SATAN – earth Infernal

Seit dem glorreichen Comeback „Life Sentence“ vor gut zehn Jahren liefern die Briten alle paar Jahre ein Album ab, welches sich durchaus mit einem „British Standard Approved“ rühmen kann. Generell haben die Gentlemen um Gitarristen Russ Tippins auch in der älteren Vergangenheit, egal unter welchem Firmennamen (Satan/Blind Fury/Pariah), nie eine Fresbee veröffentlicht. Für den Durchbruch auf breiter Ebene hat es, wie bei vielen anderen NWOBHM Recken auch, nie gereicht. Umso schöner ist es, dass Bands wie Satan Festival Billings ein wenig bunter machen, und fast selbstverständlich ein Knaller Album nach dem anderen raus hauen. Vorausgesetzt man steht auf ihren Sound. In Zeiten von Pro-Tools, Autotune oder Clicktrack scheint es, dass der geneigte Hörer mit einem naturbelassenen, basischen und erdigen Sound nicht mehr viel anfangen kann. An dieser Stelle kann ich aber attestieren, dass dieser wieder etwas homogener als beim Vorgänger „Cruel Magic“ (2018) ist. Vom Songwriting her agiert man, wie eigentlich von Album zu Album schon, noch abwechslungsreicher. Das  ist eine schöne Entwicklung. Vom ersten Ton an ist man in der Musik gefangen und es gibt kein Entrinnen …

Schon das Eröffnungsriff von „Ascendency“ macht keine Gefangenen (ha). Eine für Satan typische und mitreißende Uptempo Nummer. Das von einem düsternen Riff getragene „Burning Portrait“ ist dagegen äußerst abwechslungsreich gehalten und erinnert stark an seelige Mercyful Fate Zeiten. Was hier gitarrentechnisch abgeliefert wird, steht dem dänischen Königshaus in nichts nach. Es bleibt also festzuhalten, dass neben Tipton/Downing und eben Denner/Shermann, auch die Herren Tippins/Ramsey als eine der besten Gitarrenduos in die Geschichtsbücher gehören. Auffallend ist ebenso die ungewöhnliche Melodieführung im Refrain, die sich wahrscheinlich gerade deswegen in die Gehirnrinde einfräst. „Twelve Infernal Lords“ zieht das Tempo wieder an und wird wie beim Opener von einem ständig wiederkehrenden Riff angetrieben. Ein einprägsamer Refrain tut sein Übriges dazu, auch diese Komposition als gelungen zu bezeichnen. Gleiches gilt für das erste Instrumental seit 1983. „Mercury‘s Shadow“ wird akustisch eingeleitet, baut Spannungsbögen auf, erleichtert mit schönen Gitarrenmelodien und wird akustisch wieder „ausgefadet“. Ein wirkliches geglücktes, und auf den Punkt komponiertes Instrumental, welches den Weg zum folgenden „A Sorrow Unspent“ ebnet. Eine weiterer typischer Banger, wie nur Satan ihn schreiben können. Die Percussions zu Beginn sind so passend platziert, das man meinen könne, die beiden Songs seien miteinander verbunden.

Die B-Seite beginnt mit dem eher im Midtempo angesiedelten „Luciferic“. Aber kein Problem, wie selbstverständlich geben sich auch hier packende Riffs und melodische Gesangsparts die Klinke in die Hand. Dasselbe gilt für das wieder deutlich flottere, sehr eingängige „From Second Sight“. Das sehr atmosphärische „Poison Elegy“ ist hingegen „progressiver“ und wartet abermals mit einer etwas ungewöhnlichen Melodieführung auf. Aber auch hier…Gehirnfräse! „The Blood Ran Deep“ bildet wieder den Gegenpol und besticht mit schönen Twin Guitars und der Refrain kann einfach alles. Das vielschichtige „Earth We Bequath“ bildet einen würdigen Abschluss eines großartigen Albums. Allerdings fällt mir auf, dass hier der Schlagzeugsound im Vergleich zu den vorangegangenen Songs irgendwie „anders“ ist.

Sei es drum, die Herren haben auch auf dem Album Nummer vier nach der Reunion alles richtig gemacht. „Earth Infernal“ ist kein Album, was man sich schön hören muss oder was „wachsen“ muss. Man ist sofort drin, man weiß sofort, dass es ein gutes Album wird und dass es selbst nach unzähligen Durchläufen noch kleine Details zu entdecken gibt! Von meiner Seite aus ein fröhliches „Hail Satan“ und neun Komma fünf von zehn Punkten für das bisherige Highlight des Jahres!

Wertung: 9,5/10
Autor: Michael Staude