SCREAMER, DIEMONDS, ORBITER

Marburg, Cafe Trauma, 15.09.2017


orbiter

Rein verkehrstechnisch ist der heutige Tag geprägt von Staus ohne Ende. Auch die Bands treffen später am Venue ein als erwartet. Dennoch gelingt es dem Quartett Orbiter aus Herborn um 20:30 Uhr aufzutreten. Mit zwei Gitarren verteilen sie bratende Riffs breitflächig und schnell wippt das sich noch füllende Cafe Trauma mit. Bassist und Sänger Robert wechselt sich in den Vocalparts mit Drummer Johannes ab, manchmal sogar mitten in einem Song. Beide verfügen über kräftige Cleanstimmen, doch zu “Burn The Witch” kann Johannes auch rough brüllen. Plötzliche Tempoanhebungen sind die Würze in ihrem Stonersound und hier auf der Bühne halten sie sich glücklicherweise schon mal für längere Strecken nicht ans Tempolimit. Das kommt an und geht ins Bein, nur muss nach 35 groovenden Minuten schon Schluss sein. Möge man sich Orbiter auf den Zettel schreiben, denn die sollte man sich bei nächster Gelegenheit wieder live beschauen.


diemonds

Vom dichten Verkehr auf Deutschlands Straßen wissen auch Diemonds aus Kanada ein Liedchen zu singen. Sie kommen gerade aus Berlin, wo sie am gestrigen Tage nicht nur mit Screamer, sondern auch mit High Spirits und Argus gespielt haben, die ja derzeit ebenfalls in unseren Breiten auf Tour sind (wir berichteten). Mit schwacher und im Laufe des Abends nur geringfügig heller werdenden Beleuchtung, nur ihr Linkshand Drummer sitzt in einem starren Lichtkegel, kommt das Quintett aber klar und wirft seinen melodischen Metal klassischer Prägung in die Menge. Diemonds sind zum ersten Mal in Deutschland auf Tour, drehen ordentlich auf und deswegen dauert es auch nicht lange, bis es vor der Bühne voller wird. Blickfang ist Sängerin Priya Panda in einem hautengen Outfit, die auch mit ihrer roughen Stimme eine gute Figur macht. Ihr Gitarrist zur Linken unterstützt sie mit Ansagen, singt auch einen Song und fährt die volle Anmache, dass ein Mitgrölpart auch bis in die letzte Reihe geht. Priya kommt mit Schirmmütze zurück auf die Bühne, so ein Requisit haben wir schon bei Britta von Cripper oder Liv Sin gesehen, und widmet den Track “Wild At Heart” den Tourkollegen von Screamer. Fast eine Dreiviertelstunde wird gemosht, getanzt und gebangt, dann wird das Zepter an die Schweden übergeben.


screamer

Der Umbau dauert nur eine Viertelstunde und an den beiden hoch schwebenden Becken erkennt man, Drummer Henrik ist nicht weit. Die Bühne ist also fertig für die gutgelaunten Screamer, bei denen es schon beim Soundcheck lustig zugeht. “We Are Screamer!” schreit Shouter Andreas Wikström ins Publikum und ihr Anthem erweist sich auch als pfundstarker Opener. Zwar ist Andreas mit einer anderen Stimmfarbe als ex-Sänger Christoffer ausgestattet, doch er bringt auch heute wieder jeden Ton exakt auf den Punkt und sagt den Banger “No Regrets” an. Zum Mitgröler “Keep On Rockin” wird es vor der Bühne noch dichter und erste Screamer-Rufe sind zu hören. Die alten Stücke, besonders die vom ersten Album “Adrenaline Distractions”, sind einfach der Zünder, welche das Publikum immer wieder weiter anspitzen. Was so ein Arsch voll unschlagbar geiler Songs wie “Hell Machine” oder “No Sleep Til Hammersmith” bewirken können. Basser Fredrik unternimmt einen Ausflug ins Publikum, während die Gitarristen Dejan und Anton mit reichlich Doppelhalsgepose bis hinten für gereckte Arme sorgen. Nach ihrem aktuellen Gassenhauer “Monte Carlo Nights” heißt es, wenn alle laut genug schreien, wird noch ein Song gespielt. War aber auch klar, dass sie ohne “Rock Bottom” nicht von der Bühne gehen. Nach siebzig Minuten ist jedem der Anwesenden klar, die Schweden sind immer eine Bank. Der Tourtross begibt sich nun weiter auf den Weg nach Wien, mögen sie freie Bahn haben!

Autor & Pics: Joxe Schaefer