SATAN, WARRANT, INFERNAL ASSAULT

Andernach, JuZ, 29.12.2017


Es ist zwar nicht gerade ein Katzensprung, doch für ein cooles Event kann man auch bei plötzlichem Wintereinbruch durch Schnee und Eis mal nach Andernach fahren. Diesmal ist ein Name wie Infernal Assault schon recht zugkräftig, obwohl er hier als Opener auf dem Billing steht. Grund dafür ist einerseits sicherlich, dass ihre Koblenzer Herkunft schon so etwas wie ein metallisches Gütesiegel ist, denn es kommen sehr viele authentische Bands aus der Gegend der Moselmündung, da darf man gespannt sein. Andererseits gibt man gern seinem Trieb für Black und Speed nach. Man merkt dem Dreier an, dass er noch in den Anfängen steht, denn etwas Unsicherheit steckt dem steifen Auftritt noch in den Knochen. Das Trio kloppt bei Soli sein Urwuchsgehämmer ohne Riffgitarre durch, so wie das eben so ist mit nur einer Gitarre. Exakt gerade wie an der Schnur gezogen waren sie bei Venom auch nicht, und wenn man grad vom Teufel spricht, covern sie auf einmal “Nightmare” von Cronos und Co. Und siehe da, es geht musikalisch auf, was dem sich noch füllenden Juz Live Club auf die Ohren gehauen wird.


Mit einer Handsirene wird der Auftritt von Warrant aus Düsseldorf eingeläutet. Wie sehr diese Teutonenmetaller wiedererstarkt sind, haben regelmäßige Konzertgänger aus reinmetallischeren Bereichen schon zu spüren bekommen. Die Helden der Achtziger um das verbliebende Originalmitglied Jörg Juraschek an Bass und Vocals konnten damals aus der zweiten Reihe solche Akzente setzen, dass man sich heute gerne an sie erinnert und ihren energiegeladenen Gigs beiwohnt. Als vierter Mann kommt der Henker mit der Axt für ein paar eindeutige Posen auf die Bühne, wie man sie von den Coverartworks kennt. Jörg steht breitbeinig in Angriffshaltung am Mikroständer und schmettert mit seinen Mannen solide das temporeiche Material in die Menge, davon schon damals besonders gewichtig die beiden 1985er Outputs “The Enforcer” und “First Strike”. Er sagt lustigerweise “Satan” an, der Track der EP darf im Billing mit dem gleichnamigen Headliner nicht fehlen. Zum Schluss kommt zum Titeltrack „The Enforcer“ und einer Zugabe nochmal der Henker auf die Bretter, mit dem Jörg sich sehr gerne zu Doppelhalsgepose hinreißen lässt. Der Kapuzenmann legt seine Axt ab und wirft T-Shirts in die Menge. Unter Rufen nach Zugabe muss nach einer Spielzeit von deutlich über einer Stunde Schluss sein und man darf von einem coolen Co-Headlinergig sprechen.


Für die Metaller, die das hier lesen, müssen diese Gentleman nicht mehr vorgestellt werden. Und wenn eine der besten Bands der NWOBHM wieder in der Originalbesetzung von 1983 unterwegs ist und nach der Reunion zwei Vorzeigewerke in Form von “Life Sentence” und “Atom By Atom” im Gepäck hat, geht man verdammt nochmal auch dahin, wenn ein exklusiver Gig angesagt ist. Ihr Name hat übrigens nix zu tun mit okkulten Inhalten, falls sich mal jemand drüber beschwert, ohne sich vorher informiert zu haben. Mit “Trial By Fire“ geht es fett los und spätestens zu “Devils Infantry“ kann niemand in der Wellblechhalle mehr still stehen. Ganz nebenbei erwähnt, wissen die Fans von Satan nur zu genau, dass Mister Brian Ross noch immer zu den besten Sängern im Metal zählt. Und genau dieser stellt sich wenig in den Vordergrund, hält sich sogar bescheiden mit großen Gesten zurück und packt dafür umso mehr obersympathische Ansagen aus. Für ‘Satan’-Rufe bedankt er sich und kommentiert das mit dem Ratschlag, die Rufe mal im heimischen Supermarkt auszuprobieren. Mit “Twenty Twenty Five”, “Break Free“ und “Time To Die“ reihen sich die Kracher aneinander und man kann sich vom Aktivposten Graeme English eines knallig tighten Basses erfreuen.

Gitarrist Russ Tippins, heute im hochbeneidenswerten Cauldron Shirt, beginnt mit den geilen Leads zu „Oppression“ und man sollte meinen, sein Spiralkabel an der Gitarre schränkt seinen Bewegungsradius ein, doch es reicht bis zur anderen Bühnenseite, wo er mit Gitarrist Steve Ramsey das Solo Stirn an Stirn spielt. “No Turning Back“, “Heads Will Roll“, “Kiss Of Death“ … die Zeit vergeht wie im Flug und nach drei Zugaben sind exakt neunzig absolut kurzweilige Minuten um. Schon kurz darauf steht Brian zwischen den Fans für Smalltalk und Selfies. Da durften wir kurz vor Ende des alten Jahres noch mal eben so ein Konzerthighlight erleben. Wer nicht da war, darf sich schwer ärgern und soll zur Strafe im Supermarkt rufen …

Autor & Pics: Joxe Schaefer