SORCERER – reign of the reaper

Und sie haben es wieder getan…auch Album Numero vier fügt sich nahtlos in die makellose Diskografie ein und wird mit Sicherheit auch zur den absoluten Jahreshighlights gehören. Die schwedischen Epic Doomer sind aus der Metal-Szene nicht mehr wegzudenken. Angefangen mit zwei hervorragenden Demos in den späten Achtzigern / frühen Neunzigern, welche zwischenzeitlich als Kompilation von einem gewissen John Perez (Solitude Aeternus) re-released wurden, erste Reunionauftritte 2010 und im Jahre 2015 erschien endlich das Debüt „In The Shadow Of The Inverted Cross“. Der Rest ist Geschichte, wie es immer so schön heißt. Als vor etwas mehr als einem Jahr mit dem Songwriting zum neuen Album begonnen wurde, gab es einen Facebook-Post der Band. Es wurde gefragt, was die Fans sich beim nächsten Album wünschen würden? Meine Antwort war: Etwas mehr Ecken und Kanten. Und siehe da, wurde der traditionelle Metal-Anteil auf „Reign Of The Reaper“ erhöht. Laut eigener Aussage wollte man sowieso in diese Richtung gehen. Selbstverständlich wurden alle bisher liebgewonnenen Trademarks beibehalten und somit geht der „Reaper“ als echtes Sorcerer Album durch.

Gleich der bombastische Opener und erste Single „Morning Star“ ist ein Paradebeispiel für einen perfekten Sorcerer Song, und man fühlt sich sofort pudelwohl und suhlt sich förmlich im hymnenhaften Refrain, der wieder mal nicht von dieser Welt ist. Natürlich gibt es tolle Gitarrensoli von Gitarrenduo Kristian Niemann/Peter Halgran , bombastische Chöre und zwischendurch (passende) Growls von Bassist Justin Biggs, welche einen guten Kontrast zu Goldkehlchen und Tony Martin-Verehrer Anders Engberg bilden. „Morning Star“ hätte aufgrund seiner epischen Ausrichtung gut auf einem der beiden Vorgänger „The Crowing Of The Fire King“ (2017) oder „Lamenting Of The Innocent“(2020) gepasst. Episch geht es allerdings auch mit dem Titeltrack weiter, welches die selben Ingredienzien enthält, aber etwas schleppender und düsterer daher kommt. Der komplexere, aber melodische Refrain bietet etwas Licht, bevor erneut die totale Dunkelheit über einen hinein bricht. Deutlich flotter ist „Thy Kingdom Will Come“ ausgefallen. Ein wahrer „Sword & Sorcery“- Song mit einem machtvollen Refrain, der einen nicht mehr loslässt und man dabei geneigt ist, sein imaginäres Schwert gen Himmel zu heben, und in die Schlacht zu ziehen.

Akustikgitarren und Herztöne leiten das fast balladesk beginnende „Eternal Sleep“ ein. Ganz klar geht es hier um den Prozess des Sterbens. Dieser wird musikalisch und textlich gut herausgearbeitet. Beim getragenen Refrain sieht man förmlich wie der Geist den Körper verlässt und eine leblose Hülle zurückbleibt… und die Engel weinen. Gänsehaut pur. Die gibt es auch bei „Curse Ob Medusa“. So enthält ebenfalls diese orientalisch angehauchte Komposition wieder einmal einen Refrain der Kategorie „nicht von dieser Welt“. Zudem wird hier etwas mehr auf das Gaspedal gedrückt. „Unveiling Blasphemy“ ist dagegen behäbiger mit bombastischen Chören und einem abermals tollen Gitarrensolo, wo Niemann/Halgran sich die Leads nur so zu werfen, wie es einst Tipton und Downing taten. „The Underworld“ hebt das Tempo erneut deutlich an und auch hier gibt es einen „nicht von dieser Welt“ Refrain zum drin suhlen. Rausschmeißer „Break Of Dawn“ fällt gemächlicher aus, verfügt über wunderschöne Gitarrenharmonien und ermöglicht in den ruhigeren Parts mehr Raum für Anders gefühlvollen Gesang. Akustische Gitarren faden ein Album aus, welches ein wenig kompakter und etwas mehr „traditionsmetallischer“ (bei einigen Songs schneller und härter) ausgefallen ist, aber dabei nichts von der Magie des Zauberers vermissen lässt.

Unbedingt erwähnen muss man, dass ein weiterer Fanwunsch berücksichtigt wurde. Die bisher nur digital erhältliche „Reverence“-EP mit Covers von Rainbow, Black Sabbath, Saxon und Ozzy Osbourne sind nun auch in physischer Form als Bonus hinzugefügt worden (CD und Deluxe DLP). Und diese sind allesamt mehr als gelungen. So eigenständig wie möglich, so nah am Original wie nötig, könnte man sagen. Oder umgekehrt. Für das fanfreundliche Rundumsorglos-Paket vergebe ich 9,5 von 10 Punkten und ein Treppchen für den Jahresbestenposten.

Wertung: 9,5/10
Autor: Michael Staude