SPACE CHASER, VLADIMIR HARKONNEN
Kiel, Kieler Schaubude, 19.11.2021
Am späten Freitagnachmittag mache ich mich durch den Feierabendverkehr auf den Weg in unsere Landeshauptstadt Kiel. Hier steht heute etwas ganz Besonderes auf dem Speiseplan. Die Lokalmatadore Vladimir Harkonnen und die Thrash Metal Walze aus der Bundeshauptstadt, Space Chaser, bitten zum Tanz. Aufgrund einer (un)glücklichen Terminplanung verpasse ich leider die zeitgleich im Hamburger Bambi Galore stattfindende True Thrash Fest Warm-Up mit Messerschmitt, Full Assault und Reavers. Echt sehr schade auf der einen Seite, aber dennoch für mich super, Space Chaser dafür zwei Tage in Folge sehen zu können. Rund eine Stunde Fahrt liegt hinter mir, als ich die Kieler Schaubude erreiche. Nach einer ausgiebigen Parkplatzsuche, bei der ich einiges von Kiel kennenlerne, ist es geschafft und der Abend kann beginnen. Mit Chasers Gitarrist Martin und seinem Ersatzmann Tobi verbringe ich die Zeit bis zur Türöffnung, um die aktuelle Lage zu analysieren. Schnell sind wir uns einig, dass die 2G-Regelung für den Zutritt eine gute Sache ist in der momentanen Situation. Im Grunde ist jeder froh und glücklich, dass Konzerte überhaupt möglich sind. Die Schaubude ist eine relativ überschaubare Location, die mit einer tollen Atmosphäre aufwartet.
Mit einer Hopfenkaltschale suche ich mir einen gemütlichen Platz, als auch schon das Intro der Kieler Thrash Punker Vladimir Harkonnen aus den Boxen tönt. Harkonnen haben heute gleich doppelt Grund zu feiern. Zum einen wird das fünfzehnjährige Bandjubiläum begossen und mit leichter Verspätung von rund eineinhalb Jahren der Release ihres aktuellen Albums Vlad Smash! Beide Bands haben sich im Vorwege fast schon darum gekloppt, als erstes zu spielen und die Vlads haben dann doch das Rennen gemacht.
Die Schaubude ist nach wenigen Karten an der Abendkasse inzwischen auch ausverkauft, kein Wunder bei dem Billing. Für einige ist dieser Abend dann auch das erste Konzert seit Beginn der Pandemie. Entsprechend ausgehungert ist das Publikum, das von Beginn an im Laden ordentlich Stimmung macht. Vladimir Harkonnen sind ebenfalls hungrig und geben mächtig Gas. Die Setlist ist lang am heutigen Abend, daher haben die Vlads schon früher angefangen, um länger rocken zu können, wie Frontikone Philipp die Menge wissen lässt. Der sympathische Fronter gibt zwischen den Songs immer wieder kleine Anekdoten zum Besten und Ansagen wie etwa zu „13 Minutes“ regen auch mal zum Nachdenken an. Die Setlist der energiegeladenen Show ist echt geil und Songs wie „Good Old Days“, „Ram It Down“ oder das Slime Cover „Schweineherbst“ machen richtig Laune, was man auch am Publikum sieht. Philipp geht immer wieder von der Bühne in die Menge und ist eine echte Rampensau. Wahnsinn, was aus dem Kerl rauskommt. Mit Krachern wie „Reign In Vlad“, „Frontex“ und „Flatties“ geht es auf die Zielgerade des Abends und die Stimmung ist vor der Bühne am Brodeln. Mit dem Anthrax Cover „Death Rider“ und meinem Lieblingssong „Roadkill BBQ“ geht eine mehr als würdige Jubiläums- und Release Show zu Ende. Vlad haben mit ihrem dynamisch punkigen Hardcore Thrash Metal einen viel umjubelten Auftritt abgeliefert – super Show, die jedem richtig Laune gebracht hat, sowohl vor, als auch auf der Bühne.
Eine schnelle Kippe, ein letztes Bier und dann geht auch schon der Headliner des heutigen Abends an den Start. Mit leichter, technisch bedingter Verspätung gehen die Berliner Sci-Fi Thrasher Space Chaser auf die Jagd gegen die Zeit. Denn heute muss um 23:00 Uhr Schluss sein mit Konzert. Mit „Virus“, „Cryoshock“ und dem Kracher des aktuellen Albums, „Juggernaut“ geht es gleich mal ziemlich in die Vollen und vor der Bühne entsteht schnell der ein oder andere Circlepit, wie auch bei dem Nackenbrecher „Anthem“. Das Quintett ist bestens eingespielt und ballert wie Sau. Space Chaser ist einfach immer eine Bank und gerade live absolut übermächtig. Der charismatische Fronter Siggi heizt dem Publikum ein und das macht sich bemerkbar. Viel Bewegung in der Menge ist das Ergebnis und hier ist richtig Energie im Saal. Der Zeitdruck zeigt seine fiese Fratze und so wird der ein oder andere Song von der Setlist leider übersprungen. Drummer Matthias gibt bei diesem Ritt gegen die Zeit die Titel vor und souverän zocken die Chasers ihre aktuellen Titel „The Immortals“ und „Antidote To Order“, die direkt vom Ohr in den Nacken gehen. Mit einem meiner persönlichen Highlights „Skate Metal Punks“ geht es leider schon viel zu schnell dem Ende des Abends entgegen. Bei „Decapitron“ geben Space Chaser ordentlich Schub und zu den finalen Akkorden des dynamischen „Metro Massacre“ ist pünktlich um 23:01 Uhr Feierabend mit einem mehr als gelungenen Thrash Metal Abend.
Beide Bands haben einen lupenreinen Abriss abgeliefert und Kiel zum Beben gebracht. Für diesen Abend hat sich jeder Kilometer gelohnt und mit einem seligen Grinsen auf dem Gesicht mache ich mich nach einer kurzen Verabschiedungsrunde auf den Heimweg. Die inzwischen in meinem CD Schacht heiß gelaufene „Give Us Life“ CD der Chasers weicht dabei meiner Neuerwerbung des Vladimir Harkonnens Debüt, dass ich nun endlich physisch mein Eigen nennen kann. Wie es derweilen im Hamurger Bambi Galore beim True Thrash Fest abgeht, wird uns unser Jens an einer anderen Stelle wissen lassen.
Autor & Pics: Tino Sternagel-Petersen