SCORCHED OAK, REDWATER, MIDNIGHT FORCE
Essen, Don’t Panic, 30.08.2017
Bereits einmal durfte der Verfasser dieser Zeilen einem Gig der Jungs von Midnight Force beiwohnen. Das war auf der Warm-up-Show zum diesjährigen Brofest in Newcastle Upon Tyne, bei der man sich die Bühne mit den NWOBHM Recken Badge und Salem teilte. Ein Ritterschlag sollte man meinen, denn davon träumen viele aufstrebende Bands aus dem Bereich des klassischen Metals. Leider fand das Midnight Force Konzert mit Stereo Nasty und Toledo Steel am vergangenem Freitag nicht statt, da wurde X-Crash kurzerhand zum heutigen Gig eingeladen, wo man zusammen mit Redwater und Scorched Oak auftritt. Es ist 20:00 Uhr und das Intro wird abgespielt. Wer das Quartett schon mal gesehen hat, der weiß schon um die langen Geschichten in den Ansagen, dem dauerbangenden Vollbart am Bass und die eingeschlagene Epicschiene. Die kommt an, denn schon im ersten Song “The Scarlet Citadel” gehen die Arme hoch. Die drei Schotten aus Glasgow, plus ihrem Oberhausener Bandmate Ansgar an der Gitarre, haben “Necropolis” von Manilla Road diesmal nicht im Set. Nach einer halben Stunde kommt zu den letzten Tönen ihr Drummer, der saubere Backing Vocals liefert, mit einem Becken in der Hand nach vorn und macht unter Applaus die letzten Anschläge am vorderen Bühnenrand. Ein mehr als solider Auftritt.
Im Rahmen des Metal Mittwochs hier im Panic Room dürfen als nächstes Redwater an die Schippe. Die beiden Dortmunder treten wie schon zuvor Midnight Force vor dem Backdrop von Scorched Oak auf. Die helleren Vocals vom Alternative Beats und sehr vielen Wirbel schlagenden Drummer, der sich über ein niedrig positioniertes Mikrofon beugt, hätten mit der Stimmfarbe auch in einer Grungeband eine gute Figur gemacht. Der Gitarrist an seiner rechten Seite im grauen Streifenshirt weiß die Zeit durch seichte Klänge seiner cremefarbenen Telecaster zu überbrücken, während sein Sidekick vor “Mountain View” Probleme an den Drums behebt. Sie bringen den Wüstensound in den Backyard Club des Don’t Panic, bleiben bei dem Stoff authentisch und wirbeln hier im Laufe des Gigs sprichwörtlich immer mehr Staub auf. Man sagt das flotte “Over” als neuesten Song an und rät zum kostenlosen Download ihrer EP bei Bandcamp. Noch vor dem abschließenden Instrumental “Skyline” tauen die offensichtlich jüngeren Reihen vor der Bühne dann doch noch auf und feiern die Songs des Duos. Ja doch, etwas Seattle ist drin im Sound der Westfalen.
Zum Schluss noch einmal Stoner und noch einmal Dortmund. Von dort kommt das junge Quintett Scorched Oak, die jetzt auf der kleinen Bühne Aufstellung nehmen und diese auch im Laufe des Gigs so beibehalten. Also mit dem Bewegungsradius wie auf einem Bierdeckel machen sie dennoch was her und wissen über weite Teile zu überzeugen, obwohl sie sich erst letztes Jahr gegründet haben. Das gleichaltrige Publikum scheint die Songs zu kennen, die anderen werden von ihnen angefixt. Die beiden Vollbartgitarristen müssen gut befreundet sein, tragen den gleichen Scheitel und spielen beide Les Paul. Etwas Psychedelik bringt Lea im Gesang ein, die mit leiserer und tiefere Stimme singt und oftmals auf exakte Töne keinen großen Wert legt. Dazu passt ein eingestreuter Wabereffekt in der Gitarre. Stilistisch lässt sich auch depressiv gefärbter Midtempo Subpop begründen, auf jeden Fall gibt es vor der Bühne überschwänglich viel Gehüpfe bis zu sehr viel shirtlosem Pogo zu diesem Sound. Lea macht freundliche Ansagen, fragt höflich nach, ob alle noch genug Bier haben und sagt “Ember” an. Obwohl eine Gitarre den Geist aufgibt, kann sie die vom abfeiernden Publikum lautstark geforderte Zugabe nicht vereiteln, denn freundlicherweise wird die Telecaster von Redwater gereicht, damit der Fünfer ein bereits gespieltes Stück des Sets wiederholen kann. Eine kurzweilige Angelegenheit dieser Metal Mittwoch, dem stilistisch größtenteils entsprochen wurde. Besser kann man jedenfalls einen Mittwochabend für zu berappende 6 Euro Eintrittsgeld nicht verbringen.
Autor & Pics: Joxe Schaefer