten Schule, und auch hier kommt ein kurzer Akustikpart zum Einsatz, der das Ganze aber sehr gut abrundet. Die gefühlvolle, melancholische Ballade „Let The Blackness Come To Me“ ist der letzte Song, und ich krieg noch mal Gänsehaut. Erinnert Euch an die Großtaten alter Helden in den Achtzigern, da war so was nicht unüblich.
Was soll ich sagen? Ich kenne und liebe Sacred Steel seit ihrem ersten Album, aber ich glaube nach mindestens zehn Durchläufen, dass sie hier ihr Meisterwerk angeliefert haben! So abwechslungsreich hat sich die ebenso authentische wie sympathische Band noch nie präsentiert, und auch qualitativ ist das Niveau einfach nur Weltklasse! „Ritual Supremacy“ wird für mich definitiv beim Rennen um das Album des Jahres eine ziemlich große Rolle spielen!
Wertung: 9,5/10
Autor: Felix Schallenkamp
Label: | ROAR |
VÖ-Datum: | 25.04.2025 |
Running Time: | 49:16 |
Format: | CD, Vinyl, Tape |
Erhältlich bei:
Idiots Records