SHOK PARIS – full metal jacket

Merkwürdige Zeiten in diesem Jahr, an denen es zu Himmelfahrt draußen auf der Straße so ruhig ist. Umso freudiger bin ich, wenn mit neuer Musik bedacht werde. Bei dem hier vorliegenden digitalen Release handelt es sich um etwas ganz Besonderes. Die US-Metal Legende Shok Paris beglückt uns nämlich in diesen besonderen Zeiten mit einem besonderen Schmankerl. “Full Metal Jacket”, ihr erster Longplayer seit genau einunddreißig Jahren. Das ist schon eine Zahl, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss. Ihr Meisterwerk und erfolgreichstes Album “Steel And Starlight” ist sogar noch zwei Jahre älter. Live ist diese Band genauso rar, wie ihre Veröffentlichungen. Über die letzten Jahre hatte ich zweimal das Vergnügen, Shok Paris auf der Bühne rocken zu sehen. Das waren wirklich beeindruckende Shows, die vor Power nur so strotzten.

“Full Metal Jacket” ist in achtunddreißig Jahren Bandgeschichte der vierte Longplayer des Quintetts. Qualität braucht halt seine Zeit. Nach dem eineinhalb minütigen Intro “The Creed”, welches natürlich auch Schlüsselszenen des Filmklassikers “Full Metal Jacket” enthält, legt der Fünfer um Bandgründer und Gitarrist Ken Erb los. Die Jungs haben wirklich nix verlernt und treten jedem Kritiker ordentlich vor das Schienenbein. Der Titeltrack rockt mächtig und Fronter Vic Hix ist mit über sechzig allerbestens bei Stimme und zeigt so manchem Jungspund gesangstechnisch, wo der Hammer hängt. Auffallend, wie erstklassig die Songs abgemischt sind. Hier stört kein zu leiser Bass, kein zu lautes Schlagzeug oder was auch immer. Es passt einfach alles, so dass besonders die knackigen Gitarrensoli immer wieder hervorstechen, auch wenn deren Sound etwas druckvoller sein könnte. Bewusst werde ich hier nach solch einer langen Abstinenz keine Vergleiche zu ihren Frühwerken ziehen, auch wenn der aktuelle Longplayer da durchaus gut bei wegkommen würde. Alleine die dynamischen Tracks “Full Metal Jacket” und “Metal On Metal”, oder das treibende, siebenminütige Bonusstück “Up The Hammers” können jetzt schon im gleichen Atemzug wie “Go Down Fighting” oder “Hot On Your Heels” genannt werden. Echt stark.

Shok Paris klingen sehr gereift und die Rockattitüde ist etwas stärker in den Vordergrund getreten, als es früher der Fall war, was aber dem Spaß keinen Abbruch tut. Eine wirklich starke Scheibe, die die Cleveländer hier an den Start gebracht haben. Das junge Wilde ist verständlicherweise etwas auf der Strecke geblieben, aber mit zwölf Tracks, die es auf eine Gesamtlaufzeit von fast zweiundfünfzig Minuten bringen, beweisen Shok Paris, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören und zu Recht eine der großen Namen des US Metals sind.

Wertung: 8,5/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen