SADISTIC DRIVE – anthropophagy

Wieder einmal führt uns die musikalische Reise in das im Winter recht frostige Finnland. Diesmal genauer nach Joensuu im Osten des Lands der tausend Seen. Nicht einmal hundert Kilometer trennt diese Stadt von seinem östlichen Nachbarland Russland. In der rund fünfundsiebzigtausend Einwohner großen Metropole haben sich vier Metaller zusammen gefunden, um im Jahr 2018 ihre Band Sadisctic Drive zu gründen und dem Death Metal zu huldigen. Im gleichen Jahr brachte man auch das Demo “Street Cannibal Gluttony” heraus und anno 2020 ist es Zeit für das Debüt des Quintetts mit dem blutigen Titel “Anthropophagy”, was so viel wie menschlicher Kannibalismus bedeutet. Nun gut, aus eigenen Erfahrungen weiß ich wie dunkel und lang Finnische Winter sind.

Bereits zur Eröffnung des blutigen Festmahls in Form von “Serial Cleaner” wird schnell klar, dass die Jungs den oldschooligen Pfad gewählt haben. Dunkel, aber dennoch mit leicht melodiösen Anleihen, knüppeln sich die Jungs durch den ersten Song. Variierende Gesangsparts verschaffen im Dickicht der Soundwand etwas Abwechslung und auch die Blast Beat Parts zeigen, dass das Quartett Songs schreiben kann. Hier gibt es mächtig was auf die Fresse und Sadistic Drive rollen wie eine Walze durch den Gehörgang. Zurück bleibt nix als Verwüstung und Zerstörung. US-Death Metal haben die vier wohl auch schon mal gehört und lassen dies etwa in “Acid Vomit” durchklingen. Aber wirklich interessant wird es dann bei “Neurosyphilitic Lunacy”, der sogar eine progressive Schlagseite zu bieten hat und mich mit offenem Mund zurück lässt. Das kommt wirklich überraschend. Geile Arbeit, die die Finnen hier abliefern. Die vier Sadistischen wissen einen immer wieder zu überraschen, etwa auch mal mit schleppenden Parts wie in “Worm-Eaten Abomination”, der sich im Laufe zu einem echt schweren Brett entwickelt. Beim Thema Vielfalt dürfen natürlich auch rhythmische Parts für die Kopfschüttlerfraktion nicht fehlen, ebenso wenig wie kleine Horrorfilm-Intros an den Anfängen bei dem ein oder anderen Song, oder gutturale Gesangsparts. Echt cool, denn die Jungs haben wirklich für jeden was zu bieten und sind dabei noch tight wie Sau. Bei so kranken Songtiteln wie etwa “Body Part Puzzle” hat auch die Phantasie was zu tun. Hier kann man also getrost von Death Metal für Ohren und Geist sprechen.

Sadistic Drive haben mit ihrem Debüt zehn durchschlagende Tracks am Start, die in ihrer Gesamtheit ein rundum gelungenes Metzelwerk darstellen. Es wird zu keiner Sekunde langweilig und nach dem Durchlauf drückt man reflexartig auf die Repeat Taste.

Wertung: 8/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen