SAXON – carpe diem

Das alte englische Schlachtross Saxon hat eigentlich seit mehreren Jahrzehnten durchgehend Qualität abgeliefert und keinen Fan enttäuscht. Nun kommt die Truppe um den charismatischen, mittlerweile über 70 Jahre alten Frontmann Biff Byford mit ihrem nächsten Studioalbum „Carpe Diem“ um die Ecke – und das hat es in sich! Der Opener und Titelsong ist bereits hinreichend bekannt, und geht nach einem kurzen Intro in einen typischen Saxon-Kracher über, mit fetten Riffs, geilem Gesang und treffsicheren Melodien, der jedes Fan-Herz höher schlagen lässt. Der Sound ist druckvoll und differenziert, und lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Song Nummer zwei, „Age Of Steam“, beginnt mit einer wütenden Gitarren-Offensive, die bei jedem Headbanger den Adrenalinspiegel bis zum Anschlag steigen lässt, und lässt auch weiteren Verlauf nicht locker. Mit „The Pilgrimage“, dem ruhigsten Song des Albums, folgt eine im „Crusader“-Stil gehaltene Gänsehaut-Hymne, die mir beim ersten Hören unmittelbar die Tränen in die Augen getrieben hat. Nach diesem großartigen Einstiegs-Triple fragt man sich, ob die alten Herren dieses Level über das komplette Album halten können. Im Großen und Ganzen muss man sagen: sie können! Es gibt keine nennenswerten Schwachpunkte, dafür einen guten bis genialen Song nach dem anderen. Das ebenfalls im Vorfeld veröffentliche, energetische „Remember The Fallen“ hat den Drive von „The Power And The Glory“, die schleppende „Lady In Gray“ überzeugt durch spooky Atmosphäre. Richtig Alarm gibt es noch mal zum Abschluss. „Living On The Limit“ ist ein dreiminütiger Feger, der sämtliche Ketten sprengt, und das abschließende „Black Is The Night“ ist ein tierisch groovender Nackenbrecher mit einem Refrain, der sofort dazu animiert, die geballte Faust in den Himmel zu recken. Garniert wird das Stück noch mit einem der vielen fantastischen Gitarrensoli, die sich auf der Scheibe immer wieder ihren Weg bahnen. Fazit: „Carpe Diem“ ist abwechslungsreich, offensiv und unheimlich energiegeladen. Insbesondere das, was die Gitarrenfraktion sich hier reihenweise an Killer-Riffs und Gänsehaut-Soli aus dem Ärmel schüttelt, ist an Souveränität kaum noch zu überbieten. Die britische NWOBHM-Legende Saxon liefert anno 2022 eins der stärksten Alben ihrer gesamten Karriere ab!

Wertung: 9,5/10
Autor: Felix Schallenkamp