SPACE CHASER, INDIAN NIGHTMARE
Berlin, Cassiopeia, 09.05.2020
Wie man unseren Redakteur Joxe ja kennt, hilfsbereit wie eh und je, hat er selbstverständlich Kumpel Knöppi dabei geholfen zu schauen, ob dessen Auto noch weiß wie es fährt. Ob der Umstand, dass Knöppi wohl einmal zu feste aufs Gaspedal gedrückt hat und man plötzlich in Hamburg stand, nun als glücklich oder unglücklich zu beschreiben ist, bleibt den Betroffenen überlassen. Glücklich war dagegen der Zufall, dass die Verschnaufpause genau vor der Haustür von Redakteur Janosch fiel und man noch dazu mit Dönninghaus Bratwurst, zugehöriger Currysoße und einer Kiste Pils ausgestattet war. Gerade nochmal Schwein gehabt, dass der Janosch auch zu Hause war und nicht versucht hat, den Rentnern das Klopapier vor der Nase wegzukaufen (einfach nur so, um Unruhe rein zu bringen). Schnell konnte festgestellt werden, dass ja auch noch dieser Stream da laufen soll, der Grill nur wenige Zentimeter von Bierkühlschrank und Fernseher weg steht und somit war die Entscheidung gefallen, dem Online-Konzert gemeinschaftlich beizuwohnen und die Janosch-Bude kurzerhand ins X-Crash-Redaktions-Studio umzuwandeln. Übrigens genau dort, wo die berüchtigten The Snailrazors ihre Wiege hatten. Hinzu kam über digitale Medien zugeschaltet aus dem Außenstudio Kaltenkirchen Redakteur und Chaser-Fanboy Tino. (Janosch Besen).
Gerade rechtzeitig zu Beginn die gute Dönninghaus Bratwurst verdrückt, schalten wir um kurz nach sieben Uhr den Stream auf den Küchenscreen. Das Cassiopeia lässt sein Logo fett vor der Stage prangen und Lampen im Back der Bühne bilden ein ‘I’ und ein ‘N’. Und was gleich noch sofort auffällt, ist die Frisur von Shouter César, der wahrscheinlich grad seine Finger aus der Steckdose gezogen zu haben scheint. In der Berliner Location scheint man für ein paar Interviewfragen den Mindestabstand eingehalten zu haben und die erste Band betritt die Bühne. Der Multi-Kultihaufen von Indian Nightmare gehört an aktueller Speedfront zu den derzeit angesagtesten Acts und wenn grad nicht die alles bremsende Coronazeit wäre, hätten wie die Jungs noch ein paarmal öfter live gesehen, als auf dem Der Detze Rockt Festival im letzten Jahr, hier im Hamburger Kultladen Bambi-Galore oder im Bahnhof Pauli. Immer wieder steht Drummer Corrado in den Songs auf und arbeitet im Stehen. Nicht weniger selten begeben sich Gitarrist Butch und César vor die Bühne, wo sonst eigentlich das Publikum stehen sollte und Besuche mit der Nase bis ganz nah vor die Kameralinse gehören dazu. Und weil sonst alles leer ist, hat César zu “Fire Meets Steel” genug Platz, seinen in Feuerzeugbenzin getränkten Schwert zu entzünden. Glücklicherweise hat das Team vom Detze ihm das Teil nachgebracht, nachdem er es in der Eifel hat liegen lassen. Pünktlich zur Ansage von “The Awakening” lässt sich durch viele Kameraperspektiven erkennen, dass Cesar zurück auf den Brettern steht, während wir vor den Bildschirmen feststellen müssen, dass die Zeit viel zu schnell vergeht. Auch über den Stream kam die Show absolut authentisch und es hat vierzig Minuten zum Niederknien schön auf die Fresse geballert. Dann verneigt sich Redakteurskumpel Janosch vor mir erneut bis in Bodenhöhe. Das hat er eben schon einmal gemacht, danach stand ein neues Kaltgetränk vor mir. Ja klar, unter mir befindet sich der Bierkühlschrank. Nicht nur hier in der Küche, sondern auch im Cassiopeia wird gefeiert, aber bevor es voll zur Sache geht, sind zunächst noch Space Chaser dran, abzuliefern. Der Bericht dazu wird ein paar Dörfer weiter nördlich verfasst, wo unser Videovanpilot und Chaserfachmann neben Whiskey-Cola in mindestens genauso netter Gesellschaft vorm Stream sitzt. Wir geben dazu ab ins virentechnisch abgeriegelte Schleswig Holstein. (Janosch Besen / Joxe Schaefer).
Nachdem DJ Grindcrusher uns die Umbaupause mit einem netten Thrash Metal Mix verkürzt hat, ist es nun Zeit für den heutigen Hauptact. Das sind heute in diesem Live Stream die Thrasher Space Chaser aus der Hautstadt. Endlich wieder! Leider ist meine letzte Chasers Show auch schon wieder einige Wochen her, umso mehr habe ich mich über die Ankündigung des Quintetts gefreut und so zelebrieren meine Frau, John Jameson und ich einen Konzertabend der etwas anderen Art.
Inzwischen habe ich mich sehr gut mit Herrn Jameson angefreundet und schon leicht einen im Tee. Also der perfekte Zustand, um sich mit einem Thrash Metal Brett par excellence die Rübe freiballern zu lassen. Los geht es mit “Loaded To The Top” und die Jungs machen schnell klar, dass heute keine Gefangenen gemacht werden. Gewohnt professionell shreddern sich Space Chaser durch ihren Set und inzwischen ist auch der Sound etwas besser geworden als beim Opening Act. Auch der Lichtmann überschlägt sich an seinem Mischpult. Fronter Siggi hat sogar noch zu Beginn eine Lederjacke an, doch diese fliegt schnell in die Ecke und das Gaspedal wird am Bühnenboden festgespaxt – was für ein Energielevel. Die Bühnenabstinenz merkt man ihnen nicht an, aber dass die Jungs heiß sind auf Liveauftritte schon. Kracher wie “Thrashold”, “Waves” oder “The Harbringer” ballern einfach so geil und sind auch vor dem Fernsehendgerät eine Bank. In Ersterem ändert Siggi sogar kurzerhand eine Textzeile um und ruft weiter zum Spenden für das veranstaltende Cassiopeia auf. Dass die Chasers schon länger nicht mehr geprobt haben, fällt absolut nicht auf, denn die fünf zocken gewohnt tight Songs wie “Atom Crusher” und “Decapitron” direkt in your face. Geil! Auch ein lustiges Bier-ex-Spiel darf nicht fehlen, bei dem ich mit meinem Whiskey-Cola natürlich mit einsteige und sogar gewinne – haha…! Mit “Virus”, dem Oberkracher “Skate Metal Punks” und “Metro Massacre” geht es auch leider schon viel zu schnell dem Ende entgegen. Als Zugabe kloppen die sympathischen Berliner noch den Opener ihres Debüts, “Interstellar Overlords” raus, den wir leider aufgrund von Verbindungsproblemen nicht mehr bis zum Ende abfeiern können. Dennoch hat die Show gereicht, dass ich headbangend und mitgrölend auf dem Sofa meine achtundzwanzigste Space Chaser Show zelebrieren kann. Im Anschluss gibt es wohl noch ein Interview, welches wir aber ebenfalls aufgrund von technischen Differenzen nicht mehr sehen können.
Schade, aber es war uns auch so wie immer ein innerliches Blumenpflücken. Ein wirklich geiler Abend und irgendwie hat man sich ja inzwischen an diese Art von Liveshows gewöhnt. Ist natürlich schon etwas total anderes, aber besser so, als gar nix. Kein Anstehen an der Bar, kein Warten vor dem Klo und Rauchen kann man dabei auch. Man muss es einfach positiv sehen. In diesem Sinne freuen wir uns schon auf das kommende Wochenende. (Tino Sternagel-Petersen).
Autor: Janosch Besen, Joxe Schaefer, Tino Sternagel-Petersen
Pics: Joxe Schaefer