SETH, ATTIC, …AND OCEANS, ANGSTKRIG

Oberhausen, Resonanzwerk, 02.09.2023


Trotz eines längeren Anmarsches nach Oberhausen, wir sind zuvor schon so einige Schritte an der Ruhr entlang patrolliert, kommen wir grad noch pünktlich am Resonanzwerk an. Für den Tourtross der Bands schreiben wir heuten den Tag zwei von insgesamt sechzehn. Auf der Bühne agieren bereits drei Maskierte, die sich Angstkrig nennen. Die bereits Anwesenden stehen nicht zu dicht, dass man noch bequem die vordere Absperrung erreichen kann. Das Mikro wurde weit links an den Bühnenrand aufgestellt, dass man bei den Vocals nicht auch optisch zu weit im Mittelpunkt steht. Doch sonst zeigt man sich schon ziemlich bewegungsfreudig und nutzt die Bühnenfläche aus. Sie können was mit zwei Gitarren, stehen aber ohne sichtbaren Basser auf der Bühne. Na ja, für ein eingespieltes Piano wurde auch aus dem Back ein Knöpfchen gedrückt. Aber ganz sicher bekommen wir von dem Dreier ziemlich geile Soli zwischen die Lauscher, die den Wert des Auftritts noch einmal etwas anheben. Schauen wir mal, was die nächste Band kann. (Joxe Schaefer)


Wenn man an sich nur für Attic zu diesem Konzert angereist ist, die wir in dem Billing nicht wirklich als passend gesetzt empfinden, dann kann man sich von den anderen Bands überraschen lassen. Im Falle von …and Oceans erinnern wir uns noch an ihre Anfangstage Ende der Neunziger, haben sie aber über die Jahre aus den Augen und Ohren verloren. Ihr Einstieg erfolgt bei viel Nebel, der Basser stellt sein Instrument gerne auf sein Knie und für die Darbietung ihres Symphonic Black bekommt der Sechser einiges an Zuschauerzuspruch, denn es gehen schon früh die Arme hoch. Die vorderen Reihen werden voller und wir erleben keine zugekleisterten Keyboardtapeten. Vielmehr kann man auch im aktuellen Titeltrack „As In Gardens, So In Tombs“ die Tasten mit Mühe verorten, doch ein paar Synthies dringen durch. Der Keyboarder spielt aber offensichtlich mehr, gemessen daran wie er hinter seinem Gerät rumturnt. Der Symphonicfaktor kommt später besser durch und erinnert phasenweise etwas an Amorphis, die im Sound der Band durchschimmern. Auch der Klassiker „The Black Vagabond And The Swan Of Two Heads“ bekommt vom stilmäßig gemischten Publikum mächtig Applaus. „Ambivalent God“ wird als letzter Track angesagt und endet mit einem Synthie-Outro. Als nach diesem fünfzigminütigen Auftritt nach getaner Arbeit auch der Keyboardmann die Bühne verlässt, setzt der Applaus nach den verstummten Keyboardklängen erst ein, als die Band die Bühne längst verlassen hatte. (Joxe Schaefer).


Kommen wir zum heimlichen Headliner und der abwechslungsreichsten Band des Abends. Attic haben die Bühne wie gewohnt in einen ollen Dachboden umgebaut,  bevor es mit dem Triple „Sanctimonious“, „Satans Bride“ und „A Serpent In The Pulpit“ losgeht. Im Anschluss folgt ein neuer Song, dessen Namen ich aber nicht ganz mitbekommen habe. Der Song weist die klassischen Attic-Trademarks auf. Mir fällt besonders die schöne Gitarrenarbeit von Katte und Max Povver auf. Die beiden scheinen sich beim Komponieren sehr gut zu ergänzen. Weiter geht es mit „The Hound Of Heaven“ und „Dark Hosanna“. Bei Zweiterem wird die stimmliche Breite von Meister Cagliostro deutlich hervorgehoben. Nach den beiden Klassikern gibt es wieder ein neues Stück. Auch hier gehen Attic traditionell zu Werke. Zum Schluss gibt es noch „Funeral In The Woods“ und „The Headless Horseman“. Attic sind für mich Tagessieger und ich würde mir nächstes Mal eine Tour mit geeigneterem Rahmenprogramm wünschen. (Matze Fittkau).


Von allen Bands auf diesem Planeten, die sich den beliebten Namen Seth gegeben haben, sind dies hier die Black Metal Franzosen. Auch bei ihnen können wir diesen modernen Faktor durch Synthies feststellen, doch die Kerzenständer von Attic sind wohl Alrounder und man konnte sie beim Umbau gleich stehen lassen. Aber auch der Headliner hat massig Klimbim aufgebaut, dazu ein Altar mit Kerzen, Totenkopf und den üblichen stimmungsunterstreichenden Utensilien. Allerdings auch zwei Riesenstrahler, die für Black Metal Verhältnisse nicht nur die Stage ganz schön stark erhellen, sondern auch für reichlich Gegenlicht in den Augen der Audienz sorgen. Ungeachtet der hohen Luxwerte haut der Facepaintigsechser inklusive Keyboard in allen Belangen gut rein. Die Ansagen erfolgen in Deutsch sowie Französisch, und was auf jeden Fall noch angemerkt werden darf, ist die sehr gefühlvolle Leadgitarre, die permanent etwas zu sagen weiß und definitiv im derberen Gesamtsound heraussticht. Daran werden wir die Band sicher wiedererkennen. Na gut, ihre bewegungsreiche Show kommt bei den Anwesenden offensichtlich an, kann bei uns aber geschmackstechnisch insgesamt nur mittelmäßig gut punkten. Und in Anbetracht der Tatsache, dass wir wie oben schon erwähnt alle Schrittzählerrekorde auf unseren Tachos haben, fühlen wir uns nicht wirklich schlecht dabei, die Halle schon vorzeit in Richtung Heimat zu verlassen. (Joxe Schaefer).

Autor: Matze Fittkau, Joxe Schaefer
Pics: Joxe Schaefer