SCREAMER, HITTEN, FRENZY, INSANE, GRAVEHAMMER
Hamburg, Bambi-Galore, 01.11.2019
Am dritten Tag unseres Ausflugs nach Hamburg setzt uns das legendäre Bambi-Galore, wo sich Oldschoolbands die Klinke in die Hand geben, satt fünf Bands vor. Los geht es gleich mit den angeblackten Death Doomern Gravehammer aus Kiel. Aus letztgenannter Stilistik heraus der Dreier mit Facepaintings immer wieder bollerige Speedattacken fährt, ein Trademark der Schleswig-Holsteiner. Ebenso wie unclean Geröhrtes seitens des Bassmanns und fiese Rückkopplungen. Nach dreiunddreißig grolligen Minuten, nicht wenige Besucher hätten gerne noch mehr gesehen, entlassen sie uns nach draußen in die Kälte. Und es ist kalt heute Nacht in Hamburg. (Joxe Schaefer).
Die erste schwedische Band heute ist von den Legionen mit dem Namen Insane die Thrashgemeinschaft aus Kristinehamn, die grad die Compilation “The Dungeon Tapes“ raus hat. Sie speeden und thrashen wie irre und ihr Shouter bellt wie ein Kettenhund. Schön wie im Nackenbrecher „Dark Internal“ der Bass pumpt. Das macht schon Laune, auch wenn ihr Drummer recht verbissen ausschaut, als würde er lieber Doom spielen wollen. Tut er aber nicht und gibt dafür höhere Tempi vor, wie beim technischeren „Spiritual Possession“. Die Schweden legen sich ins Zeug und bekommen für “Death March“ ordentlich Applaus. Nur muss im strammen Rahmen dieses Abends mit fünf Bands nach etwas über einer halben Stunde leider schon Ende sein. (Joxe Schaefer).
Zuletzt haben wir die Spanier Frenzy im Jahre 2016 in Amstelveen/Holland auf dem Metal Maniacs Festival gesehen. Damals war grad die EP “Lethal Protector” raus, inzwischen haben sie das erste Album “Blind Justice” veröffentlicht. Die Band war zu der Zeit schon ziemlich cool und deswegen freuen wir uns, sie heute in Hamburg-Billstedt wieder live erleben zu dürfen. Wie wir noch in Erinnerung haben, trumpften sie damals mit zwei wunderbar harmonierenden Gitarristen auf. Am heutigen Abend sieht das mal ganz anders aus, weil beide jobbedingt fehlen. Allerdings hat sich Hitten Gitarrist Johnny Lorca mal eben in drei Tagen das Frenzy Programm draufgeschafft und ersetzt gleich beide seiner Landsleute auf einmal. Klasse Leistung! Frenzy sind heute die erste Band mit Gesang und die Screams sitzen, die Ansagen spricht Shouter Anthony allerdings sehr leise. In Amstelveen coverten sie “Rock You To Hell” von Grim Reaper, heute ist es „Dream Warriors“ von Dokken. Das war in den vierzig Minuten alles ziemlich in Ordnung, aber nächstes Mal hoffen wir mal, die Spanier wieder im originalen Line-up sehen zu dürfen. (Joxe Schaefer).
Wer auf dem Der Detze Rockt Festival 2015 war, hat Hitten abgefeiert. Und damit das heute wieder so sein kann, wurden die Kosten klein gehalten und die Band pennt beim Kumpel in Hamburg auf dem Sofa. Blöd nur, dass der Verfasser dieser Zeilen nun dafür sein Sofa räumen muss. Na ja, Hotel geht ja auch mal. Ihren Gitarristen Johnny haben wir ja eben schon bei Frenzy gesehen und gebührend vorgestellt. Mit seiner Stammband reißt er auch hier in fünfzig Minuten gut was weg. Der Fünfer lässt krachen, mischt die Menge auf und das Obertempo regiert. Dass ihr melodischer Metal etwas zum Power Metal schaut, biegen Klassesongs wie “Liar“ und „Ladykiller“ immer wieder in die richtige Richtung. Außerdem punkten die Spanier mit ziemlich sympathischen Ansagen und sind live immer eine Macht. Das dachte sich wohl auch unser Redakteur Tino, der sich am Merchandise alle Hitten-Shirts in jeder Farbe zulegte. (Joxe Schaefer).
Nachdem die Spanier von Hitten einen verdammten Mega-Abriss abgeliefert und das Bambi zum Kochen gebracht haben, ist es nun also Zeit für den zweiten Headliner des Abends, Screamer. Beide Bands haben angekündigt, eine Doppel-Headlinershow spielen. Die Uhr zeigt inzwischen, dass die Geisterstunde bereits überschritten ist, was hier aber noch nie jemanden gestört hat. Drumhüne Henrik musste erst einmal sein Drumkit wieder vervollständigen, nachdem das Grundgerüst von allen anderen Bands beprügelt wurde (Na guck- sowas geht also auch…). Die Schweden, diesmal ohne Radiointro, legen gewohnt dynamisch mit „Ride On“ vom neuesten Werk „Highway Of Heroes“ los. Optisch sind die Jungs ihrem schwarz-weiß Konzept treu geblieben und auch, dass die Magie blitzschnell in die Menge überspringt. Noch bevor es mit „Demon Rider“ in Runde zwei geht, sind vor und auf der Bühne unzählige Matten am Kreisen. „Shadow Hunter“ ist der nächste Track vom neuen Silberling und Screamer merken schnell, dass sie damit voll ins Schwarze treffen. Leicht tut sich das folgende Titelstück und bringt ebenfalls ordentlich Dampf auf die Uhr. Auch wenn das Quintett heute ungewohnterweise nicht 100%ig auf der Höhe ist, so schaffen sie es dennoch zu jeder Sekunde voll zu überzeugen. Das Publikum quittiert diese Leistung mit mächtig viel Applaus, wie etwa nach dem Knaller „On My Way“. Auch der folgende Stampfer „Keep On Walking“ sorgt für beste Stimmung bei den anwesenden Metallern. Mit „Rider Of Death“ und nach einer kurzen Verschnaufpause „Sacrifice“ und „Halo“ gibt es die nächsten Songs vom aktuellen Album.
Aber dennoch dürfen natürlich auch ältere Songs nicht fehlen und so gibt es mit dem Titeltrack des Vorgängeralbums „Hell Machine“ ordentlich kraftvoll auf das Ende des Sets zu. So schließen Screamer mit „Can You Hear Me“ den Set ihres ersten Gigs der Europa Tour ab, die mit den Amis Haunt seine Fortsetzung finden wird. Durch in Summe sieben neue Tracks, sind leider für mich einige Hammersongs wie „Monte Carlo Nights“ oder „No Sleep ‘Til Hamilton“ von der Setlist geflogen. Verständlich, aber dennoch schade, zumal es mein persönlich favorisierter Track vom neuen Output „Towers Of Babylon“ nicht auf die Setlist geschafft hat. Genau wie die Tatsache, dass es keine von der Menge geforderte Zugabe mehr gibt, enttäuscht doch einige an diesem frühen Morgen. Das ist jetzt wirklich jammern auf ganz hohem Niveau. Denn Screamer haben wie immer eine super Show abgeliefert und jedem der Anwesenden ein zufriedenes Grinsen ins Gesicht gemeißelt. (Tino Sternagel-Petersen).
Autor & Pics: Tino Sternagel-Petersen, Joxe Schaefer