SCREAMER – live sacrifice

Dieses komische Corona Ding geht wohl so langsam jedem ziemlich auf den (schwedischen Blaubär)Keks. Besonders fehlen wohl vielen von uns die zahlreichen Livekonzerte, auf denen man seine Freunde trifft, Bier trinkt und über die neuesten Scheiben fachsimpelt. Nicht ganz so schlimm wie bei uns war es in den vergangenen Monaten bei den Skandinaviern. Besonders Schweden ist seinen eigenen Weg gegangen in dieser Pandemie, was ich im vergangenen Herbst selber erleben durfte. So war es auch kein Problem, mit Trommeltier Henrik und den beiden Gitarristen Dejan und Anton von Screamer einen geilen Abend mit Barbecue und reichlich Alkohol in Henriks Garten zu verbringen. Eine wirklich schöne Tradition, die sich in den letzten Jahren fest etabliert hat, wenn wir in Schweden sind. Da den Jungs natürlich auch ziemlich doll die Liveauftritte fehlen, haben sie einfach kurzerhand eine Livescheibe in den Ring geworfen mit dem Namen “Live Sacrifice”.

Nach leichten Anlaufschwierigkeiten zählen Screamer schon seit langem zu meinen absoluten Faves und besonders die Liveshows sind immer wieder ein hochkarätiges Erlebnis. Diese Jungs versprühen auf der Bühne eine unglaubliche Energie, die ihres gleichen sucht – that’s Rock ‘n’ Roll!. Wenn man wie ich Screamer nun schon unzählige Male auf der Bühne gesehen hat, geht einem bereits beim Intro die Sonne im Herz auf. Schon bei den ersten Takten von “Ride On” werden die Augen feucht vor Freude und Sehnsucht. Sofort formieren sich Bilder, wie etwa Anton und Dejan im Gleichtakt ihre Gitarren hochreißen. Oder etwa bei “Keep On Walking” Basser Fredrik über die Bühne stapft und er von seinen Kollegen liebevoll mit einem leichten Arschtritt auf die Schippe genommen wird. Die Songauswahl dieser gut einundfünfzigminütigen Zeitreise in bessere Zeiten ist größtenteils von den letzten Touren und dementsprechend findet man gleich sieben Tracks wie beispielsweise “Shadow Rider”, “Rider Of Death”, “Halo” und “Out Of The Dark” vom letzten Mach(t)werk “Highway Of Heros”, inklusive meines Lieblingssongs “Towers Of Babylon”. Aber auch die andere Hälfte weist nur Perlen auf wie etwa “Demon Hunter”, “On My Way”, “Monte Carlo Nights” oder “Can You Hear Me”. Leute ehrlich, mehr geht nicht!!! Der Sound ist dazu echt großartig für ein Livealbum – clear, fett und satt und fängt trotzdem die Stimmung einer Screamer Show sehr gut ein. Lediglich die Ansagen von Fronter Andreas kommen etwas kurz. Dafür geht es hier einfach Schlag auf Schlag, die Jungs ballern aus allen Rohren und lassen die Pandemie für kurze Zeit vergessen. Man riecht förmlich den Schweiß und das Bier – Gänsehaut pur.

Gut Fünfzig Minuten echte Gefühle servieren uns Screamer mit “Live Scrifice” hier. Schon jetzt weiß ich, wenn in Kürze meine CD mit Shirt-Bundle im Briefkasten steckt, wird die Platte über Monate nicht mehr aus dem Schacht des Players kommen. Für mich gehört diese Livescheibe jetzt schon in meine Top-Fünf des Jahres und besser kann man die Zeit, bis es wieder losgeht nicht überbrücken. Einzig die Tatsache, dass es die Bandhymne “Screamer” nicht auf die Trackliste geschafft hat, hindert mich nerdig um einen halben Punkt daran, die imaginäre Höchstnote zu zücken, wenn wir Livescheiben bewerten würden. Absolute Kaufempfehlung!

Wertung: -/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen