STEVE GRIMMET – personal crisis

Swindon im Südwesten des Vereinigten Königreichs, etwa zwei Stunden westlich von der Hauptstadt London gelegen. Ein typisches englisches Städtchen mit gut 150.000 Einwohnern. Einer davon ist die NWOBHM Legende Steve Grimmett. Kaum ein anderer Name ist so eng mit dem britischen Heavy Metal der 80er verbunden wie seiner. Noch bis heute haben die Grim Reaper Veröffentlichungen „See You In Hell“, Fear No Evil“ und „Rock You To Hell“ Kultstatus in der Metalszene, denen er seine charismatische Stimme lieh. 1988 löste sich die Band auf, da Heavy Metal nicht mehr trendig war.
Erst Mitte der 2000er sprießen die Bands aus den frühen Tagen wieder ans Tageslicht und das mit häufig mehr Erfolg, als zu ihren Blütezeiten. Auch Steve Grimmett bildet da keine Ausnahme. Seine ehemaligen Mitstreiter haben inzwischen nicht mehr viel mit Metal am Hut und haben ihre Instrumente mehr oder weniger an den Nagel gehängt. Da die britische Metal Szene auch scheinbar unerschöpflich ist, war es für Steve ein leichtes sein neues Line-up auf die Beine zu stellen. So begann man im Jahr 2006 dem Kult von damals wieder Leben einzuhauchen, aus rechtlichen Gründen unter dem Namen Steve Grimmett’s Grim Reaper. Um den Status nicht zu gefährden, veröffentlichte das Quartett ihre neuen Songs unter dem Banner Steve Grimmett im Folgejahr. Diese hört auf den Namen “Personal Crisis”.

Genau um diesen Release geht es hier, auch wenn ich dafür etwas weiter ausholen musste, um dem einen oder anderen die Zusammenhänge etwas näher zu bringen. Los geht es mit „Karma“, klassischer Heavy Metal, allerdings mit Keyboards unterlegt, was die ganze Nummer etwas Power Metal-lastig macht. Auch in den Folgesongs schleicht sich dieses Instrument immer wieder ein, meistens dezent eingesetzt. Steve’s Reibeisengesang ist unverkennbar und verleiht den Songs ihre Power. „Freedom“ ist mein erstes Highlight. Schöner Chorus und geile Gitarrenarbeit von Ian Nash. Nach dem sechsminütigen kraftvoll schleppenden „Lonely“ geht es mit „Afterglow“ wieder gut voran. Hier kommt zum ersten Mal auch der Gast Background Sänger Carsten Schulz (u.a. Evidence One) zur Geltung. „Enemy“ klingt auch wieder sehr Power Metal-lastig, was auch an den weiblichen Gastvocals von Joanna Ruiz liegt. Nach ein paar eher durchschnittlichen Songs („Strength“ ist hier nur hervorzuheben), gibt es dann mit „Wrath Of The Ripper“ von der ’83er “See You In Hell” das erste und einzige Grim Reaper Cover. Schon habe ich mich verliebt! Sehr geile neue Interpretation, ohne Keybords (zumindest hört man keine raus) und wahnsinnig druckvoll, auch wenn Steve beim Ende der letzen Strophe nicht mehr ganz so hoch kommt, wie früher. Mit „Fallen“ gibt es noch einen netten Rausschmeißer, aber nach „Wrath Of The Ripper“ hätte für mich nix mehr kommen müssen.

Also, die Songs klingen recht modern und ich denke, jeder kann froh sein, dass Steve sich entschieden hat, diese Scheibe nicht unter dem Banner Grim Reaper zu veröffentlichen. Damit hätte man wohl etliche Fans von früher vor den Kopf gestoßen. Personal Crisis ist eine gute Scheibe, aber halt nicht dass, was man von Steve Grimmett aufgrund seines Namens vermuten würde. Es mutet schon etwas makaber an, eine Scheibe über persönliche Krisen zu hören, wenn man sich den Weg von Steve in den letzten Monaten dazu ins Gedächtnis ruft und dass diese Scheibe ziemlich genau zehn Jahre alt ist.

Wertung: 7,5/10
Autor: Tino Sternagel-Petersen