THE HELLBOYS – save your souls 4 us

Die The Hellboys aus der alten Metal-Hochburg Velbert gibt es seit 1998 und nach drei EPs bis 2001 kam im Jahre 2009 mit “FireFireFire” ihr erster, selbst veröffentlichter Longplayer heraus, der in der Szene eine Menge Staub aufwirbelte. Der Metal Hammer kürte das Album gar zum Demo des Monats. Unter anderem spielte die Band als Support für The Hellacopters, Gluecifer, Chuck Norris Experiment, The Turbo A.C.‘s und The Datsuns. Danach wurde es mehr und mehr ruhig um die “Trittarsch-Rock ‘n‘ Roller” aus dem Bergischen und als 2015 ihr langjähriger Bassmann Mobby die Band verließ, fürchtete manch einer die Auflösung der Hellboys. Aber mit “Grandpa” Macke fand sich Ersatz und die Hellboys wollten es noch einmal wissen.

Nach zehn Jahren seit dem ersten Album wurde nun mit “Save Your Souls 4 Us” der zweite Longplayer veröffentlicht und ich persönlich kann nur sagen: das Warten hat sich gelohnt! Dieses Werk hält internationalen Standards stand und toppt “FireFireFire!” tatsächlich noch einmal. “Save Your Souls 4 Us” vermischt 50 Jahre Rock-, Punk- und Metal-Geschichte zu einem unwiderstehlichen Kickass-Gebräu, bei dem sich Hit an Hit reiht.

Alex an der (einzigen!) Rock ‘n‘ Roll-Gitarre gehört schon seit Jahren zu meinen absoluten Favoriten. Was der Mann an Feuerwerken und zündenden Rock ‘n’ Roll-Riffs aus seiner Gibson Les Paul zaubert, sucht wirklich mächtig nach Seinesgleichen. Wenn man die The Hellboys nicht kennt und sie zum ersten Mal live sieht, kann es einem passieren, dass man sich irritiert nach der zweiten Gitarre umsieht. Zusammen mit Grandpa am Bass und dem auch bei den Jamheads tätigen Eulinger am Schlagzeug, entsteht ein Gemisch, das wirklich amtlich in den Arsch tritt. Und zwar mit Anlauf!

Und überhaupt auch Drummer Eulinger: hätte nicht der unvergessene Philthy Taylor von Motörhead den Beinamen “Animal” besessen, ich könnte mir, mal abgesehen vom großartigen Mikkey Dee, kaum jemand anderes vorstellen, zu dem diese Bezeichnung besser passen würde, als zum Schlagzeuger der The Hellboys. Ich gehe jede Wette ein, so wie der Mann auch gerade live zuschlägt, dass er einen doppelt so hohen Verbrauch an Stöcken, Fellen und Becken hat als die meisten seiner Kollegen. Das erinnert optisch wirklich an das Tier aus der Muppetshow oder eben an Mikkey Dee, und worauf es natürlich ankommt, das kommt jederzeit exakt und punktgenau.

Kommen wir zum Sänger: Smai-Lee sorgte in der Vergangenheit hin und wieder für die Kritikpunkte an den The Hellboys, wenn es die denn gab. Und ich muss zugeben, dass auch ich einer derjenigen war, dem seine Stimme manchmal ein bisschen zu glatt klang und der sich für den ansonsten tollen Sound der The Hellboys ein bisschen mehr whiskeygeschwängerten “Dreck” beim Gesang gewünscht hätte. Aber diese Kritik scheint sich Smai-Lee beim neuen Album zu Herzen genommen zu haben. Bei “Hey, Hey, Hate”, “Electro Baby”, “Ghoul Eats Girl”… überall ein Smai-Lee, der auch anders kann! Hier wird ganz deutlich, dass es Smai-Lee allen zeigen wollte und das ist ihm größtenteils gelungen. Größtenteils? Ja, ich persönlich würde mir das noch öfter wünschen, aber das ist Jammern auf höchstem Niveau und wenn man ehrlich ist: Kann man es einem Sänger vorwerfen, wenn er vielseitig ist? Wohl kaum. Hinzu kommt, dass Smai-Lee für die Texte der The Hellboys verantwortlich ist und die gehören meines Erachtens nach zu dem Besten, was die Szene weit und breit herzugeben hat. Passagen wie “Don’t you tell me life is fair, Lemmy’s dead instead of Cher” oder “Little men drive SUVs” (“We will survive”) sind genau meine Kragenweite und machen bei genauem Hinhören einfach nur Spaß. (Anspieltipp: “The Fattest Cowboy Of The USA”, ein herrlich ironischer Song über einen gewissen amerikanischen Präsidenten).

Wer auf  fetten Rock ‘n’ Roll à la Motörhead, Rose Tattoo, die Ramones, Hellacopters oder zum Beispiel Motorjesus gepaart mit erstklassigen Lyrics steht, der sollte den Velbertern eine Chance geben. Für mich ist “Save Your Souls 4 Us” ein absoluter Volltreffer in erstklassiger, fetter Produktion und profihafter Verpackung. Und nur, weil die Band seit Jahren zu meinen Lieblingsbands zählt, vergebe ich keine neun Punkte, sondern ziehe aus Objektivitätsgründen einen halben ab. Kaufempfehlung für Liebhaber des heftigen Rock ‘n’ Roll-Genres, ohne Frage!

Tracklist:
01 Save Your Souls 4 Us
02 You Got It
03 Ghoul Eats Girl
04 Hey, Hey, … Hate!
05 Hell’O A Boy
06 The Fattest Cowboy Of The USA
07 The Beast Is Calling
08 Frank Drebin
09 In The Fast Lane
10 We Will Survive
11 Electro Lady

Smai-Lee – Vocals
Alex – Rock ‘n’ Roll Guitar
Grandpa – Bass
Eulinger – Drums

Wertung: 8,5/10
Autor: Wolfgang Haupt