SPEEDWHORE – visions of a parallel world

Speedwhore, die inzwischen in der Bundeshauptstadt ansässig sind, existieren bereits seit 2006. Etliche kleinere Veröffentlichungen wie EPs, Singles und Splits gehen auf das Konto des Black / Thrasher Vierers. Das Debütalbum „The Future Is Now“ stammt bereits aus dem Jahr 2015, da ist es anno 2023 an der Zeit, mit dem Zweitlingswerk nachzulegen. Im Vergleich zum Debüt schafft man die Spielzeit von rund achtunddreißig Minuten jetzt in neun Songs zu verpacken und nicht mehr in zwölf.

„Matriarch“ heißt der Opener und beginnt düster und schleppend, bevor mit einem Donnergrollen die Doublebass und die sägenden Gitarren ihre Arbeit aufnehmen. Fronter Tim klingt, als säße er direkt im Höllenfeuer. Sehr starke und abwechslungsreiche Gesangsparts von clean, über tiefe Growls bis hin zu Screamspitzen, die direkt ins Mark gehen. Hier wird aber nicht nur sinnlos drauf los geprügelt, denn Speedwhore machen auch im Midtempo ordentlich Druck und kommen teilweise gar mit epochalen Einlagen ziemlich fett daher wie etwa in „Lion’s Gate“. Das folgende „Clutch Of The Sea“ mit seinen Slayer Anleihen zu Beginn kommt wie ein Tsunami über einen. Was für ein Brett diese Nummer, da müsst ihr reinhören! Die Produktion ist rau und roh, einfach auf die Fresse, wie es sich für ein anständiges Black / Thrash Album gehört. Die Tracks sind fast durchweg zum Mattekreisen geeignet. Fast, denn „Decrypted Prophecies“ ist ein gut zweiminütiges Höllenfeuer mit einer sehr seichten, aber dennoch sehr schwarzen ersten Hälfte, dessen zweite Hälfte dann wieder aus allen Rohren ballert, spannend gemacht. Der finale Titeltrack mit seinen sieben Minuten dreiundvierzig ist der längste Track der Scheibe und natürlich auch der abwechslungsreichste.

Echt ein mächtiges Werk, was Speedwhore hier abgeliefert haben. Für mich in diesem Jahr eines der besten Alben aus diesem Genre, gerade, da hier öfter mal der Fuß vom Gas genommen wird und die Scheibe dadurch sehr vielschichtig ausgefallen ist. Top!

Wertung: 9/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen