THEM – return to hemmersmoor

Was 2008 als eine vom ehemaligen Coldsteel Sänger Troy Norr gegründete King Diamond Cover Band begann, hat sich heute zu einem ernstzunehmenden, internationalen Act gemausert. Ist man 2013 noch auf der „Invisible Guests“ Tour, u.a. mit Gastauftritten ehemaliger Schergen des Königs wie Hal Patino oder Pete Blakk, durch die Clubs getingelt, erscheint dieser Tage passend zu Halloween das bereits dritte Album des deutsch/amerikanischen Sextetts. Als glühender Verehrer des dänischen Powerjodlers hat es seiner Zeit natürlich nicht lange gedauert, bis ich mich im musikalischen Kosmos von Them heimisch gefühlt habe. Man muss aber der Fairness halber sagen, dass man sich bis auf das Konzept einer Horrorstory und hier und da ein eingestreuter „diamondscher“ Kiekser weitestgehend vom großen Vorbild emanzipiert hat.

Das musikalische Grundgerüst ist zum Beispiel purer Thrash. Natürlich nicht wie der von Kreator und Konsorten. Angel Kotte, etatmäßiger Demolition Hammer Drummer, prügelt die Mehrzahl der Kompositionen gekonnt und kompetent in die Thrash Ecke. Dies kann man gleich nach dem obligatorischen Intro nachhören. „Age Of Ascension“ ist ein Einstand nach Maß und setzt sich mit „The Tumultous Voyage To Hemmersmoor“ fort. Die Gitarrenfraktion spielt sich in einen wahren Geschwindigkeitsrausch. Was für ein im wahrsten Sinne des Wortes Höllenritt, bei dem aber die Melodie zu keiner Zeit vergessen wird. Ebenso wenig die großen Refrains.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen, wo der Fuß ein wenig vom Gaspedal genommen wird. Wie zum Beispiel die erste Single „Free“. Was beim Debüt „Sweet Hollow“(2016) „Dead Of Night“ war, ist hier „Free“ – ein waschechter Hit! Auf diesem folgen zwei, drei sehr abwechslungsreiche Stücke, die nur partiell in den Allerwertesten treten. Bei aller Komplexität jederzeit nachvollziehbar, und mit großen, ausufernden Refrains ausgestattet.  Zudem sind „Field Of Immortality“, „The Thin Veil“ und „Awaken“ wichtig für den weiteren Verlauf der Geschichte. Nach noch einem Instrumental („Momento Mori“) wird dann wieder bis zum wortwörtlichen bitteren Ende, die Axt ausgepackt…Das hektische „Hellhounds: Harbingers Of Death“ ist so ein Paradebeispiel hierfür. Möchte man vielleicht doch noch eine Parallele zum King ziehen, dann sollte man an dieser Stelle erwähnen, dass Musik und Handlung beim Album Nummer drei noch perfekter miteinander verflochten sind. So sind Them in puncto atmosphärischer Dichte dem Königshaus erschreckend nahe. Denn beim Genuss von „Return To Hemmersmoor“ taucht der geneigte Hörer sofort tief in die fantastische Story ein. Bei der Befreiung KK Fossor‘s durch Remsen ist man livehaftig mit dabei und begleitet die Protagonisten auf ihrer Flucht aus Salem. Man reist zusammen mit einem Segelschiff über den großen Teich und begibt sich nach überstandener Überfahrt weiter nach Hemmersmoor. Diesen angeblich magischen Ort gibt es übrigens wirklich (liegt in der Nähe von Bremen). Dort angekommen, klöppelt man notdürftig einen Altar zusammen und belebt KK‘ s Tochter Miranda, nur um kurze Zeit später von Widersacher Peter Thompson und einer Meute Bluthunden durch die Botanik gescheucht zu werden…und letzten Endes ist alles für die Katz, oder doch nicht?

Leider liegen mir zur Rezension weder Texte vor, noch steht mir eine Interpretationshilfe aus dem Reclam Verlag zur Verfügung (ihr wisst schon, diese gelben Heftchen aus dem Deutschunterricht). Die zweite Auskopplung „Battleblood“ ist eine weiteres Thrashbrett und dabei durchaus einer Single würdig. Eine straighte Nummer mit einem sehr eingängigen Refrain und einem ruhigen, schönen Mittelteil mit (hier passenden) „Ohohoho“ Chören inklusive. In dem ebenfalls flott intonierten „Maestro‘s Last Stand“ steuert die Geschichte ihrem Höhepunkt entgegen. Zudem werden hier einige Strophenfragmente des Opener „Forever Burns“ vom Debüt zitiert und somit eine Brücke ganz zum Anfang der Geschichte geschlagen, welche sich über eine Länge von insgesamt drei Alben erstreckt hat. Ob „Finis“ nun wirklich das Ende ist, und ob Remsen seinem Maestro wieder einmal aus der Patsche helfen kann, wird die Zukunft zeigen… Die Geschichte ist hiermit zu Ende. Das Review übrigens auch.

Wertung: 9/10
Autor: Michael Staude