Speed Metal Crossfire

Bielefeld, JZ Stricker, 21.04.2018


Da haben wir super Wetter mit Temperaturen von über zwanzig Grad. Also stehen die Scharen von Metallern noch vor der Tür des JZ Stricker. Angesagt ist heute hohes Tempo mit auf die Fresse, denn es findet zum zweiten Mal das Speed Metal Crossfire statt. Der Name ist Programm, dass man pünktlich zur Tagesschauzeit die dunkle Location entert, um sich zunächst Hochgeschwindigkeits-Black Metal aus Chemnitz reinzutun. Amtliches Geballer also, bei dem vor allem das Tempo stimmt, haha. Das Vorhaben soll sich lohnen, denn Nuctemeron tragen mit samt Neubassistin Volcanic Slut tonnenweise Metall am Leder und ziehen amtlich von selbigem. Ihr mehrminütiges Intro raubt ihnen wertvolle Spielzeit, doch sie kriegen aber mit ihrem einzig gelisteten Output im Fokus, der „Knights Of Hell“ EP aus 2016, gut vierunddreißig Minuten voll. Natürlich ist der Kracher „Hexenhammer“ mit drin, ein Track mit Wiedererkennungswert. Die Zusammenkunft aus Ostdeutschland bringt Bewegung ins Stricker. Ihr Shouter schreit auch in den Ansagen und gebraucht ein riesiges umgedrehtes Kreuz zum Posen und als Luftgitarre. Zum Schluss fließt Kunstblut, nur leider muss nach beschrieben knapper Spielzeit schon Schluss sein.


Auf dem notdürftig vom Blut gesäuberten Bühnenboden dürfen nun Vulture performen. Die irren Speedfreaks hatten wir bereits schon öfter vor der Linse, daher wissen wir, was zu erwarten ist. Was wir noch nicht wussten, uns aber denken konnten, ist eine gewisse fortgeschrittene Professionalität des Fünfers. Zum Glück nicht so viel, dass ihr Chaos drunter gelitten hätte. Die Fraktion der roten Gitarren wirkt eingespielter und beginnend mit ihrem Anthem wird ein fünfzigminütiger Angriff geritten, dass in den ersten Reihen mächtig Geschiebe entsteht. Irgendwann wandert der Bass weiter an Shouter L. Steeler und die Angreifer bringen das von Stefan gesungene „Luzifer Rise“, das nicht mehr am Schluss kommt, sondern mittendrin. Der Song seines Luzifer Projektes mit Herrn Steeler bleibt der einzige Track am heutigen Abend mit cleanen Vocals. Beendet wird ihre Performance nach fünfzig Minuten mit einer laaangen Rückkopplung. Klasse Ding, wenn es auch oft zwischen den Songs zu lange ruhig war.


Trotz einem schön lauten „Hells Bells“ aus der Konserve vorweg, wird es zu Hellish Crossfire zunächst nicht ganz so voll vor der Bühne, aber auch ohne Lokalpatriotenstatus schön intensiv. Die nach dem ersten Iron Angel Album benannten Nürnberger haben bereits acht Jahre keine Platte mehr gemacht; die lange Wartezeit bemängelten wir bereits bei ihrem Auftritt auf dem Rock Hard Festival 2013. Der spielfreudige Vierer agiert passend zum Billing an oberster Thrashkante und nach „Shadowcurse” sagt ihr Basser “Claw Of The Reaper” von der Debütscheibe an, und zu „Conqueress Of Black Souls” springt der erste Stagediver. Wahrscheinlich wegen sich steigernder, grandioser Publikumsreaktionen dreht Fronthüne Thomas die Scheinwerfer über ihm in Richtung der ersten Reihen, um das Publikum in Szene zu setzen. Abschließend bringen sie „Iron Force“, ein Cover der Essener Thrasherkumpels von Darkness. Das hat über fünfzig Minuten gekracht, die Haudegen haben es noch immer voll drauf!


Viele von Mädels getragene Nocturnal Shirts sind schon den ganzen Abend im Publikum zu sehen. Klar, der Headliner zieht einfach. Da ist es völlig egal, ob ihr aktuelles Album „Storming Evil“ schon vier Jahre auf dem Buckel hat, oder Peng! Die Berserker aus Mainz geben der Audienz was sie will und kratzen sich ungehobelt durchs Programm, dass der Andrang vor der Bühne mehr Raum für Bewegung benötigt. Voluminöse Growls und Gewirbel mit dem Mikrofonständer sind wie ein knochiger Bass nur ein Teil des Ganzen, die Audienz im Griff zu halten. Die Beleuchtungsverhältnisse halten die linke Bühnenseite dunkel, sehr zum Ärger der Fotografen. Bei allen Bands des Abend steht hier jeweils der Gitarrist, der nur weiter hinten auf der Bühne Licht bekommt. Weil aber die Axtleute lieber am vorderen Bühnenrand Gas geben, wie natürlich auch bei Nocturnal, werden sie von den Lichtkegeln nicht erreicht. Nun gut, es funktioniert offensichtlich auch ohne, die Meute im JZ Stricker abfeiern zu lassen und die Arme der Fans hoch zu bekommen.
Ein Fazit des Events fällt positiv aus. Super Location, klasse Leute und bei Bierpreisen von zwei Euronen für ne Pulle 0,3 gibbet auch nix zu meckern. Fetten Dank an die Veranstalter und Herrn Shellshokker. Freuen wir uns also auf die dritte Ausgabe des Speed Metal Crossfire in 2019!

Autor & Pics: Joxe Schaefer