SEVEN SISTERS, BLACKSLASH, ANIMALIZE, IRON FATE, FIRMAMENT

Braunschweig, B58, 25.02.2023


Den Anfang macht heute der Leipziger Hard ’n Heavy Fünfer Firmament. Bereits im vergangenen Jahr hatten wir auf dem Heavy Metal Maniacs Festival in Amstelveen, Holland das Vergnügen diese Band zu sehen. Für mich das erste Mal und dort haben die Jungs schon als Opener mächtig den Saal gerockt. Aus der Asche von Tension entstiegen, geben Firmament auch heute von Beginn an ordentlich Schub und der jetzt schon gut gefüllte Saal des B58 hat sichtlich Spaß, genau wie ich. Bis dato haben die Jungs nur ein Zwei-Track Demo Tape am Start. Vom in Kürze erscheinenden Debüt „We Don’t Rise, We Just Fall“ gibt es nach dem Intro mit „On The Edge“ auch direkt den ersten Song frontal auf die Lauscher gebraten. An der Theke hole ich zwischendurch für einen schmalen Taler erstmal etwas fürs leibliche Wohl, während es auf der Bühne mit den Songs „Dreams Of Misery“ und “Live In The Night“ weitergeht. Die Jungs haben sichtlich Spaß und Neu-Fronter Marco ist absolut stimmsicher und hat die Menge im Griff. Ein klasse Auftritt und ich freue mich schon mächtig auf das neue Album. (Tino Sternagel-Petersen).


Nachdem wir uns vor Beginn etwas informiert haben, sind wir auf den nun folgenden Act sehr gespannt. Denn als nächstes gibt es einen Auftritt einer Allstar-Band. Hier zocken von allen heute spielenden Bands Mitglieder zusammen Metal Klassiker und das ist mal ziemlich fett. Iron Maiden, Judas Priest, Manilla Road sind nur einige der großen Namen, die hier gebührend gehuldigt werden. Mein persönliches Highlight ist aber sowohl das selbstbetitelte Angel Witch Cover als auch der Grim Reaper Kracher „See You In Hell“, bei dem ich mir eine kleine Träne verkneifen muss. Ein echtes Schmankerl direkt zu Beginn des Abends, der richtig ankommt und mich mal gleich zum Bangen animiert. Da auch zwei Bandmitglieder der inzwischen leider aufgelösten Braunschweiger Institution Booze Control anwesend sind und auftreten, werden immer wieder Booze Control-Sprechchöre vor der Bühne laut, die Fronter David leicht verschämt mit den Worten: „Hört auf mit dem Scheiß!“ zum Schweigen bringt. (Tino Sternagel-Petersen).


Auf jeden Fall gelingt es uns nicht einfach so, so eine Klasseband wie die legendären Booze Control jetzt nicht mehr gut zu finden, schließlich sind wir wieder einmal in ihre Heimat Brunswick gereist, wo uns mehr an unsere Favoriten erinnert, als an die fragwürdig langen roten Ampelphasen. Im Finale des Sets der Allstars setzen Iron Fate mit „Victim Of Changes“ ein, diesmal ganz ohne Unterstützung der lokalen Helden von Booze Control, und könnten so einen passenden Übergang in ihren Set bilden. Der Song sollte auch klappen, weil perfekter Queensryche-Gesang auch zu den hohen Tönen von Priest passt. Sie sagen danach aber „Bis gleich …“ und verlassen noch einmal die Bühne. Okay danach erst mal Stilbruch, denn für uns liegt erstmal eInen Besuch im gegenüberliegenden Lidl-Markt lag an. Und nach Käse, Banane und Milch geht es dann ernsthaft weiter mit Metal. Gut eine halbe Stunde später kehren die Niedersachsen von Iron Fate mit einem brummigen Intro zurück auf die Bretter. Ihr permanent breitbeinig stehender Basser trägt heute mal ein Shirt der grandiosen Tygers Of Pan Tang, das nur noch vom Rainbow-Shirt des Rechtshalsgitarristen getoppt wird. Die Stimme von Sänger Denis ist topfit und so sitzen die Höhen felsenfest akkurat. Die Band ist perfekt wie vor einem Jahr in Lünen. Songs wie „We Rule The Night“ bekommen unheimlich starke Resonanz vom Publikum…na klar, die Jungs kommen ja auch von hier, denn ihre Heimatstadt Goslar ist auch nicht so weit entfernt. Es gibt letztendlich noch laute Rufe nach Zugabe, doch nach fünfzig Minuten ist Schluss. (Joxe Schaefer).


Nach einem weiteren Stopp am Tresen geht es wieder vor die Bühne. Hier steht für mich jetzt eines meiner Tageshighlights auf dem Zettel. Animalize aus Frankreich habe ich erst endgültig im vergangenen Jahr für mich entdeckt. Ihre 2020er EP „Tapes From The Crypt“ hatte ich vorher mal gehört, aber wohl auch nicht intensiv genug. Zumindest hat es bis letztes Jahr gedauert, als ihr Debüt „Meat We’re Made Of“ erstmals meine Gehörgänge durchflutet, bis ich heiß war auf das Quartett. So geht es auch direkt von Beginn an los mit ungezügelter Energie und purem Heavy Metal. Auch die Outfits der Lyoner lassen keinen Platz für Spekulationen und bedienen so ziemlich jedes Klischee. Animalize ballern aus allen Rohren und der Saal brodelt. Was für eine Energie und Spielfreudigkeit, das ist der Wahnsinn. Selbst die Songs in Muttersprache werden von der Menge aufgesogen und abgefeiert. Mein breites Grinsen kann ich nicht mehr verbergen und auch meine Matte bringe ich in Bewegung. Viel zu schnell ist die Spielzeit auch schon um und wohl jeder hätte noch stundenlang weiter dem Quartett lauschen können. Animalize sind eine erstklassige Wahl für das Billing des Steel Held High Festivals, soviel steht mal fest und ich bin froh und glücklich, den zweiten Deutschland Gig der Franzosen erleben zu dürfen. Leider haben die Jungs so gut wie nix an Merch mit und man(n) muss dafür sogar dem Sänger hinterherlaufen, bis er den Koffer aus dem Backstage gezerrt hat… haha, das nenne ich mal Underground! (Tino Sternagel-Petersen).


Die Jungs von Blackslash aus Donaueschingen sind inzwischen alte Haudegen ihres Fachs. Wir haben sie bereits zigmal live gesehen, besonders ihre Auftritte beim Taunus Metal, Der Detze Rockt und dem Very ‘Eavy Festival sind uns in Erinnerung geblieben. Die Baden-Württemberger Einheit hat mit dem aktuellen Longplayer „No Steel No Future“ insgesamt vier Alben raus und spielt noch immer in der alten Besetzung. Enttäuscht haben sie nie, so wird auch der heutige Gig wieder ein Erfolg. Wenn sich auch die hinteren Reihen ohne erkennbaren Grund etwas lichten, die Vorgängerband hatte die vollste Halle heute, geht vorne an der Bühne die Post ab. Selbstbewusst weiß Shouter Clemens zwischen seinen Parts die Menge zu pushen und läuft dazu bis in jede Bühnenecke. Trotz Rufen nach Zugabe musste wegen des streng einzuhaltenden Zeitplans schon Schluss sein, obwohl wir alle noch eine Schippe mehr hätten vertragen können. (Joxe Schaefer).


Kommen wir zum Headliner des heutigen Konzertabends. Wir haben diese Vereinigung bereits einige Male live sehen können, zum Beispiel auf dem German Swordbrothers Festival oder dem Brofest in Newcastle. Und deswegen können wir mit Bestimmtheit behaupten, dass es sich weder um Geschwister handelt, noch um sieben Musiker. Mit seinem aktuellen Projekt Phantom Spell wirbelt Sänger und Flying-V Gitarrist Kyle im Moment gerade mächtig Staub auf, doch nun konzentrieren wir uns mal wieder auf Seven Sisters. Die Fans stehen dicht gedrängt vor der Bühne, während hinten in Richtung Tresen viel Platz ist. So gelangt man besser an Getränke, als noch beim Peak bei Animalize. Das ziemlich lange Titelstück ihres zweiten Albums „The Cauldron And The Cross“ gibt aber keinen Grund dazu, die Szenerie mal eben kurz zu verlassen, denn der Aufbau gerade dieses und den folgenden Songs und seinen Darbietungen bleiben spannend. Auf jeden Fall wissen wir es sehr zu schätzen, nach dem Konzertmarathon, der ja schon früh nachmittags startete, im Eingangsbereich noch einen Teller Erbsensuppe abgreifen zu können. Die Wegverpflegung, zwei Pullen des lokalen Wolters Bieres, erfüllten ihren Zweck, auch wenn die Einheimischen hier besser Musik machen können und offensichtlich auch lieber das Astra vorziehen. (Joxe Schaefer).

Autor: Tino Sternagel-Petersen, Joxe Schaefer
Pics: Joxe Schaefer